2024-04-25T10:27:22.981Z

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Länderspiel-Premiere für Afghanistan: Milad Salem (unten, 3. von re.) debütierte gegen Tadschikistan in der Nationalmannschaft seines Heimatlandes.
Länderspiel-Premiere für Afghanistan: Milad Salem (unten, 3. von re.) debütierte gegen Tadschikistan in der Nationalmannschaft seines Heimatlandes.

Milad Salem feiert sein Debüt für Afghanistan

Holstein Kiel hat wieder einen aktuellen A-Nationalspieler

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Fast wäre das Debüt aufgrund einer nicht angekommenen E-Mail ganz ausgefallen, medial ist es aus eben diesem Grund in Kiel erst im Nachhinein bewusst geworden: Holstein Kiel hat wieder einen aktuellen A-Nationalspieler. Milad Salem feierte in der vergangenen Woche in einem Spiel in Tadschikistan sein Länderspiel-Debüt für sein Heimatland Afghanistan.

Kurios war vieles rund um diese Premiere. Nicht nur die Tatsache, dass Salem in vielen Statistiken mit bereits drei Länderspielen geführt wurde, die allerdings ein offensichtlich namensgleicher Spieler absolviert hatte. Mehrmals war er bereits eingeladen worden, hatte aber wegen Verletzungen oder Verpflichtungen mit dem Club absagen müssen. Nun passte es. „Für den Verein kam das aber ziemlich überraschend, weil die E-Mail mit der Einladung nie angekommen ist“, erzählt Salem, „und es war dann ziemlich überraschend, dass plötzlich der Nationaltrainer da war.“

Doch Trainer Markus Anfang und Sportchef Ralf Becker reagierten so, wie Salem es sich erhoffte. „Sie haben gesagt: ,Geh, genieße es und komm gesund zurück'“, freute sich der in Kabul geborene Flügelstürmer, der sein Heimatland bereits mit zwei Jahren verlassen musste.

Gar nicht alltäglich war auch die Tatsache, dass Nationaltrainer Petar Segrt, der Salem im Vorfeld sehr gelobt hatte, beim Spiel gar nicht mehr verantwortlich war. „Er wurde kurz vor dem Spiel entlassen. Wir Spieler wissen nicht warum. Das war sehr überraschend“, rätselte Salem. Spielen durfte der Kieler natürlich dennoch, schon bei seinen neuen Kollegen hatte er Respekt gespürt.

„Ich bin der Nationalspieler, der derzeit am höchsten spielt“, erklärt er. Die anderen Afghanen spielen in der deutschen Regional- oder Oberliga, in nicht so stark eingeschätzten europäischen Klassen oder weniger renommierten asiatischen Profiligen. „Aber die Spieler sind alle gut ausgebildet. Viele haben in der Jugend bei Bundesliga-Vereinen gespielt“, erläutert Salem.

Auf dem Feld dann sein Geburtsland zu repräsentieren und die Nationalhymne zu hören, sei „einfach nur der Wahnsinn“ gewesen, beschrieb der 28-Jährige. „In Tadschikistan gibt es viele Afghanen, ungefähr 2000 waren im Stadion. Schon am Flughafen haben 500 Leute auf uns gewartet, obwohl wir als Fußballnation noch nicht viel erreicht haben. Ein Hammergefühl“, strahlte Salem auch noch Tage später. Auch daheim kam das Debüt, das auch sportlich mit einer guten Leistung Salems einherging, gut an. „Meine Familie ist sehr stolz. 15 Leute saßen vor dem Fernseher“, berichtete der Kieler.

Auf das nächste Länderspiel-Erlebnis muss er ein paar Monate warten. „Das Trainingslager mit der Nationalmannschaft fällt für mich aus“, sagt er pflichtbewusst. „Da geht es mit dem Verein nach Spanien, und Holstein ist mein Arbeitgeber.“ Wenn im März die Qualifikationsspiele für den Asien-Cup beginnen, hofft Salem allerdings auf weitere Einsätze. Mit weniger Kuriositäten, aber sicher ähnlichem Gefühl und Stolz.
Aufrufe: 023.11.2016, 09:00 Uhr
SHZ / Matthias Hermann/cjeAutor