2024-05-08T14:46:11.570Z

Im Nachfassen
Wieder einmal enteilt: Kingsley Schindler (rechts) ist nicht nur in dieser Szene schneller als der Regensburger Uwe Hesse.getty
Wieder einmal enteilt: Kingsley Schindler (rechts) ist nicht nur in dieser Szene schneller als der Regensburger Uwe Hesse.getty

Holstein Kiels Zweitliga-Traum wird realistischer

Aus den verbleibenden drei Spielen reichen Holstein sieben Punkte, um aus eigener Kraft den Aufstieg zu feiern

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36 Jahre ist es her, seit sich Holstein Kiel mit einem 3:1 gegen Preußen Münster aus der damals noch zweigleisigen 2. Bundesliga verabschiedete. Seit Sonnabend sind die Aussichten besser als in all den Jahren dazwischen, dass die Rückkehr wirklich gelingen kann.

„Es ist schwer, jetzt nicht zu träumen“, sagte Dominick Drexler nach dem 3:0 (1:0) in Regensburg, mit dem die „Störche“ ihren zweiten Platz in der 3. Liga nach zuletzt zehn ungeschlagenen Spielen (sechs Siege, vier Remis, 17:2 Tore) festigten. Aus den verbleibenden drei Spielen reichen Holstein sieben Punkte, um aus eigener Kraft den Aufstieg zu feiern. Dass das trotz guter Form nicht nebenbei klappen wird, ist den Kielern bewusst. „Der Trainer wird uns mit der Analyse des Spiels schon auf den Boden der Tatsachen zurückholen“, sagte Drexler. „Denn heute war sicher nicht alles perfekt.“

Genug aber, um Eindruck zu hinterlassen. „Die Kieler waren schon in der Vorrunde der stärkste Gegner, auf den wir getroffen sind. Und heute waren sie wieder sehr gut“, sagte Regensburgs Trainer Heiko Herrlich. „Es ist schwer, gegen diese Mannschaft Tore zu erzielen.“


Auf dem Weg in die 2. Liga: Freude bei Dominic Peitz und Niklas Hoheneder.
Auf dem Weg in die 2. Liga: Freude bei Dominic Peitz und Niklas Hoheneder.
Der frühere Nationalspieler attestierte seiner Mannschaft allerdings – nicht zu Unrecht – ebenfalls eine gute Leistung. „Das war ein richtig starker Gegner, der gut Fußball gespielt hat“, wusste auch Holstein-Trainer Markus Anfang. Dafür waren an den richtigen Stellen (bei drei Großchancen) eine Portion Glück oder ein starker Keeper nötig – Kenneth Kronholm hat nach einer soliden Spielzeit rechtzeitig zum Saisonfinale wieder die Form erreicht, die ihn vor seinem Kreuzbandriss auszeichnete.Ansonsten sah das Spiel der Kieler teilweise anders aus als zuletzt üblich. „Durch die frühe Führung war es nicht unser gewohntes Spiel“, erklärte Trainer Anfang. „Wir haben weniger Ballbesitz gehabt und mussten mehr aus Umschaltsituationen kommen. Das hat die Mannschaft aber gut gemacht.“

Alle drei Tore entstanden aus solchen Szenen. „Hinten fand ich die nicht wirklich sattelfest“, sagte Drexler über die Regensburger. „Die haben gut Fußball gespielt. Aber ich war früh sicher, dass wir da auch noch einige Chancen bekommen würden.“ Deshalb hatte der Offensivmann auch nach der 2:0-Führung keine Bedenken mehr. „Wenn der Kopfball von Lais reingeht, kann es in den letzten zehn Minuten natürlich noch einmal eng werden“, wusste er. „Aber dann wäre es ein Spiel geworden, in dem die vielleicht noch eine Chance kriegen, wir aber in der gleichen Zeit noch drei oder vier.“

Schlüssel zum Erfolg war das Defensivverhalten. „Wir haben das in der zweiten Halbzeit noch ein bisschen umgestellt und kompakter verteidigt“, erklärte Anfang. „Wir haben insgesamt nicht viel zugelassen.“ Das ist eine Qualität, die die Kieler inzwischen auch auszeichnet. „Heute waren mal andere Tugenden gefragt“, sagte Drexler. „Aber da haben wir mit Dominic Peitz eben auch einen, der ganz wichtig für die Mannschaft ist, gerade uns Offensive immer an genau diese Tugenden erinnert und das selbst vorlebt.“

Der 32-Jährige hatte vor einigen Wochen endgültig die Führung auf dem Feld übernommen und präsentiert sich seitdem auch in herausragender Verfassung.

Im Vergleich zur Konkurrenz haben die Kieler inzwischen nicht nur die beste Form, sondern auch ein Restprogramm, das hoffen lässt. Das heimstärkste Team der Liga tritt gegen Rostock am kommenden Sonnabend und am letzten Spieltag gegen Halle noch zwei Mal daheim an.

Im besten Fall könnte gar schon nach dem letzten Auswärtsspiel in Großaspach gefeiert werden. Dann nämlich, wenn bei zwei Kieler Siegen Hauptkonkurrent 1. FC Magdeburg noch einmal strauchelt – der FCM spielt noch daheim gegen den feststehenden Absteiger FSV Frankfurt und die Sportfreunde Lotte, auswärts aber bei den formstarken Aalenern, die im Fall einer kompletten Streichung des Neun-Punkte-Abzugs selbst noch auf den Aufstieg hoffen dürfen.

Was die Kieler jetzt noch stoppen kann bei ihrer Rückkehr nach 36 Jahren ins Bundesliga-Unterhaus? „Nur wir selbst“, stellte Verteidiger Dominik Schmidt selbstbewusst, aber keineswegs überheblich fest. „Wir müssen alle drei Spiele genauso angehen wie das in Regensburg. Dann werden wir unser Ziel erreichen.“
Aufrufe: 03.5.2017, 19:00 Uhr
SHZ / CjeAutor