2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Foto: Hermann.
Foto: Hermann.

Holstein Kiels Erfolg: "Mit brutal harter Arbeit aufgebaut"

Störche Keeper Kenneth Kronhom vor dem Nordduell gegen Hansa Rostock im Interview

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Der Endspurt um die 2. Fußball-Bundesliga beginnt heute mit einem Nordderby. Am drittletzten Spieltag der 3. Liga empfängt der Tabellenzweite Holstein Kiel den im Mittelfeld platzierten FC Hansa Rostock. Anstoß ist um 14.04 Uhr, der NDR überträgt live. Das Stadion ist schon jetzt voll. „Es wird keine Tageskasse mehr geben“, sagte Holsteins Pressesprecher Wolf Paarmann gestern. Alle 7600 Tickets für den Heimbereich sind verkauft, hinzu kommen rund 2000 Rostocker.

Der Kieler Trainer Markus Anfang bangt um den Einsatz von Innenverteidiger Dominik Schmidt, der Oberschenkelbeschwerden hat. Ansonsten dürfte die gleiche Elf spielen, die zuletzt beim 3:0 in Regensburg einen Verfolger abhängte und die Serie auf zehn Spiele ohne Niederlage ausbaute. Im Tor ist Kenneth Kronholm dabei ein großer Rückhalt. Wir sprachen mit dem 31-Jährigen, der neben Patrick Herrmann, Tim Siedschlag und Patrick Kohlmann bereits vor zwei Jahren Teil der Mannschaft war, die in der Nachspielzeit der Relegation gegen München 1860 den Aufstieg verpasste.

Kenneth Kronholm, als einer von nur noch vier Spielern im Kader haben Sie mit Holstein Kiel bereits vor zwei Jahren eine ähnliche Situation erlebt. Wie fühlt es sich an, nun erneut um den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu kämpfen?
Anders. Aber ich glaube nicht deshalb, weil ich es schon mal erlebt habe. Sondern einfach, weil es jetzt eine andere Situation ist mit einer anderen Mannschaft. Ich habe jetzt wieder das Gefühl, dass es im Moment richtig gut läuft. Das haben wir uns mit brutal harter Arbeit aufgebaut.

Ist in der Mannschaft die ähnliche Situation vor zwei Jahren ein Thema?
Eigentlich kaum. Das wird eher von außen an uns heran getragen. Wir haben unsere Erfahrungen gemacht. Ich glaube, dass das eher ein Vorteil ist. Ich jedenfalls kann jetzt lockerer mit der Situation umgehen.

Was macht Sie zuversichtlich, dass Sie jetzt auch noch die letzten Spiele für sich entscheiden?
Wir müssen es schaffen, weiter in diesem Flow zu bleiben und auch die nächsten Spiele genauso angehen wie in den letzten Wochen. Es wäre extrem geil, wenn das klappt.

Holstein ist der Konkurrenz um zwei Punkte und das Torverhältnis voraus. Fühlt es sich in der engen 3. Liga gut an, sich sogar ein Unentschieden erlauben zu können und trotzdem sicher Zweiter zu bleiben?
Ganz ehrlich: Darüber machen wir uns überhaupt keine Gedanken. Vielleicht kann das eine Rolle spielen, je nachdem wie ein Spiel läuft. Aber es macht im Moment einfach Spaß, Fußball zu spielen. Das ist das Ziel, jedes Mal wenn wir auf den Platz gehen. Es hat uns in den letzten Wochen ausgezeichnet, dass wir unser Spiel durchziehen können, egal was der Gegner macht. Es sind noch neun Punkte zu holen, und wir wollen gerne alle drei Spiele gewinnen. Nach einem Spiel guckt man vielleicht einmal kurz auf die Tabelle. Aber wichtiger ist doch, im nächsten Spiel wieder die bestmögliche Leistung auf den Platz zu bringen.

Knackpunkt der Saison war bislang das 1:2 in Osnabrück. Danach gab es viel Kritik, und die Mannschaft hat sich intern auch zusammen gesetzt und einiges besprochen. Es folgten zehn Spiele ohne Niederlage und mit nur zwei Gegentoren. Was ist nach Osnabrück anders geworden?
Es war eigentlich ganz banal. Wir haben eine Scheiß-Halbzeit gespielt. Da musste man gar nicht so viel sagen. Jeder hat gewusst: So geht es nicht. Sich so vorführen zu lassen, das wollen wir nicht noch einmal erleben. Das haben danach wirklich alle verinnerlicht. Vorher haben wir ein wenig gebraucht, um uns an den Trainerwechsel und die Systemumstellung zu gewöhnen. Inzwischen sind Spieler, Trainer und Umfeld noch enger zusammen gerückt.

Es gab auch vorher gute Phasen. Wann haben Sie gemerkt, dass es diesmal wirklich für längere Zeit passt und die Konstanz da ist?
Den einen Moment gab es da nicht. Dieses Gefühl schleicht sich so langsam ein. Das spürt man auf dem Platz. Der Zusammenhalt ist nochmal ein anderer geworden. Jeder ist für den anderen da. Und das wird auch von außen wahrgenommen.

Auch Sie als Torwart sind längst wieder ein wichtiger Faktor, nicht erst seit dem 3:0 in Regensburg zuletzt mit einigen Glanzparaden. Die ganze Vorsaison waren Sie mit einem Kreuzbandriss ausgefallen. Wann haben Sie das Gefühl gehabt, dass wieder der Kenneth Kronholm in der Top-Form der erfolgreichen Saison 2014/15 auf dem Platz steht?
Ich kann das schwer vergleichen. Wir hatten damals eine andere Mannschaft, ein anderes System. Auch mein Torwartspiel ist deshalb anders als damals. Mit der Zeit ist das Vertrauen gewachsen. Wichtig ist für mich, ein positives Gefühl zu haben. Bei meinen Vorderleuten habe ich ohnehin ein gutes Gefühl. Vorne rennt jeder, ob Ducksch, Fetsch, Azemi oder Drexler, jedem Ball hinterher. Und bei den Innenverteidigern vor mir ist es ohnehin völlig egal, wer von den vier da spielt. Das passt einfach.

Nun wartet mit Hansa Rostock einer Ihrer Ex-Vereine, auch wenn Sie in eineinhalb Jahren nie ein Liga-Spiel für Hansa gemacht haben. Ist das dennoch ein spezielles Spiel für Sie?
Auf jeden Fall erinnere ich mich gern an einen guten Verein zurück, der damals noch in der 1. und 2. Bundesliga war. Ich habe damals in der Vorbereitung gegen Werder Bremen fünf Stück bekommen. In der 2. Liga hat danach Jörg Hahnel gespielt. Aber es war trotzdem eine schöne Zeit.

Gegen Hansa Rostock wird das Holstein-Stadion erstmals wieder komplett voll sein. Eine besondere Situation?
Vor 10 000 Zuschauern einfach gut zu sein, motiviert noch ein bisschen mehr. Wir müssen auf dem Platz nicht dran denken, was später sein könnte, sondern einfach unser Spiel machen, das uns in den letzten Wochen ausgezeichnet hat.

Aufrufe: 05.5.2017, 19:30 Uhr
SHZ/Christian JessenAutor