2024-05-08T11:10:30.900Z

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Neben dem Sport steht inzwischen die Familie im Mittelpunkt: Pavel Dobry mit seiner knapp einjährigen Tochter Julie.
Neben dem Sport steht inzwischen die Familie im Mittelpunkt: Pavel Dobry mit seiner knapp einjährigen Tochter Julie.

Holstein Kiel: Was macht eigentlich Pavel Dobry

"Ratzek" fühlt sich pudelwohl mit Familie, Viktoria Pilsen und Job im Fitnesscenter

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Es gab sicherlich Stürmer in der Holstein-Historie, die über eine brillantere Technik und mehr Beweglichkeit verfügten. Aber einen echten Stürmer zeichnen halt immer noch das besondere Näschen und – noch viel entscheidender – eine ordentliche Torquote aus. Diesbezüglich hat der ehemalige „Störche“-Goalgetter Pavel Dobry nie enttäuscht. Von 2004 bis 2007 trug „Ratzek“, so der Spitzname des wuchtigen Tschechen in Anlehnung an eine Möwe, das KSV-Trikot und erzielte in 101 Spielen 32 Treffer.

Vor allem in der Vorrunde der Saison 2005/06 wirbelte Dobry die gegnerischen Reihen nach Belieben durcheinander. Zusammen mit Holsteins US-Stürmer Ryan Coiner bildete er damals eines der gefährlichsten Sturm-Duos der Clubgeschichte. Das Einzige, was dem Strafraumexperten letztlich fehlte, war der so sehr herbeigesehnte Zweitliga-Aufstieg mit den Störchen. Noch viel schlimmer: Pavel Dobry musste am 2. Juni 2007 trotz eines 1:0-Auswärtserfolgs in Erfurt (Siegtreffer durch Dobry in der 22. Minute) den bitteren Abstieg der KSV Holstein in die viertklassige Oberliga Nord miterleben.

Dobry begann seine Fußballerlaufbahn Mitte der 90er Jahre bei Viktoria Pilsen in der ersten tschechischen Liga. Nach Pilsens Abstieg wechselte er zum damaligen deutschen Oberligisten FSV Hoyerswerda und empfahl sich dort schnell für höhere sportliche Weihen. Der Regionalligist 1. FC Magdeburg wurde auf Dobry aufmerksam und lockte den Vollblutstürmer 2001 an die Börde. Nur zwölf Monate später ging es zum ambitionierten SC Paderborn, bei dem Mäzen und Präsident Wilfried Finke eifrig am Höhenflug werkelte. Dann holte Daniel Jurgeleit, damals Sportchef bei Holstein, den Tschechen nach Kiel. „Sein Wechsel stand schon vier, fünf Monate vor dem Saisonende fest, aber wir haben das lange für uns behalten. Wir waren auf der Suche nach einem Stürmer und Pavel entsprach unseren sportlichen Vorstellungen. Darüber hinaus passte es mit ihm charakterlich hervorragend“, lobt Jurgeleit den damals 28-Jährigen noch heute.

Die Erinnerungen an seine Zeit in der Landeshauptstadt sind bei Dobry noch immer sehr rege: „Ich habe in Kiel drei sehr schöne Jahre gehabt. Das ist eine tolle Stadt und natürlich ist es dort viel ruhiger gewesen als danach in Dresden. Es ist eine großartige Sache für Holstein, dass es jetzt endlich mit der 2. Bundesliga geklappt hat. Das freut mich besonders für Herrn Lütje und Herrn Langness. Sie haben viel für den Verein getan – schon damals.“

Auch mit ehemaligen Holsteinern befindet sich Dobry weiter im regen Austausch: „Über facebook und Handy stehe ich weiter in Verbindung mit Thomas Piorunek, Björn Lindemann und auch André Breitenreiter. André hat einen tollen Weg gemacht als Trainer. Leider habe ich es noch nicht geschafft, eines seiner Spiele zu sehen.“ Besonders eng war immer das Verhältnis zum ehemaligen Holstein-Betreuer Jochen Jung. „Pavel war ein richtiger lieber, netter und zuverlässiger Mensch. Ein Musterprofi, der sich voll in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Ich habe ihn einmal in seiner Heimat besucht und er hat mir Prag gezeigt. Ich bin froh, dass unsere Freundschaft bis heute anhält“, erzählt Jung. Auch Ex-Mitspieler Björn Lindemann, inzwischen Profi in der Thailändischen Liga, war damals mit in Prag und denkt gern an seinen Kumpel zurück: „Ein geiler Typ, sehr freundlich und ein wirklich guter Stürmer. Und mindestens genauso wichtig: Er hatte immer einen Witz auf den Lippen. Getroffen hat Pavel fast immer. Eigentlich schade, dass er nie die Chance bekommen hat, höherklassig anzugreifen. Ich vermisse den Jungen!“Pavel Dobry hat Holstein Kiel in den zehn Jahren nach seinem Weggang nie aus dem Blick verloren: „Ich schaue immer die Zusammenfassungen am Wochenende. Und das Spiel gegen Chemnitz habe ich in der letzten Saison sogar komplett im TV gesehen. Schade, dass wir damals abgestiegen sind. Ich wäre gern länger in Kiel geblieben. Und zu gern wäre ich mit den Störchen aufgestiegen.“ Nach dem Abstieg aus der drittklassigen Regionalliga Nord wechselte Dobry zur Saison 2007/08 zu Dynamo Dresden. Auch dort wurde er schnell zum wichtigsten Torjäger. Knieproblemen warfen den Tschechen allerdings immer wieder zurück und so musste er 2010 weiterziehen. Dobry blieb in Sachsen und fand beim Chemnitzer FC eine neue Heimat. Nach dem Gewinn der Meisterschaft in der Regionalliga Nord und dem Aufstieg in die 3. Liga wurde sein Vertrag beim CFC um ein weiteres Jahr verlängert.

Bitterer Moment: Obwohl Pavel Dobry hier das 1:0-Siegtor in Erfurt erzielt, müssen die Kieler „Störche“ nach diesem Spiel im Juni 2007 absteigen.
Bitterer Moment: Obwohl Pavel Dobry hier das 1:0-Siegtor in Erfurt erzielt, müssen die Kieler „Störche“ nach diesem Spiel im Juni 2007 absteigen.
2012 beendete Dobry dann im Alter von 36 Jahren seine Karriere im höherklassigen Fußball und wechselte nach Heidenau zum Aufsteiger der NOFV-Oberliga Süd. Im Herbst 2013 geriet der Heidenauer SV in finanzielle Schwierigkeiten. Dobry ging daraufhin im Januar 2014 zum Landesligisten SpVgg Lam und wechselte im Sommer 2016 als Spielertrainer zum Dingolfinger Kreisklassisten TSV Marklkofen. Seit dem 1. Juli 2017 trägt Dobry, inzwischen 41 Jahre alt, das Trikot des Deggendorfer A-Klassisten TSV Metten. In der Region machte sich der Angreifer zuvor als Torgarant bei der SpVgg Lam (35 Tore in 75 Landesliga-Spielen von 2013 bis 2016) einen Namen. Bei seinem Einstand im abschließenden Testspiel gegen den SV Feldkirchen (6:2) überzeugte Dobry gleich als vierfacher Torschütze. „Pavel ist ein echter Hammertransfer für uns, mit dem wir viel Spaß haben dürften. Die Zuschauer sollen wieder Spaß am Fußball haben“, so Mettens Abteilungsleiter Kim Boris Ley.Inzwischen wohnt Pavel Dobry wieder in der tschechischen Heimat, arbeitet an seiner Trainer-A-Lizenz und coacht die U17 von Viktoria Pilsen. Nebenbei jobbt er in einem Fitnesscenter und fühlt sich pudelwohl mit seinem Leben. „Ich wollte immer zurück in meine Heimat, auch wenn ich bei tollen Vereinen spielen durfte. Schließlich bin ich fast zwanzig Jahre lang durch Deutschland gereist als Spieler, das reicht irgendwann“, betont Dobry.Spaß hatten die Fans eigentlich immer mit Pavel Dobry und dem sympathischen Tschechen ist nur zu wünschen, dass seine blendende Gesundheit ihm noch eine lange Verweildauer auf und abseits des grünen Rasens ermöglicht. Denn Pavel Dobry kann es – auch wenn er inzwischen glücklicher Vater der elfmonatigen Julie ist – einfach nicht lassen mit dem Fußball…
Aufrufe: 019.8.2017, 10:00 Uhr
SHZ / pnAutor