2024-04-23T13:35:06.289Z

Ligabericht
Der Mann des Tages: Marvin Ducksch bejubelt sein 2:2, Utku Sen (re.) und Rafael Czichos (li.) freuen sich mit.
Der Mann des Tages: Marvin Ducksch bejubelt sein 2:2, Utku Sen (re.) und Rafael Czichos (li.) freuen sich mit.

Holstein Kiel mit unglaublichem Finish

Duckschs spätes Freistoßtor lässt Kiel erbeben

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Am Ende standen fast 10.000 Zuschauer Kopf. Das Kieler Holstein-Stadion explodierte quasi, als Marvin Ducksch mit dem Ablauf der vierminütigen Nachspielzeit einen Freistoß aus 20 Metern über die Mauer genau ins Eck zirkelte und mit dem 2:2 gegen den SV Sandhausen einen nicht mehr erwarteten, aber insgesamt verdienten Punkt rettete. Wie schon beim entscheidenden Spiel um den Aufstieg in Großaspach war der Leihstürmer vom FC St. Pauli der Mann des Tages.

„Das ist nicht so wichtig“, wiegelte er ab, als er mit der Tatsache konfrontiert wurde, nun nicht nur Aufstiegsheld, sondern auch quasi der erste Zweitliga-Held seit 36 Jahren für die Kieler zu sein. „Die Komplimente hat die Mannschaft verdient, die so ins Spiel zurückgekommen ist.“

Im entscheidenden Moment hatte Ducksch keine Zweifel. „Ich weiß, dass ich diese Qualität habe“, sagte der 23-Jährige. „In der Vorbereitung habe ich auch einen Freistoß geschossen und den getroffen. Also habe ich mir auch den Ball genommen.“ Von einigen vergebenen Möglichkeiten zuvor hatte er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. „Natürlich denkt man da schon mal, dass das heute vielleicht so ein Tag ist, wo keiner reingeht“, sagte er auch angesichts eines Lattentreffers vor der Pause.

Aber insgesamt war der Angreifer schon zuvor gut im Spiel und hatte sich die Möglichkeiten auch durch gute Laufwege selbst mit erarbeitet.Die Explosion am Ende war der Lohn für eine tolle Moral der Kieler. „Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so laut werden kann“, sagte Routinier Dominic Peitz nach dem 2:2. Mit dem späten Ausgleich hielt auch die Kieler Serie. Seit dem 10. März (1:2 in Osnabrück) gab es in 25 Partien (16 Pflicht-, neun Testspiele) keine Niederlage.

Dass die Kieler anfangs ein wenig Lehrgeld zahlten, war den Akteuren bewusst. „In der ersten Hälfte hatten wir einen Kötel in der Hose“, drückte es Kapitän Rafael Czichos drastisch aus. „Dabei sollten wir doch eigentlich alle vor Selbstvertrauen strotzen.“ Ducksch hatte nur „zehn Minuten“ gesehen, „in denen wir nicht im Spiel waren. Danach waren wir eigentlich drin und kriegen sofort das 0:2.“

Die leichten Fehler, die knallhart bestraft wurden, müssen den Kielern eine Lehre sein. „Wir haben es in der zweiten Hälfte geschafft, besser auf das zu reagieren, was der Gegner macht“, sagte Peitz und stellte fest: „Vor allem moralisch können wir darauf aufbauen.“ Spielerisch allerdings ist noch viel Luft nach oben.

Dass allerdings Sandhausens Abwehrchef Markus Karl den Kielern jegliche Qualität absprach, passte nicht. „Was Kiel gemacht hat, hat mit Fußball nicht viel zu tun, aber sie hatten halt den Willen“, sagte er und stellte fest: „Kick and rush – das ist bei dem Gegenwind dann auch schwer zu verteidigen. Wir haben verdient mit 2:0 geführt und müssen einfach nur das 3:0 machen. Kiel schlägt hinten raus dann nur noch lange Bälle.“

Immerhin gab der Gäste-Routinier zu: „Am Ende ist das dann auch nicht ganz unverdient.“Dass im fußballerischen Bereich Defizite vorhanden sind, wussten auch die Holstein-Spieler. „Wir sind vor allem über die Emotionen gekommen“, sagte Czichos. „Das ist bei diesem Spielverlauf auch normal. Leider haben wir noch wenig von dem umgesetzt, was eigentlich unser Fußball ist.“ Daran zu arbeiten, wird mit dem Erfolgserlebnis in letzter Minute leichter fallen.
Aufrufe: 031.7.2017, 08:30 Uhr
SHZ / Christian Jessen/heyAutor