2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Na endlich! Dominic Peitz (links) freut sich nur kurz über seinen Ausgleichstreffer und wird von Kapitän Rafael Czichos beglückwünscht.
Na endlich! Dominic Peitz (links) freut sich nur kurz über seinen Ausgleichstreffer und wird von Kapitän Rafael Czichos beglückwünscht.

Holstein Kiel: Mit einem "Plan B" und Moral ins heiße Finale

Kieler Drittligist ist nach dem Remis gegen Erfurt weiter mitten drin im Rennen um den Aufstieg

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Den Blick auf die Tabelle verweigerte Dominik Schmidt auch weiterhin – zumindest offiziell. „Wir sind weiter oben dabei und haben eine gute Ausgangsposition“, sagte der Verteidiger. „Die Tabelle ist erst nach dem letzten Spieltag wichtig.“

Auch am Sonnabend war letztlich nichts Entscheidendes passiert. Zwar hatte es eine Viertelstunde vor Schluss noch nach einem schlechten Spieltag für die „Störche“ ausgesehen. Doch dann folgten noch der Rostocker Ausgleich gegen Magdeburg, das 1:1 der Kieler selbst und tags darauf das Remis des VfL Osnabrück beim designierten Absteiger FSV Frankfurt. Nicht nur deshalb verkauften die Kieler das Remis in Erfurt letztlich als Erfolg. „Wenn man so kurz vor Schluss das 1:1 macht, ist das ein Punktgewinn“, stellte Sportchef Ralf Becker fest.

Es gab noch einige andere Gründe, das Spiel nicht so schlecht zu bewerten, wie es die fußballerische Leistung über weite Strecken war. „Jeder Punkt kann am Ende helfen“, stellte Dominic Peitz fest. „Und unsere Serie hält. Wir sind momentan einfach schwer zu schlagen.“

Acht Spiele lang dauert die Folge von Partien ohne Niederlage nun schon an, die längste noch laufende Serie in der so ausgeglichenen Liga.

Dass es so kam, hatte mit Peitz in einer neuen Rolle zu tun und mit einer Umstellung des Systems. „Wenn man sieht, dass es fußballerisch nicht läuft, muss man das eben mal akzeptieren“, sagte Trainer Markus Anfang. „Dann haben wir eben Plan B mit langen Bällen gewählt.“

Schön war das sicher nicht anzuschauen – doch das zählt in der heißen Saisonphase schon längst nicht mehr. „Wir waren damit sofort gefährlicher als vorher“, sah sich Anfang bestätigt und erinnerte an Chancen von Steven Lewerenz und dem Sturmduo der Schlussphase, das aus Peitz und Ilir Azemi bestand. Am Ende war es ein Tor aus der über weite Strecken der Saison wenig erfolgreichen Rubrik Standards, die zum Tor führte.

„Je mehr Ecken und Freistöße man hat, desto eher fällt da dann auch mal irgendwann einer rein“, stellte der Torschütze fest und bezog das auch auf sich selbst: „Ich hatte in den letzten Spielen ein paar solcher Situationen. Da wurde es Zeit, dass auch ich mal einen mache.“ Es war Peitz’ erster Treffer im Holstein-Trikot. Ganze 45 Sekunden später wäre fast sogar noch der Kieler Siegtreffer gefallen. Doch der eingewechselte Manuel Janzer scheiterte.

„Das wäre Wahnsinn gewesen, das Spiel noch komplett zu drehen“, sagte Peitz. Doch auch das zeigte die Mentalität der Kieler, die Peitz schon sofort zu unterstreichen versuchte, indem er das 1:1 nicht lange bejubelte, sondern zurück zur Mitte lief.

Auch mit dem einen Punkt können die Kieler letztlich leben. „Der späte Ausgleich muss uns noch einmal Auftrieb geben“, sagte Schmidt mit Blick auf die letzten fünf Spiele, in die die Kieler als Tabellendritter gehen. Den Anspruch, die Partien spielerisch zu beherrschen, werden die Kieler dabei sicher nicht hinten anstellen. Aber nach den letzten Wochen und späten Punktgewinnen nach den einzigen Gegentoren der letzten acht Spiele wissen die „Störche“ nun endlich auch um einen funktionsfähigen „Plan B“. Allein das kann in der nervenaufreibenden Saisonendphase noch einmal Gold wert sein.

Der Blick auf das Restprogramm der Aufstiegskandidaten (zu denen Zwickau, das keine Zweitliga-Lizenz beantragte, nicht zählt) unten auf dieser Seite gibt dabei nicht viel Aufschluss darüber, wer nun die besten Karten hat. Ein Vorteil für die Kieler könnten neben dem besten Torverhältnis der Liga die noch drei ausstehenden Heimspiele sein und die Chance, vier der verbliebenen Konkurrenten im Kampf um Platz zwei und drei noch in direkten Duellen abhängen zu können. So haben die „Störche“ rechnerisch alles in der eigenen Hand.

Punktverluste sind dabei aber weiterhin einzukalkulieren – in Kiel und bei allen Konkurrenten. Das zeigt schon ein Blick auf die Statistik. Dass nur ein einziger der acht Aufstiegsaspiranten es schaffte, mal mehr als drei Spiele in Serie zu gewinnen (Magdeburg im Dezember), ist nur einer der kuriosen Fakten, der zeigt: In den letzten fünf Wochen der Saison ist alles, wirklich alles, noch drin.
Aufrufe: 018.4.2017, 08:30 Uhr
SHZ / cjeAutor