2024-05-10T08:19:16.237Z

Team Rückblick
„Mister Zuverlässig“: Patrick Herrmann stand in allen 19 Spielen in der Startelf und überzeugte  fast immer.
„Mister Zuverlässig“: Patrick Herrmann stand in allen 19 Spielen in der Startelf und überzeugte fast immer.

Holstein Kiel fehlt ein echter Torjäger

Die Spieler in der Einzelwertung

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Als einer der Mitfavoriten und mit dem Ziel, das obere Tabellendrittel zu erreichen, war Holstein Kiel in der laufenden Drittliga-Saison angetreten. Die Zwischenbilanz zur Halbserie fällt gemischt aus. Die „Störche“ lieferten das eine oder andere glanzvolle Spiel ab, scheiterten jedoch immer wieder an der mangelnden Chancenverwertung. In zahlreichen Spielen ließen die Kieler unnötig Punkte liegen – je nach Sichtweise summieren sich zwischen zwölf und 20 (!) Punkten, die Holstein angesichts der Spiel- und Chancenvorteile bereits mehr auf seiner Seite hätte haben können.

Das war übrigens vor dem Trainerwechsel genauso wie danach – auch in den vier Spielen unter Karsten Neitzel waren gegen Frankfurt (1:1), in Aalen (0:1) und in Köln (0:1) bereits Spiele dabei, in denen vier bis sechs Punkte mehr absolut drin waren. Unter dem neuen Mann Markus Anfang setzte sich das fort, auch weil die Spielweise noch dominanter wurde. Regelmäßig waren die Kieler Gegner froh und glücklich mit den Ergebnissen, während Anfang mit dem Resultat haderte und nur Spielweise und Auftreten seiner Mannschaft loben konnte. Wir beleuchten, welche Kieler Spieler in der bisherigen Saison die Erwartungen erfüllte und wer noch zulegen muss.


Kenneth Kronholm:
Der Torhüter war 19 Spiele lang durchgehend dabei und spielte eine gute Halbserie. Zwar waren hinter der stabilen Abwehr nur in seltenen Fällen Glanzparaden in klassischer Manier nötig. Doch Kronholm punktete vor allem auf andere Weise: In fußballerischer Hinsicht ist der 31-Jährige wohl der beste Keeper der Liga. Unter Neitzel spielte er hinter der sehr hoch stehenden Abwehr bei Ballverlusten extrem gut mit. Unter Anfang ist er im Aufbau als Anspielstation gefragt und dabei auch unter Druck extrem ruhig und souverän.

Patrick Herrmann: Der Rechtsverteidiger stand in jedem Spiel in der Startelf und brachte seine bekannten Tugenden ein, die ihn zum Publikumsliebling machten: Zweikampfstärke, Grätschen und spektakuläre Rettungsaktionen. Dabei entwickelte er sich aber auch im Spiel mit Ball weiter und ist verlässlicher Teil des Kombinationsspiel. Nach vorn könnte er noch an Effektivität zulegen.

Mathias Fetsch: Am einzig verbliebenen Mittelstürmer entlädt sich immer mal wieder Frust über mangelnde Torgefahr. Angesichts von nur vier Saisontreffern ist das nicht völlig unberechtigt. Übersehen wird jedoch oft, dass Fetsch in vielerlei Hinsicht dennoch ein wichtiger Teil des Kieler Spiels ist, weil er in der Spitze Bälle festmacht und verlängert und immer dann in den Fokus rückt, wenn ein langer Ball fällig ist, weil der angestrebte Aufbau von hinten nicht funktioniert.

Super Verstärkung:  Der technisch starke Dominick Drexler begeisterte das Kieler Publikum.
Super Verstärkung: Der technisch starke Dominick Drexler begeisterte das Kieler Publikum.
Dominick Drexler: Der Neuzugang aus Aalen ist der Glücksgriff schlechthin. Mit dem feinen Techniker kam Holstein fußballerisch noch einmal auf ein höheres Niveau. Ob im Mittelfeld oder als Sturmspitze – Drexler ist unheimlich schwer vom Ball zu trennen, verfügt über gute Übersicht und ein präzises Passspiel. Mit fünf Toren und sechs Vorlagen liegt er in der internen Scorerwertung vorne.Steven Lewerenz: Der Flügelstürmer ist mit sechs Treffern erneut der beste Torschütze der Kieler. Allerdings waren seine Leistungen auch in dieser Saison nicht so konstant, dass er den Stammplatz unangefochten behaupten konnte. Auch er vergab noch die eine oder andere Chance, gerade zu Beginn der Saison. Hat immer wieder auch Tage, an denen er sich öfter festläuft, war auch bereits für ein Spiel aus disziplinarischen Gründen draußen.

Kingsley Schindler: Der Rechtsaußen, der aus Hoffenheim kam, erwies sich als guter Griff. Mit seinem Tempo, das mancher Gegner nicht mitgehen kann, sorgt er über die Außenbahn immer wieder für Wirbel und ist ein ganz wichtiger Faktor, wenn schnell umgeschaltet wird. Wie bei einigen anderen Offensivspielern gilt aber auch für ihn, dass er an der Effektivität seiner Aktionen noch arbeiten muss.

Rafael Czichos: Der Kapitän ist eine Konstante in der Abwehr. Egal ob als Innenverteidiger oder in einigen Spielen auf der linken Defensivseite – auf Czichos ist Verlass. Der Linksfuß punktet mit Zweikampf- und Kopfballstärke ebenso wie mit Übersicht im Spielaufbau. Zudem geht er mit der richtigen Einstellung vorneweg und ist sich auch nicht zu schade, klare Worte zu wählen, wenn es ihm nötig erscheint.

Niklas Hoheneder: Der aus Paderborn geholte Österreicher hatte zu Saisonbeginn ein paar Eingewöhnungsschwierigkeiten. Pendelte zwischen Innenverteidigung, defensivem Mittelfeld und Ersatzbank. Zum Ende der Hinserie stellte er jedoch immer mehr unter Beweis, dass er bereits Zweitliga- und Europapokal-Erfahrung hat. Kurz vor Ende des Jahres stoppte ihn ein Bänderriss.

Alexander Bieler: Starkes erstes Spiel gegen Frankfurt, dann fiel der Neuzugang aus Sandhausen in ein kleines Loch, das er im Spätherbst jedoch hinter sich gelassen hatte. Er erhöht die fußballerische Qualität im Kieler Mittelfeld erkennbar, gute Übersicht und teilweise Meister des „vorletzten Passes“. Was bislang nicht klappt: Auch mit ihm ist Holstein aus dem Mittelfeld nicht wie erhofft torgefährlicher geworden.

Tim Siedschlag: Der Kieler Dauerbrenner ist seit dem Trainerwechsel nicht mehr wirklich gesetzt – was auch mit der gestiegenen Konkurrenz im zentralen Mittelfeld zu tun hat. Selbst lieferte „Siedo“ viele ordentliche Spiele ab, enttäuschte kaum einmal, drückt dem Spiel aber auch noch zu selten seinen Stempel auf. Seine Tugenden, die offensiven Fähigkeiten mit defensiver Denkweise vereinen, werden aber immer gefragt sein.

Dominik Schmidt: Bestätigte in dieser Halbserie, dass das starke erste Halbjahr 2016 kein Zufall war. Zwar glänzte er nicht mehr Woche für Woche, wie noch vor der Sommerpause. Doch der Innenverteidiger erfüllte mit einer Ausnahme sehr zuverlässig seinen Job und passte sich der neuen Spielidee unter Anfang sehr schnell an.

Dominic Peitz: Der erfahrene Sechser, der aus Karlsruhe geholt wurde, erfüllte nach einer Verletzung zum Saisonstart seinen Auftrag als Kämpfernatur und aggressiver Leader auf dem Platz. Insgesamt lieferte er aber nur eine ordentliche Halbserie ab, weil er sich vorne noch mehr in den Blickpunkt spielen könnte. Neben fehlender Torgefahr geht es dabei auch um die absolute Passgenauigkeit.

Arne Sicker: Der Youngster musste nach dem Kohlmann-Ausfall öfter ran als erwartet. Als Linksverteidiger machte er seine Sache dabei überwiegend anständig, auch wenn er im Herbst ein kleines Tief zu durchstehen hatte. Insgesamt lässt sich auf dem Niveau aufbauen – es ist schließlich sein erstes Jahr als Herrenspieler.

Manuel Janzer: Hatte ein gutes Spiel in Münster als Mittelstürmer. Ansonsten ist der Linksaußen zu sehr mit Formschwankungen und kleinen Blessuren beschäftigt, als dass er einen wirklich großen Anteil an den Leistungen der Hinrunde hätte haben können.Milad Salem: Hatte früh wieder mit einer Verletzung zu tun, kämpfte sich aber zurück und ist inzwischen ein Faktor für das Kieler Spiel. Der Dribbler hatte vor allem als Joker gute Auftritte, muss aber angesichts der Konkurrenz noch zulegen, um dauerhafte Stammplatzansprüche zu stellen.

Luca Dürholtz: Der Edeltechniker zeigte in seinen meist kurzen Einsätzen durchaus schon seine fußballerischen Qualitäten. Wenn er allerdings nicht körperlich zulegt oder torgefährlicher wird, wird der Ex-Dresdner es angesichts der Mittelfeldkonkurrenz weiterhin sehr schwer haben.

Patrick Kohlmann: Pechvogel der Saison. In der Halbzeit des Spiels gegen Osnabrück schied er mit Rückenproblemen aus. Der Mister Zuverlässig der linken Abwehrseite kam anschließend nicht mehr auf die Beine – der Zeitpunkt seiner Rückkehr ist weiter offen.

Saliou Sané: Der Stürmer startete gut, als er mit seinem Treffer gegen Frankfurt eine fast zweijährige Torflaute beendete. Brachte sich aber noch unter Neitzel mit einem höchst dämlichen Platzverweis selbst ins Abseits und wurde später aus disziplinarischen Gründen suspendiert.

Evans Nyarko: Der Deutsch-Ghanaer war zu Beginn als Peitz-Vertreter gefragt, ohne dabei allerdings zu überzeugen. Später brachte ihn zum wiederholten Mal eine Muskelverletzung außer Tritt.

Eidur Sigurbjörnsson: Der Isländer brachte immer eine ordentliche Leistung, wenn er als Innenverteidiger gefragt war. Rutschte nach dem Hoheneder-Transfer aber zur Nummer vier auf seiner Position zurück und hatte so nur wenig Spielanteile.

Tammo Harder: Die Enttäuschung der Vorrunde. Der hoch talentierte Ex-Dortmunder, der beim BVB II zwei Jahre lang die 3. Liga aufgemischt hatte, kam trotz eines Tores bei seinem einzigen Startelfeinsatz gegen Lotte überhaupt nicht in Tritt und drängte sich auch im Training kaum auf.

Robin Zentner: Knapp verlor er das Rennen um die Nummer eins im Tor gegen den fußballerisch stärkeren Kronholm und muss nach dessen guten Leistungen mit dem Reservistendasein leben.

Narek Abrahamyan: Brachte sich mit guten Leistungen in der U23 in Erinnerung und ergänzte regelmäßig den Trainingskader.

Philipp Spohn: Der U23-Verteidiger durfte angesichts des Defensivspielermangels kurz vor der Winterpause in Halle auf die Bank.

Bernd Schipmann: Torwart Nummer drei musste in der Vorrunde nicht ran, spielte nur bei der U23.

Miguel Fernandes: Der Nachrücker aus der A-Jugend kam noch nicht an Drittliga-Niveau heran, zudem erst disziplinarische und dann Verletzungsprobleme.
Aufrufe: 012.1.2017, 12:30 Uhr
SHZ / Christian JessenAutor