2024-05-14T11:23:26.213Z

Im Nachfassen
Unter Druck gesetzt: Patrick Kohlmann (blaues Trikot) attackiert Jonatan Kotzke, der im Winter auch in Kiel ein Probetraining absolvierte.
Unter Druck gesetzt: Patrick Kohlmann (blaues Trikot) attackiert Jonatan Kotzke, der im Winter auch in Kiel ein Probetraining absolvierte.

Holstein Kiel freut sich über "dreckigen Sieg"

Nach dem 1:0 des Drittligisten über Aalen

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,,Endlich mal nicht so gut gespielt und gewonnen", atmete Holsteins Präsident Roland Reime nach dem wenig glanzvollen 1:0 gegen Zweitliga-Absteiger VfR Aalen durch, das den Kielern als Tabellen-11. nun einen Sieben-Punkte-Abstand vor der Abstiegszone bescherte. ,,Das nimmt man gerne mit", schmunzelte ein erleichterter Geschäftsführer Wolfgang Schwenke. ,,Das war unser schwächstes Spiel in diesem Jahr", redete auch Sportchef Uwe Stöver nicht lange um den heißen Brei herum, empfand den Sieg gegen einen ebenfalls wenig überzeugenden Gegner allerdings als verdient. ,,Der Gegner hat auch nicht viele Akzente gesetzt. Wir hatten am Ende sogar die besseren Chancen", erklärte er.

Die Erleichterung war greifbar nach dem dritten Sieg des Jahres, der auch die Blickrichtung oberes Tabellendrittel wieder öffnet. Bekommen die Kieler Konstanz in Leistungen und Ergebnisse, könnte sogar Platz 4, der nach dem Landespokal-Aus in Lübeck wegen des DFB-Pokal-Startrechts von größerem Interesse ist, in Reichweite geraten. ,,Das sind auch nur noch sieben Punkte", rechnete Reime gleich nach dem Abpfiff vor.

Im Mittelpunkt stand dieses Rechenmodell freilich (noch) nicht. Vor allem wussten alle Beteiligten, dass nur die drei Punkte für höhere Ambitionen sprachen, nicht aber die Leistung. ,,Ein typisches Unentschieden-Spiel" hatte Ex-Holstein-Trainer Peter Vollmann auf der Bank der Gäste gesehen - und widersprechen mochte man ihm da nicht. ,,Das war ein dreckiger Sieg. Hauptsache gewonnen", befand Steven Lewerenz, der auch selbst nicht an die Galaauftritte der Vorwochen anknüpfte. ,,Es war schwer. Der Gegner war gut auf uns eingestellt", erklärte der Flügelflitzer. Das sah Maik Kegel ähnlich. ,,Wir haben es gegen den Ball ganz gut gemacht und nur wenig zugelassen. Das galt aber für die Aalener genauso", erklärte der Spielmacher, der bei seinem ersten Startelfeinsatz 2016 noch einiges Steigerungspotenzial offenbarte. ,,Wir haben schon um einiges besser gespielt", bilanzierte er. ,,Aber wir sind zufrieden mit den drei Punkten."

Die Schwierigkeiten der Kieler hatten auch mit Aalens System zu tun. Nur drei Offensivspieler, die aber brandgefährlich und sehr beweglich. ,,Wir wussten, was uns erwartet", sagte Trainer Karsten Neitzel. ,,Wir haben das ordentlich gelöst." Weil die Übergabe des ,,total flexiblen Zehners" Drexler zwischen defensivem Mittelfeld und Viererkette aber nicht immer reibungslos klappte, gab es ein paar Zittermomente. Vor allem den Außenverteidigern, die in Manndeckung immer wieder weit einrücken mussten, fehlte so auch das Zutrauen, offensiv sofort den Vorwärtsgang zu suchen.

Mit Tim Siedschlag wurde das nach der Pause auch nur wenig besser. Der wiedergenesene Allrounder hatte kurz nach dem Schlusspfiff immerhin schon seine gute Laune wieder gefunden. ,,Ich hatte schon nach zwei Minuten keine Lust mehr", lachte der 28-Jährige. Der Gegner hatte ihm mit seinen flinken Positionswechseln zu schaffen gemacht, am meisten aber der eigene Mann. Einen Befreiungsschlag von Kapitän Rafael Czichos hatte ihn fast k.o. geschossen. ,,Die Nase hat etwas geblutet", sagte er. ,,Aber es ist nichts Ernstes passiert. So krumm war die schon vorher."

Etwas Mühe hatte er anschließend, die vollständige Konzentration zu behalten. Doch wirklich entscheidende Fehler unterliefen ihm nicht mehr.Und so freute sich auch Robin Zentner im Tor mal wieder über ein Zu-Null-Spiel. Zwar war Trainer Karsten Neitzel nicht zu 100 Prozent zufrieden. Das lag jedoch eher an den Fans als am Keeper selbst. ,,Ich habe ihm gesagt, er soll die Bälle schneller abschlagen", erklärte der Coach später. ,,Mich stört das nicht. Aber einige Zuschauer macht das offensichtlich nervös." Das war noch mild ausgedrückt - denn ein Teil der Besucher offenbarte zum wiederholten Mal mangelnden Sachverstand als schon beim ersten Rückpass gemurrt und gepfiffen wurde. Die eigene Mannschaft, die durch solche Ballbesitzzeiten Sicherheit gewinnt, irritierte das manches Mal.

Zentner, zu dessen Leistung solcherlei Ungeduld und Unwissen in der Vorrunde ebenfalls nicht beitrug, hat sich daran mittlerweile gewöhnt. ,,Das war spielerisch sicher nicht das, was wir können", analysierte der Schlussmann nüchtern. ,,Aber wichtig sind die drei Punkte. Und mich freut natürlich auch, dass zum zweiten Mal in Folge die Null steht." Angesichts fehlender Bewährungsproben lachte er: ,,Wie das am Ende zustande kommt, ist egal. Zu Null ist zu Null." Diese Stabilität, die derjenigen der Vorsaison zumindest wieder näher kommt, könnte vielleicht tatsächlich noch ein Argument für höhere Ambitionen werden.
Aufrufe: 029.2.2016, 15:20 Uhr
SHZ / cjeAutor