2024-05-02T16:12:49.858Z

Im Nachfassen
Drin isser: Richard Sukuta-Pasu (Nr. 19) staubt für Cottbus zum 0:1 ab, nachdem Robin Zentner im Tor einen Kopfball von Christopher Schorch (links) unterschätzt hatte, der sich an die Latte senkte.Foto: Kasch
Drin isser: Richard Sukuta-Pasu (Nr. 19) staubt für Cottbus zum 0:1 ab, nachdem Robin Zentner im Tor einen Kopfball von Christopher Schorch (links) unterschätzt hatte, der sich an die Latte senkte.Foto: Kasch

Holstein Kiel fehlen "15-20 Prozent"

Trainer Neitzel und Sportchef Stöver reden Klartext

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,,Für den einen oder anderen war das Spiel gegen Aalen gut. Jeder hat gesehen, dass es nicht jedes Mal spielerisch wie von selbst läuft." Das sagte Karsten Neitzel nach dem ersten Spiel der englischen Woche. Gegen den VfR Aalen war das trotz schwacher Leistung noch mit 1:0 gewonnen worden. Hätte es jene Partie nicht gegeben, hätte der Holstein-Trainer diese Sätze nach den Partien gegen die Mitkonkurrenten Rostock (0:1) und Cottbus (1:2) wiederholen können - es wäre nicht aufgefallen. Immer noch schien der eine oder andere zu denken, die besseren fußballerischen Qualitäten würden ausreichen, um in der 3. Liga Spiele zu gewinnen. Ein Trugschluss, der durchaus nicht überrascht. ,,In den letzten beiden Spielen haben uns die Gegner vorgemacht, wie man mit einfachen Mitteln zum Erfolg kommt", sagte Sportchef Uwe Stöver. ,,Uns fehlen da leider momentan 15, 20 Prozent."

Entsprechend schlug auch Neitzel am Sonnabend deutlichere Töne in Richtung der Aktiven an. ,,Wir müssen die Grundtugenden in den Vordergrund stellen", sagte er. Was er meinte: Kampf, Leidenschaft, defensive Stabilität. Ob alle wissen, wie das geht? ,,Wer das nicht weiß, wird es in der kommenden Woche lernen", kündigte Neitzel an, die Zügel anzuziehen.

Das galt insbesondere - aber sicher nicht nur - der ,,Schönspieler-Fraktion" um Kegel, Lewerenz und Schnellhardt. ,,Wir haben uns mit dieser Aufstellung, mit diesen Spielertypen mehr erhofft", erklärte der Trainer. ,,Aber die Qualität bei eigenem Ballbesitz fehlt uns momentan." Wo die geblieben ist, bleibt ein Rätsel. Schließlich war die Partie vor zwei Wochen in Stuttgart trotz des 0:0-Endstands eine der fußballerisch besten der letzten Jahre. ,,Wir können sicher besser Fußball spielen. Das hat die Mannschaft ja schon gezeigt", stellte Stöver fest. ,,Aber jetzt müssen sich alle auf die wesentlichen Dinge konzentrieren. Es sind einige Einzelgespräche nötig, um die Situation richtig zu erkennen und den Blick auf das Wesentliche zu lenken."

Der Trainer formulierte das Wesentliche schon mal so: ,,Die Zweikämpfe annehmen, die Hacke weglassen und klare Bälle spielen."Die tabellarische Situation will Neitzel weder dramatisieren noch beschönigen. Als Zwölfter haben die Kieler sich noch ein kleines Polster auf die Abstiegsplätze bewahrt. ,,Aber wir müssen punkten, so wie es die Mannschaften um uns herum tun." Entwickeln sich die beiden jüngsten Niederlagen zu einer Misserfolgsserie, wäre das Abrutschen selbst ganz unter den Strich nur eine Frage der Zeit.


Eine Fußspitze zu spät: Energie-Verteidiger Christopher Schorch (li.) klärt vor Holstein-Stürmer Manuel Schäffler. Foto: Kasch

Gegen Aufstiegskandidat Aue, eine Mannschaft, der man schon an guten Tagen nur schwer mit spielerischen Mitteln beikommen kann (Holstein überzeugte im Hinspiel und spielte 0:0), könnte die Startelf anders aussehen. ,,Ich werde die Trainingswoche abwarten", sagte Neitzel. ,,Aber es kann sein, dass wir die Mannschaft etwas anders aufstellen. Wir müssen den Schalter schnell umlegen." So darf Manuel Janzer auf einen Startelfeinsatz hoffen wie Evans Nyarko, der nach zwei Wochen im Training wieder Ansprüche anmelden könnte. Eine Rückkehr zur klassischen Doppelsechs scheint nicht ausgeschlossen.

Dass sich dann der eine oder andere ,,Zauberer" auf der Bank wiederfinden könnte - der Trainer will es nicht ausschließen, formuliert aber auch dann Erwartungen. ,,Jeder muss damit umgehen können, der Mannschaft auch mal von der Bank zu helfen. Wir haben dieses Jahr den einen oder anderen dabei, dem das schwerer fällt." Zu sehen sein sollte das in den nächsten Wochen nicht. Auch das gehört zum Wesentlichen des Fußballs.
Aufrufe: 07.3.2016, 07:00 Uhr
SHZ / cjeAutor