2024-05-02T16:12:49.858Z

Im Nachfassen
Ein Duell des Spiels: Patrick Herrmann (links) gegen Aalens Matthias Morys. Solange der Gäste-Stürmer auf der Außenbahn spielte, ging der Zweikampf unentschieden aus. Foto: 54°/Schaffrath
Ein Duell des Spiels: Patrick Herrmann (links) gegen Aalens Matthias Morys. Solange der Gäste-Stürmer auf der Außenbahn spielte, ging der Zweikampf unentschieden aus. Foto: 54°/Schaffrath

Holstein Kiel auf der Suche nach Konstanz im Spiel

Trainer Anfang: „Das haben wir uns selbst zuzuschreiben“

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In der vergangenen Woche hatte sich Holstein Kiel erstmals über einen Punkt so richtig freuen können. Am Sonnabend war das 2:2 gegen Aalen mal wieder eine gefühlte Niederlage. „Das haben wir uns selbst zuzuschreiben“ , versuchte auch der enttäuschte Holstein-Trainer Markus Anfang gar nicht erst, andere für „zwei unnötig verlorene Punkte“ verantwortlich zu machen. Die Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen war gefühlt schon unter Dach und Fach gebracht.

„In der ersten Halbzeit haben wir genau so Fußball gespielt, wie wir spielen wollen“, stellte Kapitän Rafael Czichos fest. „Und in der zweiten Hälfte dann so, wie wir auf gar keinen Fall auftreten wollen.“

„Wir müssen das Positive aus der ersten Halbzeit mitnehmen“, forderte Torhüter Kenneth Kronholm. . Dafür gab es immerhin genügend Ansätze. Auch VfR-Trainer Peter Vollmann , der frühere Holstein-Coach, gestand, dass „Holstein bis zur Pause auf jeden Fall zwei Tore besser war“. Allerdings stellte Czichos auch fest, dass der Gegner in diesen 45 Minuten „nicht drittligareif“ gewesen sei. „Die haben sich zurückgezogen, genau wie es uns entgegen kommt.“ Holstein nutzte das souverän. „Wir haben mit Überzeugung gespielt und das Spiel zu jeder Zeit kontrolliert“, fasste Anfang die erste Hälfte zusammen. Einziger minimaler Kritikpunkt: Auch ein drittes Tor und eine Vorentscheidung wäre möglich gewesen.

Ein Faktor, der die zweite Hälfte für Holstein schwieriger machte: Dominic Peitz blieb wegen Gelb-Rot-Gefahr in der Kabine. „Ich wollte nicht, dass wir schon wieder in Unterzahl geraten“, erklärte Anfang. „Also mussten wir reagieren.“ Als Fehler war das nicht zu bezeichnen – wohl aber als mitentscheidender Faktor für den Umschwung. „Die Art des Fußballs hat sich geändert“, erklärte Anfang. Czichos ergänzte: „Aalen hat uns nicht mehr so spielen lassen, war viel aggressiver.“ Das genügte für Holstein schon. „Ich kann das nicht erklären“, rätselte Stürmer Mathias Fetsch, warum sein Team auf die taktische Umstellung des VfR keine Antwort fand. „In der zweiten Hälfte hat ja gar nichts mehr geklappt.“

Aggressive Zweikampfführung, lange Bälle auf den schnellen Morys, Nachrücken für zweite Bälle. „Das war kein Fußballspiel mehr, sondern nur noch ein Zweikampfspiel“, bemerkte Anfang. „Wir sind unruhig geworden, waren hinten nicht mehr kompakt“, monierte Czichos. Holstein versuchte weiter, (zu) vieles fußballerisch zu lösen, lief sich dabei aber oft fest. „Wir hatten ja noch unsere Offensivaktionen, aber da fehlte immer die Genauigkeit“, beschrieb Fetsch ein Dilemma des Kieler Spiels.

Erschwerend kam hinzu, dass auch Kronholm nach einem Weltklasse-Reflex bei einem Toshev-Kopfball noch einmal patzte. „Ich habe gedacht, dass da vielleicht noch einer mit der Fußspitze rankommen könnte“, erklärte der Keeper sein Verhalten beim Freistoß zum 2:1. „So habe ich dann zu spät reagiert, und der Ball ist auch noch blöde abgesprungen. Hätte ich nicht abgewartet, hätte ich den Ball sicher gehalten“, nahm er den Treffer mit auf seine Kappe. Das 2:2 war bezeichnend, als die Kieler zu lange brauchten, um Sebastian Vasiliadis 20 Meter vor dem Tor zu attackieren, der einen zur Mittellinie abgewehrten Ball prompt wieder vor die Füße bekommen hatte.

Dass dessen abgefälschter Schuss dann genau bei Morys landete, war deshalb nur zum Teil Pech. „Solche Bälle sind uns in dieser Saison bislang nicht vor die Füße gefallen“, haderte Anfang. Er stellte aber fest: „Nach dem 2:2 haben wir plötzlich wieder Fußball gespielt.“ Aalen hatte mit dem erreichten Remis wieder ein paar Räume im Mittelfeld mehr geöffnet und sich etwas weiter zurückgezogen. „Wir haben zwei Punkte gegen eine Mannschaft verloren, die vor der Pause eigentlich schon tot war“, ärgerte sich Czichos.

Das Fazit fiel bei den meisten Kielern ähnlich aus. „Wir müssen Konstanz in unser Spiel kriegen“, forderte Fetsch. „Wir müssen endlich über 90 Minuten so spielen wie heute in der ersten Halbzeit“, sagte Czichos. Und Anfang rechnete vor: „Wir haben 60 Minuten in Frankfurt gut verteidigt. Heute haben wir 45 Minuten gut Fußball gespielt. Wir müssen beides zusammen auf den Platz bekommen.“ Nur dann kann es noch etwas werden mit Kieler Aufstiegsambitionen.
Aufrufe: 08.2.2017, 16:45 Uhr
SHZ / cjeAutor