2024-04-25T10:27:22.981Z

Im Nachfassen

Holstein Kiel: Anfang sieht zu wenig Überzeugung

„Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren“

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Die Hoffnung, dass allein der Trainerwechsel die erhoffte Konstanz in Leistung und Ergebnisse der Kieler „Störche“ gebracht hat, hat sich nicht erfüllt. „Es war nicht zu erwarten, dass in wenigen Wochen bereits alles klappt“, nahm der neue Trainer Markus Anfang den Rückschlag beim 0:1 gegen Osnabrück nach außen gelassen, auch wenn ihm Enttäuschung anzumerken war. „Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren“, sagte der 42-Jährige. „Wären wir 90 Minuten lang mit der Überzeugung der zweiten Hälfte aufgetreten, hätten wir irgendwann Lücken beim Gegner erzwungen.“ Doch nur wenige Minuten zu Beginn des Spiels hatten die Kieler die vom neuen Coach gewünschte Dominanz ausgestrahlt. „Dann haben wir das Fußballspielen eingestellt und haben bis zur Pause nicht mehr stattgefunden. Das war nicht zu erwarten“, sagte er in Anspielung auf die zuletzt guten Auftritte gegen Zwickau (3:0) und in Paderborn (3:1). „In der ersten Halbzeit hat uns vorne die Durchschlagskraft gefehlt“, sagte Niklas Hoheneder, „und wir haben es nicht geschafft, effektiv zu stören. So mussten Siedo und ich eine Menge laufen.“ Kapitän Rafael Czichos sprach es klar aus: „Wir haben nach fünf bis zehn Minuten komplett den Faden verloren und genau so gespielt, wie wir es nicht wollen. Wir waren mutlos und nicht präsent in den Zweikämpfen.“

Dass die Osnabrücker es besser machten als Zwickau und Paderborn zuletzt, insbesondere weil der VfL bei Kieler Ballbesitz das Zentrum gut zugestellt bekam, um dann nach Ballgewinnen das Spiel sehr breit zu machen, wollte Anfang nicht als Grund gelten lassen. „Ich glaube nicht daran, dass es am Gegner lag. Unserem Spiel hat einfach die Überzeugung gefehlt“, sagte der Trainer. „Wir haben in der ersten Halbzeit nicht zu unserem Spiel gefunden“, stellte auch Routinier Dominic Peitz nach seinem Heimdebüt fest. „In der zweiten Hälfte haben wir es dann besser gemacht.“

Die Kieler nahmen auch die Moral als positiv mit. „Selbst nach dem Ausschluss waren wir noch die bessere Mannschaft“, sagte Hoheneder über die Schlussphase, „auch wenn da natürlich vieles nur noch mit langen Bällen ging.“ Die empfand Peitz in dieser Situation auch als das richtige Stilmittel. „Das ist selbst in der Bundesliga so. Da versucht man einfach, den Ball noch irgendwie gefährlich in den Strafraum zu bekommen.“ Anfang sah auch hier das fehlende Quäntchen: „Da braucht man einfach mal das Glück, dass irgendwo noch mal ein Ball durchrutscht. Das hatten wir heute nicht.“

Dennoch empfand der defensiv starke Dominik Schmidt die zweite Hälfte als Fortschritt. „Das war positiv. Daran müssen wir anknüpfen. Wir waren die bessere Mannschaft und haben hinten bis auf den Elfmeter keine Chance zugelassen.“ Die Konter-Großchance kurz vor Schluss, als er selbst das 0:2 verhinderte, zählte für Schmidt offenbar aufgrund der Tatsache, dass die Kieler da längst aufmachen mussten, nicht mehr so richtig.

Bei den Holstein-Fans war der Rhythmus übrigens umgekehrt zum Spiel. Zu Beginn fielen die Anhänger positiv auf, als sie mit den Transparenten „Danke, Kalle“ sowie „Und jetzt alles auf Anfang“ die Stimmungslage zu Vergangenheit und Zukunft sehr gut vermittelten. Direkt nach der Pause musste sich der harte Kern der Holstein-Fans dann sogar berechtigte „Arschlöcher, Arschlöcher“-Rufe von der Tribüne und den Nebenblöcken anhören. In der Fankurve waren nicht nur bengalische Feuer abgebrannt worden, sondern auch Raketen verschossen worden. Einer davon schlug in den Rängen der Nachbartribüne ein.
Aufrufe: 019.9.2016, 21:00 Uhr
SHZ / cjeAutor