2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Ehrgeizig wie vor 25 Jahren. Holger Betz dirigiert wie eh und je seine Teamkollegen.  Volkmar Könneke
Ehrgeizig wie vor 25 Jahren. Holger Betz dirigiert wie eh und je seine Teamkollegen. Volkmar Könneke
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Holger Betz, die ewige Nummer eins der Spatzen

Viel erlebt in 25 Jahren beim SSV Ulm 1846 Fußball

Torhüter Holger Betz hat in seinen fast 25 Jahren beim SSV Ulm 1846 Fußball alles mitgemacht.

Seit letzter Woche bereiten sich die Regionalliga-Fußballer des SSV Ulm 1846 auf den Punktspielstart nach der Winterpause am 10. Februar bei der TSG Hoffenheim II vor. Immer voran: ein Routinier. 20 Trainer, drei Insolvenzen, ein Verhör beim Hauptzollamt wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung, eidesstattliche Erklärungen zum Wettskandal und einen blauen Brief – Holger Betz hat beim SSV 46 nahezu alles erlebt. Natürlich auch die Jubeltage des Klubs.

Seit bald 25 Jahren steht Betz, der im Mai 40 Jahre alt wird, im Tor der Spatzen. Er war beim Aufstieg des SSV 46 aus der damaligen drittklassigen Regionalliga 1998 in die zweite und 1999 in die erste Liga dabei. Am vierten Spieltag der Bundesligasaison 1999/2000 saß er bei der Partie in Rostock, als Schiedsrichter Herbert Fandel vier Ulmer Spieler vom Platz stellte und Hansa in der 90. Minute gegen sieben Ulmer den 2:1-Siegtreffer erzielte, auf der Bank. Janusz Goras „Skandal“-Ruf machte diese Begegnung legendär. Betz stand im Tor, als den fünftklassigen Spatzen 2001/2002 im DFB-Pokal der historische 2:1-Sieg gegen den Bundesligisten 1. FC Nürnberg gelang. Inzwischen entschärft er Schüsse von Spielern, die seine Söhne sein könnten.

Betz hat eine beeindruckende Fußball-Karriere vorzuweisen, und er will auch mit bald 40 Jahren einfach nicht aufhören zu spielen: Sein Vertrag läuft noch bis zum Sommer. „In welcher Funktion im Verein er auch immer weitermachen wird, das überlassen wir ihm selbst“, sagt Lutz Siebrecht. Der Sportliche Leiter will in den nächsten Wochen Klarheit schaffen. Aktuell gibt es keinen aktiven Spieler in den ersten vier Ligen Deutschlands, der älter als der Ulmer Keeper ist.

„Ich freue mich auf eine weitere Saison und bin dankbar, dass mir der Verein ein neues Angebot unterbreitet hat“, hatte Betz zu Beginn dieser Spielzeit gesagt, als sein Vertrag einmal mehr verlängert worden war. Als einziger Akteur des SSV 46 hat der Routinier in der laufenden Spielzeit bisher alle 22 Ligaspiele absolviert. Seit 1993 trägt Betz, der 2001 sein Profidebüt beim 2:0-Zweitligasieg des SSV 46 gegen LR Ahlen feierte, das Ulmer Trikot. Er ist der einzige der damaligen Bundesligamannschaft, der noch aktiv ist. Nur einmal stand er auf dem Absprung, doch sein 2001 bereits als fix vermeldeter Wechsel zu Hannover 96, wo damals Ralf Rangnick Trainer war, scheiterte.

Betz und der SSV 46 – das ist eine Art Liebesverhältnis. Seit seinem 15. Lebensjahr, als er vom Dorfklub SV Tiefenbach zu den Ulmer Junioren in die Friedrichsau wechselte, spielt er bei den Spatzen, für die er in dieser Spielzeit sein 500. Pflichtspiel absolvieren wird. „Manchmal merke ich schon, dass ich ein paar Jahre mehr auf dem Buckel habe. Aber solange ich noch Leistung bringe und Spaß habe, denke ich nicht ans Aufhören“, sagt der aktive Oldie.

Seit der ersten Insolvenz im Sommer 2001 ist Betz aus dem Ulmer Tor nicht mehr wegzudenken. Es gab kaum eine Begegnung, die der Mann im oftmals laubfroschgrünen Trikot in dieser Zeit verpasst hat. „Ich habe immer nur meinen Job gemacht“, sagt der Torhüter. Ein Lautsprecher war der „ewige Holger“ nie.

Im Laufe der Jahre ist er gelassener geworden. Sein sportlicher Ehrgeiz aber ist geblieben. Für ein Auslaufmodell hält sich der dienst­älteste SSV-Akteur noch lange nicht. Fit fühle er sich, was auch ein Verdienst von Torwarttrainer Guido Zawichowski sei. Solange er mit einem funktionierenden Körper gesegnet sei, will der Sport- und Fitnesskaufmann, der das Fitnesszentrum Halo des SSV Ulm 1846 als kaufmännischer Geschäftsführer leitet, weiter Fußball spielen.

Nach der zweiten Insolvenz im November 2010 kündigten ihm die Fußballer. Nach dreimonatiger Arbeitslosigkeit kehrte er zurück, schaffte mit Ulm die Rückkehr in die Regionalliga und musste dann 2014 die dritte Insolvenz erleben. „Ich habe mich immer wieder überreden lassen“, sagt Betz, der zwischen den Pfosten stets das Chaos um ihn herum ausblenden konnte. Und das soll mindestens bis zum Ende dieser Saison so bleiben.

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Aufrufe: 012.1.2018, 08:07 Uhr
SWP / Winfried VoglerAutor