2024-05-10T08:19:16.237Z

Kommentar

Historisch gewachsen

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Egal, wie die Saison für die U 21 des 1. FC Köln ausgeht: Sportlich war vor allem die Rückrunde ein Offenbarungseid. Dass die Nachwuchsmannschaft den Klassenverbleib in der Fußball-Regionalliga bis zum Schluss noch aus eigener Kraft hätte schaffen können, war mehr dem Unvermögen der Konkurrenz als der eigenen Qualität zuzuschreiben. Doch bei dem Vorhaben, die Saison noch irgendwie zu retten, versagten die Nerven.

Sportlich ist die Mannschaft abgestiegen — nur falls sich die Sportfreunde Lotte in den Relegationsspielen gegen Waldhof Mannheim für die Dritte Liga qualifizieren oder ein anderer Klub keine Lizenz erhält, bleibt der FC in der Liga — ein extrem trostloser Schwebezustand.

In der Mittelrheinliga könnte die Ausbildungsmannschaft ihre Aufgaben schlicht nicht mehr wahrnehmen, es wäre ein komplett verschenktes Jahr. Talente mit einer vielversprechenden Perspektive auf den Profifußball wie Salih Özcan (18), Lukas Klünter (19) oder Timo Hübers (19) würden sich auf den Fußballplätzen in Friesdorf, Herkenrath und Hürth kaum die Erfahrungen holen, um sich später in den Arenen von München oder Dortmund zu beweisen. Zudem dürfte es schwerfallen, Profis davon zu überzeugen, sich Spielpraxis in der Fünften Liga zu holen. Das ist einer der Gründe, warum andere Profiklubs ihre zweite Mannschaft abgemeldet haben.

Schlechte Wintertransfers

In der Analyse müssen sich die Verantwortlichen den Vorwurf gefallen lassen, dass sie zu spät reagiert haben. Denn der Abstiegskampf ist seit vielen Jahren ein treuer Begleiter der U 21, die 2013 sportlich schon einmal abgestiegen war und damals vom Rückzug des Wuppertaler SV profitierte. Der Abstieg wäre in dieser Hinsicht historisch gewachsen.

In diesem Jahr war es auch eine schlechte Personalpolitik, die zum Scheitern führte: Die beiden Wintertransfers Milislav Popovic und Fredrik Lassas waren keine Verstärkung und konnten den Abgang von Stürmer Lucas Cueto nicht einmal annähernd kompensieren.

Die U 21 steht vor einer unbefriedigenden Auswahl: Entweder sie bleibt dank fremder Hilfe Viertligist. Das wäre nichts, worauf sie stolz sein dürfte. Oder sie steigt durch eigenes Verschulden ab und ist überflüssig.

Aufrufe: 022.5.2016, 20:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Markus BurgerAutor