2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview der Woche
Mit vollem Einsatz bei der Sache: Mario Helmlinger (Schwarzes Trikot) vom FSV Saulheim sprach mit uns im Interview der Woche auch über sein Tor im Spiel gegen Ingelheim II. (Bild: Boor)
Mit vollem Einsatz bei der Sache: Mario Helmlinger (Schwarzes Trikot) vom FSV Saulheim sprach mit uns im Interview der Woche auch über sein Tor im Spiel gegen Ingelheim II. (Bild: Boor)

Heute im Interview der Woche: Manuel Helmlinger

Saulheimer Angreifer über die Bezirksliga-Saison, seine Rolle beim FSV Saulheim und warum sein Siegtor am Wochenende genau zur richtigen Zeit kam

Saulheim. Günter Netzer, der Vater aller Selbsteinwechsler, hat es getan, Mario Basler ebenfalls: Als Spieler haben der Gladbacher Regisseur und das damalige Enfant Terrible von Werder Bremen sich selbst von der Bank ins Spiel gebracht und ein Sieg bringendes Tor geschossen. Basler im Freundschaftsspiel, Netzer im DFB-Pokalfinale.

Jetzt gehört auch Manuel Helmlinger von Bezirksligist FSV Saulheim in diese illustre Reihe, wobei der Fall, zugegeben, nicht ganz so kurios ist. Schließlich ist der 27-Jährige Spielertrainer, hatte vor seiner Selbsteinwechslung als Startelf-Spieler bereits drei Saisontore erzielt und nun, gegen die Spvgg. Ingelheim II, nach 56 Minuten eher notgedrungen den verletzten Leo Hasselwander ersetzt. Elf Minuten später klingelte es: Helmlinger zum 1:0, das den Weg zum 2:0-Sieg bereitete. Das ist doch ein Telefoninterview wert.
Nach der Einwechslung als Torschütze erfolgreich: Mario Helmlinger (Schwarzes Trikot - Nummer 13) dreht ab zum Jubeln. Mit dem 1:0 brachte er seine Mannschaft auf die Siegerstraße. (Bild: Boor)

Manuel, hast Du gerade Zeit für ein Interview?

Moment... ja! Ich bin ja gerade erst Papa geworden, aber jetzt geht’s.

Glückwunsch! Wie heißt der oder die Kleine?

Es ist eine Sie, Lia. Sie kam am Samstag zur Welt. Da passte es ja, dass ich am Sonntag das Tor gemacht habe.

Ging Dir bei der Einwechslung irgendwie der Name Günter Netzer durch den Kopf?

Naja, bei mir ist es ja nichts so Ungewöhnliches. Beim Stand von 0:0 hätte ich mich für die letzten 20 oder 25 Minuten auch ohne Leos Verletzung eingewechselt. Wenn man die Option hat, kann man sie ja auch nutzen.

Du standest in Deiner Zeit bei Oberligist SV Gonsenheim aufgrund eines Knorpelschadens mehrfach vor dem Karriereende als Spieler. Wie geht es Dir zurzeit?

Ich darf's nicht übertreiben. So, wie es bisher läuft, bin ich zufrieden. Da hat sich die lange Pause, die ich gemacht habe, gelohnt. Ich halte mich fit, aber eben nicht nur auf dem Fußballplatz.

Wie viele Operationen hattest Du insgesamt und wie lang war Deine Pause?

Ich hatte in Gonsenheim zwei Operationen und dabei rund eineinhalb Jahre pausiert. Zuvor hatte ich bereits zwei Operationen. Im Sommer 2013 hatte ich dann in Gonsenheim wieder angefangen, bis in den Herbst. Ich musste wieder abbrechen, habe erneut Aufbautraining gemacht und gemerkt, dass es auf dem Niveau nicht mehr geht. Dann hat sich die Gelegenheit beim FSV Saulheim angeboten, wo ich letzte Saison schon ein paar Mal gespielt habe.

Wie hast Du Dich auf das drohende Karriereende vorbereitet?

Ich hatte schon zu meiner Gonsenheimer Zeit den C-Schein gemacht und im Jugendbereich kurz als Trainer reingeschnuppert. Da habe ich gemerkt, dass ich eher zu den Aktiven möchte.

Die Zeit als C-Jugend-Trainer in Gonsenheim seit Saisonbeginn 2013/14 war nicht wirklich ein Erfolg, Du hast selbst frühzeitig die Reißleine gezogen, die Mannschaft ist am Ende abgestiegen...

Ich war in der Zeit einfach von zu vielen Baustellen belastet, wollte mich selbst als Spieler wieder rankämpfen, gehe voll arbeiten, und die C-Jugend-Regionalliga ist einfach anstrengend. Das Alter spielt eine Rolle, und die Eltern gehen extrem mit. Aber die Zeit war trotzdem lehrreich. Und so lange ich da war, standen wir ja noch über dem Strich...

Was sprach für Saulheim?

Es ist ja quasi ein Heimatverein für mich, mein Bruder spielt hier, mein Vater war Abteilungsleiter, ich wohne in Wörrstadt, habe viele Freunde und Bekannte hier. Die Mannschaft hat mich super aufgenommen, und der Verein hält an seiner Philosophie fest, die ja unter Oliver Schmitt bereits erfolgreich war, auf einen jungen Spielertrainer zu setzen, der neue Strukturen einbringt.

Ihr seid als Aufsteiger direkt an die Tabellenspitze gestürmt. Was ist drin mit der Truppe?

Wir wollten von Beginn an so viele Punkte wie möglich sammeln, um nicht unten reinzurutschen. Jetzt haben wir natürlich schon ein gutes Polster. Wir wollen weiter sammeln.

War der Trainerjob eher ein Notnagel für Dich oder hattest Du das auch unabhängig von Deiner Verletzung im Sinn?

Es ergab sich in der Zeit, in der ich nicht spielen konnte. Aber vom Typ her passe ich gut in diesen Job. Ich bin ein begeisterter Fußballer, habe gewisse Vorstellungen und trage die gern weiter. Mit 27 als Trainer einzusteigen ist natürlich früh, es muss auch passen.

Warum passt es denn so gut in Saulheim?

Dieser Verein gibt einem Trainer eine gewisse Zeit, seine Vorstellungen umzusetzen, das merkt man, es ist kein nervöses Umfeld. Zudem ist es hier sehr familiär, die Gemeinschaft ist sehr gut, ein Großteil der Mannschaft spielt schon einige Jahre zusammen. Es ist eine eingespielte Truppe, mit der ich das umsetzen kann, was ich mir vorstelle. Und die Jungs kommen alle ins Training.

Welche Ziele hast Du?

Ich möchte erfolgsorientiert arbeiten, das Bestmögliche, was die Mannschaft hergibt, herauskitzeln. Zudem möchte ich mit offensivem Pressing arbeiten, schnelle Ballgewinne erzwingen und einen schönen Ball spielen. So, wie es hier auch schon unter Oliver Schmitt war und wie ich es bei Aydin (Ay, Ex-Trainer SV Gonsenheim, d.Red.) gelernt habe.

Aufrufe: 04.9.2014, 15:19 Uhr
Olaf StreubigAutor