2024-05-02T16:12:49.858Z

Testspiel
Es geht los:  kurz vor dem Anpfiff des Tests zwischen Oranienburg und Hertha  BSC. Foto: Chris Ham
Es geht los: kurz vor dem Anpfiff des Tests zwischen Oranienburg und Hertha BSC. Foto: Chris Ham

OFC vs. Hertha - oder: die Keeper, die Schiris, der Profi

MIT VIDEOS & GALERIEN: Der Test zwischen dem Oranienburger FC Eintracht und Hertha BSC aus drei Perspektiven.

Das Testspiel zwischen dem Oranienburger FC Eintracht und Hertha BSC war das Fußballereignis des Wochenendes. Gut 2.000 Zuschauer strömten trotz des heftigen Regens in die Orafol-Arena. Sie wurden nicht enttäuscht: Während die Gastgeber sich gut verkauften, standen die Herthaner noch lange nach Abpfiff auf dem Platz und schrieben Autogramme.


Mit 2:0 endete die Partie am Freitagabend überraschend knapp für den Bundesligisten. Wir haben uns das Spiel noch einmal aus drei verschiedenen Perspektiven verinnerlicht: aus der der Torhüter, der der Schiris, und der eines Herthaners, der 90 Minuten lang viel zu tun bekam gegen einen gut aufgelegten Brandenburgligisten.

Die Keeper:

Eigentlich hatte sich schon Herthas Stürmer-Star Salomon Kalou den Ball in der 19. Minute schon geschnappt. Doch plötzlich tauchte Thomas Kraft am Strafstoßpunkt auf. Er nahm sich die Kugel und lief an. Kraft, eigentlich die Nummer Zwei zwischen den Pfosten des Fußball-Bundesligisten, stand beim Testspiel in Oranienburg überraschend als rechter Verteidiger im Aufgebot und wollte sich die Chance auf einen Torerfolg nicht nehmen lassen. Doch im Duell der Keeper blieb Oranienburgs Herrmann der Sieger. "Ich konnte doch nur gewinnen", sagte der OFC-Schlussmann, der natürlich genau wusste, wer ihn aus elf Metern bezwingen wollte. "Wenn man weiß, dass das auf der anderen Seite auch ein Torhüter steht, ist meiner Meinung nach klar, dass der Schuss nicht in den Winkel geht." Herrmann reagierte blitzschnell, musste sich dann aber gar nicht so sehr strecken, um den Ball aus seiner Sicht flach rechts zu parieren.

Dass der OFC am Ende dennoch mit 0:2 (0:1) verlor, war wohl für jeden Oranienburger zu verkraften. Für Henrik Herrmann war es "überraschend, dass wir so aggressiv spielen konnten. Gerade, weil wir in den Einheiten vorher einige Läufe gemacht haben." Für ihn war es deshalb ein absolut gelungener Test "gegen einen großen Gegner".

Einen Gegner, den er selbst sehr gut kennt. Denn Herrmann spielte neun Jahre lang, bis zur U19, für die Hertha. Viele Spieler der Jahrgänge 1997 bis 1999 kennt er sehr gut. Mit ihnen stand er selbst auf dem Platz. Für den Oranienburger wurde das Testspiel am Freitagabend daher auch zu einem Wiedersehen mit alten Weggefährten wie Maurice Covic oder Florian Baak.

Hielt stark gegen Hertha: Oranienburgs Henrik Hermann


Als Spieler der damaligen U-17-Mannschaft der Hertha durfte Henrik Herrmann sogar selbst einmal Profiluft schnuppern und zweimal mit der ersten Mannschaft trainieren. "Zu diesem Zeitpunkt war Thomas Kraft Stammspieler vor Rune Jarstein. Da Nils Körber und Marius Gersbeck verletzt waren, durfte ich mitmachen."

Für mehr sollte es aber nicht reichen. Es hänge viel mit dem Trainer zusammen, ob man es nach ganz oben schaffe oder nicht. "Außerdem gehört eine ganze Menge Glück dazu", meint der OFC-Keeper, für den auch die Frage wichtig ist, "wie man sich seine Prioritäten setzt".

Diese lagen für Herrmann dann nämlich auf seiner schulischen Ausbildung. Er machte einen guten Abschluss und trauert deshalb einer möglichen verpassten Profilaufbahn überhaupt nicht nach. Vielmehr will er nun mit dem Oranienburger FC Eintracht Erfolge feiern. Er glaubt an eine erfolgreiche Saison 2017/2018, sagt aber auch: "Von dem knappen 0:2 gegen Berlin können wir uns nichts kaufen. Auch meinen Elfmeter hätte ich lieber nicht gehalten, wenn wir dafür unser erstes Spiel in der Brandenburgliga gewinnen."



Die Schiris:

Sie standen zwischenzeitlich vor einer schwierigen Entscheidung. Nicht, weil das Spiel so kompliziert zu leiten war. Der Blick der Schiedsrichter ging vor allem in der ersten Halbzeit des Testspiels zwischen dem Oranienburger FC Eintracht und Hertha BSC immer wieder in Richtung Himmel. Der zeitweise Regen war überhaupt kein Problem, doch die immer wieder in nicht allzu großer Entfernung zuckenden Blitze sorgten dann doch für ein ungutes Gefühl.

Zwischenzeitlich stand sogar eine Unterbrechung des Spiels im Raum. "In der 20. Minute haben wir überlegt, was wir machen", erzählt Assistent Robert Reinhardt. Die Partie weiterlaufen zu lassen sei an der Grenze, aber letztlich okay gewesen.

Später lösten sich die Gewitterwolken auf und die volle Konzentration der Schiedsrichter galt dem Geschehen auf dem Rasen. "Auch für uns war das eine tolle Sache. Es war ein super faires Spiel vor einer richtig guten Kulisse, die man nicht alle Tage hat", sagt Robert Reinhardt.


Souveränes Gespann: Schiedsrichter Nico Dreschkowski (Mitte) mit seinen Assistenten Cornelius Grigoleitis und Robert Reinhardt (rechts)



Der Profi:
Valentin Stocker war einer von fünf Hertha-Spielern, die neunzig Minuten lang gegen den Oranienburger FC Eintracht auf dem Feld standen. In der zweiten Halbzeit war der 28-Jährige sogar Kapitän der Blau-Weißen. Conradin Walenciak sprach mit ihm über das Spiel.

Herr Stocker, die Oranienburger werten die 0:2-Niederlage gegen euch als großen Erfolg. Was sagen Sie zur Leistung der Hausherren?

Die Oranienburger haben das wirklich nicht schlecht gemacht. Ein Offensivfeuerwerk hat der OFC nicht abgebrannt, aber das kann man natürlich auch nicht erwarten. Sie haben sich tief in ihre Hälfte zurückgezogen und das dann auch neunzig Minuten lang sehr ordentlich durchgezogen.

Hatte die Mannschaft sich vor dem Spiel vorgenommen, mehr Tore zu schießen?

Natürlich wollten wir ein paar mehr Treffer erzielen. Aber wenn der Gegner so tief steht, ist es immer schwer, zu Chancen zu kommen. Nichtsdestotrotz hätte schon ein bisschen mehr für uns herausspringen können.


Kein leichtes Spiel: Valentin Stocker (gegen Randy Kretschmann, links, und Zoran Vukoviz) und seine Mitspieler von Hertha BSC taten sich gegen den Brandenburgligisten schwer FOTOS (3): KARSTEN SCHIRMER


Für den OFC Eintracht ist es ein großes Event, Hertha BSC zu Gast zu haben, und auch für jeden einzelnen Oranienburger ist es etwas besonderes, mal einen Zweikampf gegen einen Bundesliga-Spieler zu führen. Habt ihr auch Spaß an so einem Spiel oder geht es für euch in erster Linie darum, sich nicht zu verletzten?

Solche Spiele wie gegen den OFC machen uns auf jeden Fall Spaß. Wenn wir Spieler auf dem Platz merken, dass die gegnerischen Akteure sich darüber freuen, dass wir da sind und nicht darauf aus sind, uns zu verletzen, sind wir auch motiviert bei der Sache. Das war in Oranienburg definitiv der Fall. Und dann macht es uns auch Spaß, der Region und unseren Fans etwas zurückzugeben, sei es ein Trikot zu unterschreiben oder Fotos zu machen.

In den zweiten 45 Minuten haben Sie die Kapitänsbinde getragen. Zwar war es nur ein Testspiel, aber ist das trotzdem etwas Besonderes für Sie?

Ich stand ja schon öfter als Kapitän auf dem Platz. Ich glaube heute war das einfach dem Umstand geschuldet, dass ich der älteste Spieler auf dem Feld war.

Sie haben nur noch ein Jahr Vertrag bei Hertha, zuletzt gab es immer wieder Gerüchte, dass Sie eventuell nach Basel wechseln. Wie sieht Ihre sportlich Zukunft aus?

Das sind alles Spekulationen, an denen ich mich nicht beteilige. Ich habe noch ein Jahr Vertrag, und bin aktuell Spieler von Hertha BSC.

Alle Daten und Fakten zum Match, den Spielverlauf und den Ticker zum Nachlesen findet ihr im: >>>Spielbericht

Aufrufe: 010.7.2017, 14:25 Uhr
Conradin Walenciak und Marc SchützAutor