Lietz: "Es geht hier auch bei einem Abstieg weiter"

Der Abgrund ist also nur einen Schritt, sprich einen Punkt entfernt. Mehr noch: Sollte der Elfte Union Berlin morgen das Nachholspiel in Hohen Neuendorf gewinnen, würden der HSV und die Hauptstädter die Plätze tauschen, was zur Folge hätte, dass die Herforderinnen den Klassenerhalt nicht mehr in eigener Hand haben.

Immerhin: Die gute Leistung gegen die Spitzenmannschaft aus Cloppenburg mit der ehemaligen Herforder Trainerin Tanja Schulte (2008/09 Co-Trainerin, 2009 bis November 2011 Cheftrainerin) an der Linie nach einer desaströsen Anfangsphase (0:2 nach neun Minuten) macht Mut. „Das Spiel war in Ordnung, wir haben uns viele Torchancen gegen eine gute Elf erarbeitet“, sagt HSV-Trainer Ralf Lietz und betont: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“ Lietz sieht sich in dieser Phase der Saison auch als, wie er sagt, „Pastor“: „Ich bin jetzt seit vier Wochen hier. In dieser Zeit habe ich viel mit der Mannschaft geredet. Das ist ganz wichtig, weil es eine Menge aus der Vergangenheit aufzuarbeiten gibt.“

Mut macht auch, dass es Herford zuletzt durchgehend mit Gegnern aus dem oberen Tabellendrittel zu tun bekam und sich dabei in Phasen gut präsentierte, ohne freilich zu punkten. Debakel wie das 1:9 in Bremen im Dezember oder das 1:9 daheim gegen Turbine Potsdam II im Februar scheinen der Vergangenheit anzugehören. Und auch, dass es in den nächsten beiden Spielen gegen die direkte Abstiegskonkurrenz SV Henstedt-Ulzburg und Union Berlin geht, sollte Auftrieb geben, sind hier doch Spiele auf Augenhöhe zu erwarten. Andererseits: Der Druck steigt, denn in diesen Spielen muss der HSV liefern, um den bitteren Gang in die Regionalliga abzuwenden.

Wobei Ralf Lietz den Abstieg gar nicht einmal als Super-GAU sehen würde. „Der Vorstand, die Mannschaft und ich, wir sind uns sehr sicher, dass die Zusammenarbeit weitergeht – egal in welcher Klasse“, sagt er, „die Mädels werfen sich voll rein. Sie haben richtig Bock. Viele würden auch bei einem Abstieg bleiben.“ Seine überraschende Aussage „Dem Vorstand und mir ist Nachhaltigkeit wichtiger als der Klassenerhalt“ relativiert Lietz auf Nachfrage: „Natürlich wollen wir die Klasse halten, dafür sind wir Sportler. Aber wir müssen uns auch darüber unterhalten, wie es weitergeht, wenn wir absteigen. Und es wird hier weitergehen, da können Sie sicher sein.“