2024-05-10T08:19:16.237Z

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Antreiber und Motivator: Volker Schallhorn (51) trainiert im Moment den Dithmarscher A-Klassenklub SSV Lunden.
Antreiber und Motivator: Volker Schallhorn (51) trainiert im Moment den Dithmarscher A-Klassenklub SSV Lunden.

"Der Heider SV hat mich sehr geprägt"

Volker Schallhorn blickt zurück auf seine Karriere als "kantiger" Verteidiger

Der Heider SV hat nicht nur viele vorzeigbare Torhüter, Mittelfeldspieler und Stürmer hervorgebracht. Auch im Abwehrbereich wuchsen an der Meldorfer Straße über die Jahre Fußballer, die mit Leidenschaft und großer Konsequenz ihren Job verrichteten. Volker Schallhorn, geboren am 28. Dezember 1964, ragt in diese Kategorie. Er machte sich beim Dithmarscher Traditionsklub zwischen 1987 und 1998 als resoluter und kantiger Verteidiger einen Namen. Als ,,Wachhund", der keinen Zentimeter wich, setzte er so manchen bekannten Torjäger matt.

In den modernen Spielsystemen wird die Position des Abwehrspielers in die des Außenverteidigers und Innenverteidigers unterteilt. Während in der Viererkette die Innenverteidiger vorwiegend zentral, also in Tor- und Strafraumnähe agieren, bewegen sich die beiden anderen Akteure auf den Außenbahnen, um gegnerische Angriffe zu parieren und das eigene Spiele aufzubauen.,

,Diese taktische Ausrichtung kannten wir damals noch gar nicht. Erst im Laufe der 90er Jahre wurde die Viererkette mit mehr oder weniger gutem Erfolg eingeführt", erzählt Schallhorn, wenn er auf seine spannende und sehr ereignisreiche Karriere beim ,,kleinen HSV" zurückblickt. ,,Die klassische Formation, in der man begann, war der Libero als Organisator der Deckung mit den Abwehrspielern rechts und links. Dazu kam dann häufig der Vorstopper als Manndecker des gegnerischen Mittelstürmers. Ich habe immer auf der Seite gespielt.

"Es dauerte, ehe sich ,,Schalle", wie ihn seine Freunde auch heute noch nennen, in der Hierarchie hocharbeitete. ,,Ich bin in einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen und erst relativ spät mit Fußball angefangen. Mein erster Verein war die SSV Hennstedt. Bis zur A-Jugend habe ich im Sturm gespielt. Zum Verteidiger bin ich erst später geworden." Nach fünf Jahren in der Herrenmannschaft der Spiel- und Sportvereinigung, die in der früheren Bezirksliga West um Punkte kickte, wuchs der Wunsch, sich zu verändern.,,Ich habe damals in Heide angerufen und mich mit Wolfgang Ehlers, der als Trainer einstieg, getroffen.

Mit 23 war es eine günstige Zeit, den Sprung zu wagen und ich habe es auch gleich in die HSV-Liga geschafft." 1987 also begann die Phase, die Volker Schallhorn bis zum heutigen Tag nachhaltig prägen sollte. Jenes Jahr kennzeichnete einen bedeutenden Einschnitt in der sportlichen Ära des Kreisstadt-Vereins, der jetzt mit dem finanziell und personell aufstrebenden TSV Büsum einen ernstzunehmenden Konkurrenten neben sich sah. Auch intern wurde es merklich unruhiger. Zahlreiche Leistungsträger der Schwarz-Weißen, etwa Karl-Otto Groß, Rüdiger Wäldchen oder Dirk Sawatzki, wechselten zum unterklassigen Klub im Nordseebad.

,,Wolfgang Ehlers verstand es mit viel Geschick und Geduld, die Ligamannschaft neu zu organisieren. Er hat mir Fußball gezeigt, in jeder Hinsicht. Von ihm konnte ich als Spieler eine Menge lernen. Wolfgang zeigte unglaublichen Ehrgeiz und puschte die Spieler in jeder Situation. Mich brachte er persönlich nach vorne. Seinen Einfluss spüre ich heute noch als Trainer des SSV Lunden." Schallhorn passte wie die Faust aufs Auge in das damalige Konzept, das auch aufgrund knapper finanzieller Mittel sowohl auf Verjüngung als auch die Integration talentierter Kräfte aus der Region setzte. Mit Akteuren wie Dirk Jacobsen zwischen den Pfosten, Dietmar (,,Didi") Buchholz, Wolfgang Lüders in der Defensive, Dirk Martens im Spielaufbau oder den offensiv orientierten Jörg Stusnat und Jürgen Müller sorgte der HSV für manche Überraschungen. Mannschaftsleiter Ehlers machte aus der Not eine Tugend und steuerte das Schiff immer wieder in den sicheren Hafen. Allen Unkenrufen zum Trotz krebste Heide nicht am Tabellenende der ehemaligen Verbandsliga, sondern tummelte sich im Mittelfeld.

Ab Sommer 1991 musste sich Volker Schallhorn auf einen anderen Coach einstellen. Mit dem finanzkräftigen Hamburger Unternehmer Holger Hennings kehrten neue Strukturen ein. Als Trainer wurde der Itzehoer Hartmut Appel verpflichtet. ,,Wir bekamen zahlreiche neue Spieler und auch auf meiner Position war Konkurrenz vorhanden." Der Heider SV brach nach Jahren der Stabilisierung mit frischem Geld zu neuen Ufern auf. ,,Wir haben uns gut verstärkt und lange in der Spitzengruppe mitgespielt. In der neu gegründeten Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein waren wir immer oben dabei. Zweimal schaffte unser Team den Sprung in die Regionalliga-Aufstiegsrunde. Wir stießen unter anderem auf FC Bremerhaven, Preußen Hameln, Wilhelmshaven und Lüneburg. Doch den großen Durchbruch haben wir leider nicht geschafft."

In dieser Phase bildete Schallhorn mit Sven Scherner, der vom VfB Kiel wechselte, und den Eigengewächsen Jens Uwe Lorenzen und Tim Patzer ein schwer bezwingbares Abwehr-Bollwerk.

Mit dem Ende der vierjährigen Appel-Ära trat 1995 Bernd Popp als nächster Team-Chef auf die Kommandobrücke beim Heider SV. ,,Auch unter Bernd hat es Spaß gebracht, auch wenn es zum Saisonende einige deprimierende Spielausgänge gab." Schallhorn kramt in seinen Erinnerungen und hat sofort die legendäre Partie beim Meiendorfer SV vor Augen. ,,Es war das letzte Spiel der Oberliga-Saison 1995/96, zu dem uns an einem Freitagabend rund 500 Schlachtenbummler nach Hamburg begleiteten. Wir kämpften mit Altona 93 und TSV Pansdorf um die Meisterschaft. Meiendorf stand abgeschlagen an letzter Stelle, stand schon seit vielen Wochen als Absteiger fest. Wir führten schnell 1:0 und verloren schließlich 1:2. Am Ende blieb nur der undankbare dritte Tabellenplatz, weil Pansdorf an uns vorbeizog."

Und der Mann, der einst beim ,,kleinen HSV" mit seinem unbändigen Kampfgeist, seiner Zweikampfstärke, aber auch forschem Offensivdrang die Zuschauer für sich gewann, hat noch eine ganz andere Story auf Lager. Ein Thema, das den Verein wohl noch bis an das Ende seiner Tage beschäftigen wird. ,,1996/97 hatten wir es gepackt. Als Tabellenzweiter hinter VfL 93 Hamburg ging es in die Regionalliga-Qualifikation. Unser Gegner hieß Arminia Hannover. Wir hatten uns mit dem 0:0 bei Arminia eine günstige Ausgangssituation erarbeitet. Die Euphorie vor dem Rückspiel war riesig. Wir wollten damals gewinnen und in die Regionalliga Nord aufsteigen. Alle standen hundertprozentig dahinter. Die dritte Liga wäre möglich gewesen."


Die guten alten Zeiten: Schallhorn stand beim Heider SV in der Saison 1996/97 mit vielen interessanten Spielerpersönlichkeiten auf dem Platz.gkn

Neben Schallhorn standen gestandene Akteure auf dem Grün. Marco Kretschmann hütete die Linie. Uwe Kählau hieß der Abwehrboss. Martin Lütje, Henning Jarchow, Carsten Groth, Michael Wiegand und nicht zu vergessen die Spitzen mit Joachim Schütt und Heiko Losse bildeten ein starkes Ensemble. Mehr als 4000 Zuschauer strömten in das Stadion. Doch der Traum endete jäh mit einer 0:4-Niederlage. ,,Die Tage danach waren für jeden ziemlich bedrückend."

Jener 8. Juni 1997 bedeutete eine Zäsur in der Klubgeschichte. Vor allem sportlich. Von jenem Niederschlag erholten sich Dithmarschens beste Fußballer nicht mehr. Bernd Popp schmiss nach Wochen der Erfolglosigkeit im November 1997 die Brocken. Auf seinem Posten folgte Alfred Hußner, der fortan die Geschicke bestimmte. Volker Schallhorn beendete zum Saisonende, inzwischen 34 Jahre alt, seine Laufbahn. Er zieht ein positives Fazit: ,,Der Heider SV hat mich sehr geprägt. Dafür bin ich dankbar. Die Rolle als Verteidiger war auf mich zugeschnitten." Mit glänzenden Augen blättert er in den zahlreichen Zeitungsartikel. Er habe es oft mit interessanten Gegenspielern zu tun gehabt. ,,Matthias Bruszies von TuS Hoisdorf gehörte dazu oder Bernd Hansen, der damals für den TSV Nord Harrislee stürmte. Ich kann mich auch noch gut an die Freundschaftsspiele gegen den Hamburger SV erinnern, als ich auf Jan Furtok und Karsten Bäron traf."

Nach der Jahrtausendwende zog es Volker Schallhorn in das Trainergeschäft. Zwischen 2000 und 2005 wirkte ,,Schalle" zunächst als spielender Coach beim Tönninger SV. Nur ein kurzes Intermezzo blieb das Gastspiel beim Husumer SV, wo er 2006 nach Unstimmigkeiten aufhörte. Weitere Tätigkeiten beim TSV Rantrum und der SG Eiderstedt schlossen sich an. Seit Sommer 2012 führt Schallhorn Regie beim Dithmarscher A-Klassenklub SSV Lunden, mit dem er aktuell auf Meisterschaftskurs liegt. ,,Meine junge Truppe ist sehr motiviert und will den Aufstieg. Gemeinsam haben wir die Kreisliga West vor Augen."Volker Schallhorn ist mit Ehefrau Britta verheiratet und hat zwei Kinder. Sohn Rico (21) spielt beim SSV Lunden, Schallhorns aktuellem Verein. Tochter Lana (17) absolviert eine Ausbildung im Heider Westküstenklinikum. Der 51-Jährige arbeitet als Kundenberater bei der Dithmarscher Volks- und Raiffeisenbank in Lunden.
Aufrufe: 06.1.2016, 14:37 Uhr
SHZ / gknAutor