2024-04-16T09:15:35.043Z

Kommentar
Daniel Hansmeier freut sich auf die Fußball-Leckerbissen, die diese WM hoffentlich noch zu bieten hat.
Daniel Hansmeier freut sich auf die Fußball-Leckerbissen, die diese WM hoffentlich noch zu bieten hat.

Hansis WM-Kolumne: Pommes statt Baguette!

Warum unser WM-Kolumnist Belgien die Daumen drückt und warum England so gefährlich ist...

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Euphorie ist etwas Wunderbares. Sie schweißt zusammen. Sie kann dir dabei helfen, etwas zu schaffen, was du im Normalzustand vielleicht nicht erreichen kannst. Gerade im Fußball ist eine losgelöste Euphorie mitunter der letzte fehlende Punkt, um etwas ganz Großes zu erreichen. Wie der erste Meistertitel des BVB mit Klopp im Jahre 2011. Oder die Überraschungsmeister aus Leicester 2016. Oder vielleicht der englische Weltmeistertitel 2018.

Unsere nicht unbedingt geliebten Freunde von der Insel drehen seit den Viertelfinalspielen am Rad. Verständlich und absolut zurecht. Sie stehen das erste Mal seit 1996 wieder in einem Halbfinale einer Endrunde, haben erstmals überhaupt ein Elfmeterschießen bei einer WM gewonnen und zudem plötzlich einen richtig guten Torwart. Hinzu kommt mit Gareth Southgate ein Trainer am Spielfeldrand, der sich nicht nur vernünftig anziehen kann, sondern seine Three Lions auf jeden Gegner richtig einstellt. Mein WM-Tipp ist und bleibt Frankreich - aber diese Engländer sind nicht weniger gefährlich. Vor allem nicht, wenn die Euphorie von der Insel an die Wolga rüber schwappt. Und das wird sie schon längst getan haben. Auch die englischen Spieler bekommen Fotos, Videos und zigtausend aberwitzige Bilder und Memes aus den sozialen Medien zu sehen. Der Fußball-Gassenhauer „It´s coming home“ ist diese Woche wieder auf Platz 1 der britischen Charts gestürmt. Wie sagt man so schön? Es ist angerichtet.

Wann heißt es wieder "ausgerechnet..."?

Andererseits ist aber auch oftmals nach dem großen Ausbruch der Euphoriewelle Schluss mit allem. Uns packte das Sommermärchen 2006 zwar auch schon mit dem Sieg gegen Polen, nach dem Thriller gegen Argentinien erreichte die Schlandwelle aber erst ihren Höhepunkt - ehe sie Grosso mit seinem Schuss im Mark erschütterte und quasi zerstörte.

Auch das Phänomen Torwart kennen wir. 2002 brachte uns der Titan fast im Alleingang ins Finale - nur um dort mit einem Fehler die Niederlage einzuleiten. „Ausgerechnet“ ist dann wieder der typische Spruch des Kommentators.

Also. Was passiert mit England? Ich denke sie werden am Mittwoch die Kroaten besiegen und dann ist für nichts mehr zu garantieren. Irgendwie verdient hätten sie es, auch wenn sie den leichteren Turnierbaum erwischt haben. Selbst Schweden hatte in der Vorrunde nur Trabertruppen und verlor unglücklich gegen diesen Gruppenletzten aus ... achja, Deutschland!

Der übrigens im Nachgang der WM sich noch schlimmer verkauft als auf dem Rasen. Mister Bierhoffs Äußerungen in der Zeitung und noch viel mehr im ZDF sind an Peinlichkeiten kaum zu überbieten. Und bei aller berechtigter Kritik am Foto mit Erdogan oder den Leistungen auf dem Platz hätte ich da, geschätzter Herr Bierhoff, eine ganz kurze Anmerkung zu Ihrer recht persönlichen und öffentlichen Anpragerei von Mesut: Waren Sie es nicht auch, der nach Robert Enkes Selbstmord für mehr Feingefühl im Umgang und bei Kritik mit Fußballprofis gepredigt hat? Keine zehn Jahre später geben Sie jedem Stammtisch und dem Boulevard ordentlich Futter. Herzlichen Glückwunsch! Gut, dass ihr Ansehen in der Öffentlichkeit darunter leidet.

Den Schönheitspreis hat Belgien schon sicher

Das an diesem Dienstag anstehende Halbfinale meiner Franzosen gegen die Belgier könnte nach Brasilien - Belgien das nächste Highlight werden. Wenn denn hoffentlich die Franzosen auf ihr Offensivspiel setzen und nicht in das eklig moderne Defensivmuster verfallen wie so viele andere Teams. Es ist Halbfinale! Wir haben schließlich genug Anti-Fußball gesehen bei dieser WM. Geht es rein nach der Schönheit des gespielten Balles, sollten die Belgier im Finale auf die Engländer treffen. Belgien als Heimatland der Pommes hat es aus kulinarischer Sicht auch schon mehr verdient als die Baguette-Erfinder. Oder esst ihr lieber ein Brot zur Bratwurst statt einer Pommes? Eben!

Ich bin gespannt auf „whats coming“ (nach Hause oder Moskau) - und was uns diese WM in den letzten vier Spielen noch geben kann.

In diesem Sinne: Lasst euch den Wodka in der Halbzeitpause schmecken!

Aufrufe: 010.7.2018, 11:00 Uhr
Daniel HansmeierAutor