2024-04-20T08:00:28.265Z

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Daniel Hansmeier schreibt in mehreren Kolumnen über die Faszination Weltmeisterschaft.
Daniel Hansmeier schreibt in mehreren Kolumnen über die Faszination Weltmeisterschaft.

Hansis WM-Kolumne: Möller gegen Jeremies

In Teil 2 philosophiert Kolumnist Daniel Hansmeier über Tippspiele und Stickeralben

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WM-Zeit! Herrlich Kinder. Ehrlich. Von mir aus könnt jedes Jahr eine Weltmeisterschaft sein. Die ersten Spiele halten auch direkt ein wenig das Versprechen, welches eine WM immer wieder hat: Spannender, größtenteils doch irgendwie guter Fußball mit der einen oder anderen kleinen Überraschung bereits in den ersten Spielen. Und Jogis Jungs sind auch irgendwie wie erwartet aufgetreten und gestartet.

Aber mal ab vom Sportlichen, zu dem ich sicherlich in den nächsten Wochen noch oft genug kommen kann (und das, obwohl ich bekanntlich viel Meinung und wenig Ahnung habe), geht’s vielen von euch an den ersten Spieltagen auch eher darum, in den diversen Tippspielen bereits vorne zu liegen oder das Stickeralbum so gut es geht gefüllt zu haben.

Neben den Prestige-Tippspielen mit dem Stammtisch, der eigenen Mannschaft oder einfach dem Freundeskreis, hagelte es in den letzten Wochen wieder Gewinnspiele ohne Ende. Die lukrativsten davon natürlich verbunden mit einer Teilnahme an einem Tippspiel. Und ich tippe mal wie folgt: In mindestens zwei von fünf Fällen gewinnt da eine Frau, Typ Hausfrau-Mutti ohne große Ahnung von Materie. Warum? Weil sie einfach Glück hat beim Tippen und/oder nach anderen Befindlichkeiten tippt: „Oh. Spanien. Da mache ich gerne Urlaub. Die gewinnen bestimmt gegen den Iran. Die mag ich auch gar nicht.“ Und zack hat Mutti vier Punkte. Bevor es aber noch falsch verstanden wird und ich nicht mehr every Schwiegermuttis Darling bin: Meine Mutter tippt genauso und hat fast noch weniger Ahnung.

Definitiv geiler als Tippspiele: Stickeralben! Auch wenn ich dem Kult um das Heftchen aus Italien schon seit ein paar Jahren entfliehen kann, hat es immer noch einen gewissen Reiz. Früher in der siebten oder achten Klasse haben wir jede Pause nichts Besseres zu tun gehabt, als Möller gegen Jeremies, Störzenhofecker gegen Rizzitelli und Chapuisat gegen die vier „Willis“ vom SC Freiburg (Tskitishvili, Iashvili, Kobiashvili und Tobias Willi) zu tauschen.

Und auch heute verbindet der Fußball beim Thema Stickeralben wieder alle möglichen Gesellschaftsschichten. Beispiel gefällig? Gerne! An der Kasse meiner freundlich billigen Tankstelle in der Nachbarschaft kaufte sich letzte Woche irgendwann morgens ein Handwerker ein Tütchen mit fünf Bildern. Passend dazu – die Klischees müssen ja erfüllt werden – gibt es eine Tageszeitung mit reichlichen Halbwahrheiten sowie ein Mettbrötchen und eine Cola.
Am Tag danach fragt mich ein Bekannter, der in einer hochrangigen Position eines DAX-Konzerns in München arbeitet, kurz und knapp nur „mal eine Frage, aber wesentlicher: Panini?“. Wie sich dann später noch herausstellt, ist der Bekannte ein ziemlicher Freak. Wusstet ihr, dass es ganze Communitys mit Wertetabellen, Tauschbörsen undundund gibt? Verblüffende neue Stickerwelt.

Ebenfalls geil – und jetzt schlage ich mal eine wunderbar überleitende Grätsche aus Russland zum Amateurfußball – sind die seit ein paar Jahren angebotenen Stickeralben für Amateurvereine. Das Konzept ist einfach und genial: Von jedem Spieler, Trainer und Vorstandsmitglied wird ein Portraitfoto gemacht. Anschließend können ein Album und die Fotos, dann als Sticker, bei einem Sponsor (in der Regel ein Supermarkt oder eine Tankstelle) erworben werden. Genial einfach. Und der Verlag des Albums kassiert bei jedem Bildchen ein paar Cent mit. Clevere Kerlchen.

Aber wie gesagt, eine geniale Idee. Vor allem für die Vereine selbst und natürlich noch mehr für die Jugendspieler. Sein eigenes Bild in einem Stickerheftchen! Ein Traum! Einmal wie Neymar, Messi oder Marvin Plattenhardt fühlen. Und die Sammelfreaks haben auch ihren Spaß dabei: „Tausche den dicken C-Liga Stürmer der Dritten gegen die blonde Schnecke von den Damen“ oder auch „den grauhaarigen holländischen Keeper der Alten Herren gegen den Möchtegern-Star aus unserer A-Jugend“. Herrlich. Vielleicht wäre auch eine FuPa OWL-Edition ein Verkaufsrenner? „Tausche den glatzköpfigen ahnungslosen Kolumnisten gegen die Laberbacke aus der Paderborner Bereichsleitung“. Na. Nicht wirklich.

Schauts lieber WM, Kinder!

In diesem Sinne, lasst euch den Wodka in der Halbzeitpause schmecken.

Aufrufe: 018.6.2018, 07:30 Uhr
Daniel HansmeierAutor