2024-03-18T14:48:53.228Z

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Sport mit Körperkontakt ist ab dem heutigen Samstag erlaubt, jedoch erst einmal nur im Freien.
Sport mit Körperkontakt ist ab dem heutigen Samstag erlaubt, jedoch erst einmal nur im Freien. – Foto: WOLFGANG BIRKENSTOCK (3) UND NIKOLAI TIMM, COLLAGE: HORST THOMAS
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Nur ein Stück weit Normalität

Fußball, Handball, Judo, Rugby: Was die gelockerten Maßnahmen für die Kontaktsportarten bedeuten

Die Ankündigung kam für viele überraschend. Gut vier Wochen ist es her, dass Andrea Milz vor die Mikrofone trat und sagte, dass auch die Ausübung von Sportarten mit unvermeidbarem Körperkontakt ab dem 30. Mai wieder erlaubt werden soll. Die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt in NRW verwies aber schnell darauf, dass das Datum nicht in Stein gemeißelt sei; weitere Lockerungen wären nur dann möglich, wenn die Infektionszahlen niedrig blieben.

Vergangenen Mittwoch wurde eine neue Corona-Schutzverordnung erlassen, die ab dem 30. Mai in Kraft tritt. Paragraph neun regelt, was im Sport erlaubt ist – und was eben nicht. Natürlich wurden Fakten geschaffen, aber viele Fragen sind auch offen geblieben. Das liegt ein wenig in der Natur der Sache, da jede Sportart ihren eigenen Regeln folgt. Bei einigen Boxern, Ringern oder Handballern ist die Enttäuschung jedenfalls groß, da sie die Hoffnung begraben mussten, ab dem heutigen Samstag wieder ein Stück weit zur Normalität zurückkehren zu können.

Kontaktsport nur im Freien

Zwar ist Kontaktsport mit bis zu zehn Personen wieder erlaubt. Allerdings nur im Freien, nicht in geschlossenen Räumen. Das gelte für sämtliche Sportarten, „bei denen ein Kontakt unter 1,5 Metern nicht ausgeschlossen ist“, wie Axel Birkenkämper, der Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums, auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte. Auch Wettkämpfe im Breiten- und Freizeitsport sind unter freiem Himmel erlaubt, „auf der Grundlage eines besonderen Hygiene- und Infektionsschutzkonzepts“, wie es in der Schutzverordnung heißt. Sogar mit bis zu 100 Zuschauern. „Weitere rechtlich verbindliche Regeln, die über die Vorgabe von maximal zehn Personen hinausgehen, gibt es keine.“ Die Bestimmungen gelten bis zum 15. Juni.

Für die Fußballer stellen die gelockerten Maßnahmen eine „Erleichterung“ dar, so geht es aus einer Pressemitteilung hervor, die der Fußball-Verband Mittelrhein verschickt hat. Dieser Logik kann man durchaus folgen, da jetzt auch wieder zehn Spieler gleichzeitig trainieren und in Zweikämpfe gehen können. Sogar ein Spiel „Fünf gegen Fünf“ ist denkbar. „Wichtig ist dabei zu beachten: Es muss im jeweiligen Kontext eine ‚feste’ Zehner-Gruppe sein. Das bedeutet, dass zum Beispiel nicht 30 Mitglieder einer Mannschaft in einem Training in wechselnden Fünfer-Teams gegeneinander spielen dürfen“, stellt Birkenkämper klar.

Für Dirk Ruhrig sind die veränderten Rahmenbedingungen im Amateurfußball ein Schritt in die richtige Richtung, der Coach des Landesligisten Germania Teveren sagt: „Die Trainingsmöglichkeiten verbessern sich durch die Lockerungen. Man kann andere Schwerpunkte setzen.“ Der 48-Jährige glaubt aber nicht daran, dass er seine Mannschaft noch mal trainieren wird; am 1. Juli tritt Ruhrig seinen neuen Job als Sportdirektor beim Mittelrheinligisten 1. FC Düren an. „Das ergibt in der derzeitigen Situation wenig Sinn, da die Saison ja aller Voraussicht nach abgebrochen wird“, sagt der ehemalige „Co“ des FC Wegberg-Beeck. „In den oberen Ligen geht es häufig auch um Aufwandsentschädigungen. Und da zeitnah vermutlich keine Spiele stattfinden werden, werden viele höherklassige Mannschaften erst später wieder ins Training einsteigen. Von Trainern einiger unterklassiger Teams habe ich gehört, dass sie jetzt wieder regelmäßig auf den Platz wollen, um den Kontakt zu den Spielern nicht zu verlieren.“

Das ist auch für Ralf Klinkenberg ein wichtiger Grund, warum beim Handballverein BTB Aachen ab dem 8. Juni wieder der Trainingsbetrieb aufgenommen wird. Allerdings in der Halle, nicht im Freien. Und das bedeutet: ohne Körperkontakt. „Die Verletzungsgefahr wäre zu groß, wenn wir draußen trainieren würden“, sagt der BTB-Abteilungsleiter. Dass der Handball ähnlich stark von den Lockerungen profitiert wie der Fußball, sieht Klinkenberg nicht. Aber: „Die sozialen Kontakte können wieder mehr gepflegt werden.“ Das „mit viel Schweiß“ erstellte Hygienekonzept hat der Verein diese Woche fertig bekommen, kommende Woche werden die Trainer geschult, was sie zu beachten haben. Und dann soll der Handball wieder durch die Halle im Gillesbachtal fliegen.

Wann die Judokas von Hertha Walheim das Training aufnehmen, ist noch unklar. „Wir sind derzeit noch ein wenig verunsichert und müssen uns noch konkret abstimmen. Momentan gehen wir aber davon aus, dass wir ab kommender Woche unter freiem Himmel mit zehn Leuten trainieren können“, sagt Frank Heynen, Trainer des Männer-Bundesliga-Teams der Walheimer und im Verein eine Art „Mädchen für alles“, wie es der Club liebevoll auf seiner Homepage schreibt. „Wir sind im Training immer ganz nah am Partner dran, schwitzen dabei viel und atmen uns an. Das finde ich trotz der sinkenden Infektionszahlen noch schwierig, denn wir wollen unsere Mitglieder keineswegs gefährden.“ Daher kann sich Heynen derzeit nur ein „abgespecktes Judotraining“ vorstellen. In welcher Form die Bundesliga-Saison über die Bühne gehen wird, steht noch in den Sternen. „Es gibt die Idee des Verbandes, ähnlich wie im Basketball ein Finalturnier im November an nur einem Tag zu veranstalten. Aktuell gehe ich davon aus, dass wir mit dem wettkampfspezifischen Training frühestens im Herbst wieder beginnen“, betont Heynen.

Beim Rugby Club Aachen stellt sich die Situation anders dar. In der kommenden Woche soll der Trainingsbetrieb definitiv wieder starten. „Wir durften ja bereits seit einiger Zeit wieder auf den Platz, wollten aber nichts überstürzen und haben erst einmal ein Trainingskonzept entwickelt“, erläutert Francesco Curth, Spieler des Zweitliga-Teams und gleichzeitig Pressewart des Vereins. Die einzelnen Mannschaften des Clubs wurden in Achter-Trainingsgruppen eingeteilt. Der Platz wurde mit Kreide in einzelne Bereiche unterteilt, so dass jeder Spieler künftig nur Kontakt zu seiner Gruppe hat. „Auch die Zeiten mussten wir erst anpassen, damit nicht mehrere Mannschaften gleichzeitig am Platz sind“, führt Curth weiter aus.

Am 15. Juni könnte die Lage schon anders sein – vorausgesetzt, dass sich die neue Corona-Schutzverordnung wieder mit Sport befasst.

Aufrufe: 030.5.2020, 09:00 Uhr
Benjamin Jansen/Lars Brepols | AZ/ANAutor