2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Hakan Karaosman, Trainer des FV Bad Saulgau, hat es derzeit nicht leicht mit seiner Mannschaft. Fotos: Thomas Warnack
Hakan Karaosman, Trainer des FV Bad Saulgau, hat es derzeit nicht leicht mit seiner Mannschaft. Fotos: Thomas Warnack
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Hakan Karaosman glaubt an die Wende

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Bad Saulgau / sz - 16. und letzter Platz in der Fußball-Bezirksliga, drei Punkte aus bislang sieben Saisonspielen. Der FV Bad Saulgau tut sich derzeit richtig schwer. "Das ist sicher nicht das, was wir uns vorgestellt haben", sagt Trainer Hakan Karaosman. "Ich habe gewusst, dass das keine leichte Saison für uns wird, aber dass wir nach sieben Spielen nur drei Punkte haben...." Der Trainer schreibt diese Bilanz vor allem der Jugend der Mannschaft zu. "Wir haben eine junge Mannschaft, die im Schnitt 21 Jahre alt ist. Und die ist noch sehr von den Ergebnissen abhängig, die sie erzielt", sagt Karaosmann.

Die Jugend seiner Spieler ist sicher der Hauptgrund dafür, dass die Ergebnisse derzeit noch ausbleiben. "Bernhard Henning ist mit seinen 29 Jahren mit Abstand eigentlich der älteste Spieler. Er ist natürlich mein Führungsspieler. Danach kommt Dominik Kramer mit seinen 26, den wir eigens aus Hohentengen geholt haben", sagt der Coach. Doch Kramer fehlt genauso verletzt wie Joschua Winkhart, Alexander Rambacher und der reaktivierte Ralph Henning, der zuletzt einige Minuten spielte.Kramer plagt sich mit einer langwierigen Verletzung herum, zugezogen in der Vorbereitung. "Er hat vor dem ersten Spiel einen Schlag auf den Mittelfuß bekommen. Das behindert ihn noch immer", sagt der Trainer. Hinter Henning und Kramer kommen einige Spieler Anfang 20, wie die Zwillinge Luke und Yannick Ender, der Rest ist 20 und darunter. Ein weiterer Grund für die Misere ist die auch aus Karaosmans Sicht nicht optimale Urlaubsplanung einiger Spieler. "Das war in diesem Jahr sicher nicht gut. Einige Spieler waren in der Vorbereitung da, haben dann aber gefehlt. Nach dem Erfolg gegen Schelklingen/Hausen sind drei, vier Spieler in Urlaub gefahren."

Und auch die vor der Saison vermutete Problemzone hat sich verlagert. "Ehrlich", sagt Karaosman, "eigentlich hatte ich gedacht, dass wir hinten ein Problem haben, auch angesichts unseres erst 17 Jahre alten Torhüters Daniel Löffler. Aber der hat uns bestimmt schon vor zehn Gegentoren bewahrt. Was er spielt, ist super. Hinten haben wir überhaupt kein Problem", lobt der 45-Jährige den Youngster im Team. Und so sieht der Bad Saulgauer Trainer das Hauptdefizit derzeit im Angriff. "Da haben wir eine große Baustelle", räumt der Ex-Profi aus der zweithöchsten türkischen Spielklasse ein. Auch weil zwei Spieler nicht oder kaum zum Einsatz kommen. Zum einen ist da Ugur Camkiran, der derzeit in den Planungen keine Rolle spielt. Abteilungsleiter Holger Beutel sagt: "Er hat keinerlei Vorbereitung gemacht, humpelte nach seiner Verletzungspause auf den Sportplatz. Ich weiß nicht, warum er keine Reha gemacht hat. Ich habe mehrmals mit ihm gesprochen. Und er hat immer gesagt, dass er eine Reha macht." Karaosman sagt: "Wir haben klar signalisiert, dass wir nun auf die jungen Spieler setzen. In der Winterpause sehen wir weiter." Angreifer Nummer zwei, der den FV nach vorne bringen könnte, wäre Matthias Malek. "Matthias hat die Vorbereitung mitgemacht, war dann vier Wochen in Miami, dann hier und dann eine Woche in Frankreich. Er hat Trainingsrückstand", beklagt Karaosman.

Dennoch sieht der Trainer die Zwischenbilanz - gemessen an der reinen Leistung - nicht nur negativ: "Wir hatten nur zwei Spiele, in denen wir wirklich schlechter waren. Gegen Hundersingen hatten wir Glück, dass wir nicht höher verloren haben. Da waren wir die klar schlechtere Mannschaft. Und beim 1:5 in Rottenacker am vergangenen Wochenende. Da sind wir aber früh durch zwei Elfmeter in Rückstand geraten, dazu gab es natürlich die Rote Karte." Umso mehr hofft der einstige Assistent von Helgi Kolvidsson bei Austria Lustenau und Cheftrainer beim 1. FC Bizau und zuvor beim F-Team des SC Pfullendorf, dass der Sieg im Pokal gegen den SV Ebenweiler ein bisschen Auftrieb gibt. "Die Mannschaft hat gut gespielt, mit 2:0 geführt. Dann müssen wir das 3:0 nachlegen, schaffen das nicht. Respekt, dass meine Mannschaft sich dann, nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich, aufgebäumt und den Siegtreffer erzielt hat. Natürlich geht auch ein ganz großes Kompliment an Daniel Löffler. Er hat uns in zwei Situationen gerettet", schildert Karaosman noch einmal das Spiel am Tag der Deutschen Einheit. "Ich denke, dass uns der Sieg im Pokal moralisch Auftrieb gibt. Ich glaube, das hat den Jungs gut getan."

Mit der Traininsgbeteiligung jedenfalls ist Hakan Karaosman zufrieden, auch wenn er einräumt, am Anfang Bedenken gehabt zu haben, ob er als ein an Profis gewöhnter Trainer nicht zu viel von Bezirksligaspielern verlange. "Ich gebe zu, auch solche Gedanken gehabt zu haben. Aber das ist nicht so. Pro Trainingseinheit sind 16 bis 19 Spieler da. Die Jungs ziehen mit, sie verstehen die Abläufe immer besser und nehmen eine gute Entwicklung und die Herausforderung an. Es fehlt uns nur noch das Quäntchen Glück, dass wir mal ein Spiel gewinnen. Denn natürlich beeinflusst die Situation das Denken und für die jungen Spieler spielen die Ergebnisse eine große Rolle." Dennoch sagt Karaosman: "Die Mannschaft hat ein hohes Potenzial, sie ruft es derzeit nur nicht ab." Er selbst wolle den eingeschlagenen Weg weiter beschreiten. "Natürlich hatte ich Anfragen von höherklassigen Clubs. Doch ich habe abgesagt, denn ich bin keiner, der auf halbem Weg davonläuft."

Karaosman wird in den kommenden Wochen - parallel zur Tätigkeit in Bad Saulgau - in der Türkei seine Ausbildung zur Pro-Lizenz (ähnlich der Fußballlehrerlizenz) beginnen. "Wir regeln gerade meine Vertretung hier. Ich habe großes Vertrauen in Holger Beutel, Bernhard Henning und Ralph Henning, die das übernehmen." Den genauen Ablaufplan erhält Hakan Karaosman, der die A-Lizenz besitzt, erst in den kommenden Wochen. Die Vertretung betrifft einzelne Tage. Einen festen Plan hat er allerdings für den Saisonverlauf des FV Bad Saulgau. "Unser Ziel ist es, bis zum Winter die Abstiegsplätze zu verlassen. Dann sehen wir weiter." Und auch Holger Beutel sagt: "Der Vorstand steht voll und ganz hinter Hakan. Er hat unser volles Vertrauen. Wir hatten noch überhaupt keine schlaflose Nacht und glauben an ihn und die Mannschaft."

Sechs Bezirksligisten, der SV Uttenweiler, der FV Neufra/D., der FV Altshausen, der FV Bad Saulgau, die SF Hundersingen und der Pokalverteidiger SV Sigmaringen sowie zwei Kreisliga-A-Klubs, der TSV Riedlingen und der SV Oberdischingen haben im Bezirkspokal das Viertelfinale erreicht. "Seit ich Pokalspielleiter bin, also seit vier Jahren, hatten wir das noch nie", sagt Andreas Janz. "Natürlich freue ich mich auch, wenn der eine oder andere Kleine möglichst weit kommt, weil das erfahrungsgemäß auch viele Zuschauer anlockt. Als Beispiel denke ich an den KFH Kettenacker. Das war natürlich herausragend, ein echtes Highlight", erinnert sich Janz an den bislang letzten B-Ligisten, der das Finale erreichte.

So aber geht es am Karsamstag mit einer (fast) geschlossenen Gesellschaft weiter, in der nur die beiden verbliebenen A-Ligisten den "Großen" ein Bein stellen können. Doch das kommt auf die Auslosung an. Die wird voraussichtlich im Dezember über die Bühne gehen. "Wir werden wohl im Dezember losen", sagt Janz. Derweil steht der Kreisliga-B-Beste schon fest. Um diesen zu finden, werden die Ergebnisse des Achtelfinales herangezogen. Da der SSV Emerkingen mit 1:4 gegen Riedlingen unterlag und damit ein Torverhältnis von minus drei hat, die SGM SV Daugendorf/TSG Zwiefalten (0:4 gegen Uttenweiler) und die SG Altheim II (0:6 gegen den FV Neufra) um ein bzw. drei Tore schlechter waren, geht dieser Wimpel nach Emerkingen. "Um den B-Liga-Besten zu finden zählt bei uns das Ergebnis in der Runde, in der die verbliebenen B-Ligisten ausscheiden", sagt Janz zur Entscheidungsfindung.

Aufrufe: 05.10.2017, 10:10 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Marc DittmannAutor