2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
Ungewohnte Rolle: Häsens Stürmer Philipp Pommerening im Torwarttrikot Fotos: Schütz
Ungewohnte Rolle: Häsens Stürmer Philipp Pommerening im Torwarttrikot Fotos: Schütz

Häsen schickt seinen Stürmer ins Tor

Personalnot macht erfinderisch: Gegen den FC 98 Hennigsdorf verliert der HSV zwar. Aber man kann dem Team nicht vorwerfen, nicht alles versucht zu haben.

Für gewöhnlich ist er dafür da Tore zu schießen, am Samstag war Philipp Pommerening vom Häsener SV dafür zuständig, Tore zu verhindern. Gegen den FC 98 II stand er zum ersten Mal in seiner Männerkarriere im Kasten. Mit seinem Debüt war er nicht unzufrieden. Auch wenn der Sieger nach 90 Minuten Hennigsdorf hieß.

Als Philipp Pommerening am Samstagvormittag seine Sachen zusammenpackt, ahnt er noch nicht, dass das Kreisligaspiel gegen die Reserve des FC 98 Hennigsdorf für ihn etwas Besonderes werden wird. Seine Töppen: dabei. Die Schienbeinschoner: da. Der ganze Kram, den man so braucht: in der Sporttasche. Selbst als der Stürmer des Häsener SV am heimischen Sportplatz ankommt, geht er davon aus, heute den Tabellenzweiten vielleicht ein wenig ärgern zu können. Vielleicht ein Tor schießen und so auf die Überraschung hoffen. Torwarthandschuhe hat Pommerening nicht dabei. Warum auch?

Aber genau die wird er später brauchen. „Die Entscheidung fiel wirklich erst in der Kabine hier in Hennigsdorf“, sagt der Häsener Stürmer, der gegen die FC-98- Reserve nicht wie seine Mannschaftskameraden in Rot, sondern in Orange aufläuft. Pommerening trägt das Torwarttrikot des HSV.


Häsen wirft sich in jeden Ball: Am Ende verliert der HSV 2:3 gegen den FC 98 Hennigsdorf.

Ab Punkt zwölf Uhr gehört er zu den gefragtesten Männern auf dem Platz. Hennigsdorf beginnt offensiv und spätestens als nach zehn Minuten Häsens Martin Regulin am Boden liegen bleibt, und sich an der Schulter so schwer verletzt hat, dass es für ihn nicht weiter geht, gibt der FC 98 noch mehr Gas. Nach 35 Minuten steht es durch zwei Tore von René Zeidler 2:0. An Philipp Pommerening liegt es nicht. Er macht seine Sache ausgesprochen gut. Aber warum ausgerechnet er? Schließlich ist der 19-Jährige mit etwas mehr als 1,70 Meter Körpergröße nicht gerade der geborene Schlussmann.

Gründe für seinen Einsatz gibt es aber einige: Vor dem Spiel zählt Trainer Marcel Hartwig seine Männer durch. Gerade elf sind zum Treffpunkt gekommen. Hartwig schreibt zwar noch vier Mann mehr auf den Meldebogen, aber bis zum Anpfiff wird es bei der Notbesetzung bleiben. Drei Stürmer sind dabei. Philipp Pommerening ist einer davon. „Ich bin momentan ehrlich gesagt nicht richtig fit“, gibt er zu, „außerdem stand ich in der Jugend bei Gransee schon mal im Kasten“. Das ist Jahre her. Aber Häsen bleibt nichts anderes übrig. Einer muss rein. Also Philipp Pommerening.


Pechvogel: Häsens Martin Regulin stürzt so unglücklich auf die Schulter, dass er nicht weiter machen kann.


Seine Vorderelf – die er auf dem Hennigsdorfer Kunstrasen zum ersten Mal von hinten agieren sieht – gibt gegen den Favoriten nicht auf. Nicht nach der Dezimierung auf zehn Mann. Nicht nach dem 2:0, das Kevin Thiede noch kurz vor der Pause egalisiert. Und nicht nach dem mustergültigen Doppelpassangriff, mit dem die FC-98-Reserve beweist, warum sie so weit oben in der Tabelle steht: Nach einer sehenswerten Ballstafette bekommt Mathias Rockel den Pass in den Rückraum. Er darf sich die Ecke aussuchen. Und wählt rechts unten. Der kleine Pommerening: machtlos.

Aber auch der Keeper, der eigentlich Stürmer ist, sieht, wie Andy Zeidler direkt nach dem Wiederanpfiff das Leder im Hennigsdorfer Kasten versenkt und plötzlich wieder im Spiel ist. „Wir haben heute zu zehnt besser gespielt, als manchmal zu elft“, sagt er. Obwohl es beim 2:3 bleibt.


Wie bitte? Kurz vor Schluss wurde es in der Partie noch einmal hitzig - Robert Redlin (links) und Ugur Yildirim im sachlichen Argumente-Austausch.

„Wir haben die Überzahl einfach zu schlecht ausgespielt“, findet Sebastian Anders, Trainer des FC 98, der nach dem Spiel von einem „Arbeitssieg“ spricht. Natürlich ist auch ihm die Sache mit Philipp Pommerening nicht entgangen. „Als Stürmer weiß er eben, was ein Angreifer im Strafraum so vorhat“, versucht er das Geheimnis zu lüften, warum der Häsener einige starke Szenen hatte. „Aber man muss auch sagen: Er hat einfach gut gehalten.“

>>>Hier gibt's den kompletten Spielverlauf noch einmal zum Nachlesen, alle Daten zur Partie und die Wahl zum Mann des Tages!

Aufrufe: 024.10.2015, 20:26 Uhr
Marc SchützAutor