2024-05-02T16:12:49.858Z

Pokal
Wie hier Deniz Saliver bleiben die Sigmaringer meist Sieger in den Duellen gegen die Violetten aus Bad Schussenried (li.: Markus Stocker) und holen sich zurecht den Pokal 2017. Fotos: Thomas Warnack
Wie hier Deniz Saliver bleiben die Sigmaringer meist Sieger in den Duellen gegen die Violetten aus Bad Schussenried (li.: Markus Stocker) und holen sich zurecht den Pokal 2017. Fotos: Thomas Warnack
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Haberer und Reuter beenden die lange Durststrecke

Fußball: Bezirkspokalfinale, Männer: SV Sigmaringen - FV Bad Schussenried 2:1 (1:0)

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Bad Saulgau / sz - Der SV Sigmaringen hat den Fußball-Bezirkspokal gewonnen, erstmals seit 39 Jahren. Im Finale in Betzenweiler vor 950 Zuschauern bezwang die Mannschaft von Trainer Helmut Ulmer den FV Bad Schussenried nach Verlängerung mit 2:1 (0:1). Für Sigmaringen der erste Sieg im Bezirkspokal seit 1978. Der Frauentitel ging an die SGM FV Bad Saulgau/Renhardsweiler, die überraschend den Landesligaaufsteiger SV Uttenweiler schlug.

Enttäuscht kauerten die Schussenrieder Spieler auf dem Boden. Nach 120 Minuten hatten sie ein spannendes, aber nicht immer hochklassiges Finale verloren. Auch Trainer Markus Keller rang nach Worten: "Es ist immer schwer, so kurz nach einem Spiel etwas zu sagen", meinte der Coach und blickte in die Ferne, dann wieder seinen Gesprächspartner an. Enttäuschung. "Aber der Sieg Sigmaringens ist nicht unverdient. Die haben das mit ihren schnelllen Leuten sehr gut gemacht. Kein Vergleich mit der Mannschaft, gegen die wir in der Vorrunde mit 4:1 gewonnen haben. Wir haben heute sehr schlecht gespielt. Trotzig dagegen die Schussenrieder Fans. Die sangen: "Wir haben gekämpft und Ihr seid reich", an die Adresse des Pokalsiegers und als Anspielung auf die Gerüchte zur Wirtschaftskraft des SVS. Helmut Ulmer, Trainer des SV Sigmaringen, wollte sich im Moment des Sieges gar nicht auf solche Scharmützel einlassen. "Da muss man drüber stehen", wiegelte der Sigmaringer Doppelaufstiegs- und jetzt auch Pokalsiegertrainer ab. "Ich glaube, wenn man das Chancenverhältnis betrachtet, dann haben wir nicht unverdient gewonnen. Ich denke, wir hatten 5:2 Chancen."

In der ersten Halbzeit ist es ein schwaches Pokalfinale. Kaum Torszenen bei warmen Temperaturen, nicht viel Dynamik, Sommerfußball. Früh hat Sigmaringen die erste Chance, Szameitat alleine gegen Walser, doch Schussenrieds Torwart pariert (5.). Auf der Gegenseite jagt Martin Schmid den Ball am langen Eck vorbei (10.). Es folgt viel Leerlauf. erstes Aufsehen erregt dann Sigmaringens Trainer Helmut Ulmer, als er bereits nach 35 Minuten wechselt, Alimou raus nimmt und gegen den robusten Tobias Kling den körperlich stärkeren Edin Fehratovic stellt (35.). "Jallow hat einfach nicht das gemacht, was ich wollte, deshalb habe ich ihn rausgenommen", sagt Ulmer nach der Partie. Doch nur fünf Minuten später geht Bad Schussenried in Führung. Sebastian Wildenstein spielt sich just über die angesprochene Seite nach vorne, Doppelpass mit Markus Stöcker, plötzlich steht Wildenstein alleine vor Sigmaringens Torhüter Orban - 0:1 (40.).

Deli verschießt Elfmeter

Eigentlich sollte das Tor den Schussenriedern Auftrieb geben, doch es ist der SV Sigmaringen, der präsenter aus der Kabine kommt. Nach einem Freistoß von Schussenrieds Kling, den Orban mühelos hält (47.), spielen nur noch die Schwarz-Weißen. Schussenried dagegen ist zu passiv, lässt die Mannschaft von Helmut Ulmer gewähren. Vom stärksten Spieler des SV Sigmaringen, Julian Haberer, geht der nächste Spielzug aus. Der Youngster spielt sich an den Strafraum durch, passt den Ball kurz auf Daniel Deli, der sich im Strafraum um und in Martin Schmid reindreht, fällt, schreit, Schiedsrichter Richard Milz zögert keinen Moment und pfeift Elfmeter. Daniel Deli läuft selbst an und schießt, von sich aus gesehen links, halbhoch, dankbar für den Torwart. Walser nimmt das Geschenk an und hält (55.). Doch die Parade ist eher für Sigmaringen ein Signal als für Bad Schussenried. Und so fällt nur drei Minuten später der Ausgleich. Zunächst flankt Fehratovic lang über die Abwehr hinweg, Schussenrieds Martin Schmid klärt per Kopf, aber zu kurz. Der Ball kommt zu Haberer, der zwei Schritte zur Mitte macht, und trocken ins lange Eck abzieht - 1:1 (58.). Nur zwei Minuten später hat Schussenried die Chance wieder in Führung zu gehen, weite Flanke auf Stocker, der setzt zum Flugkopfball an, genau auf Orban, der pariert, den Nachschuss setzt Stocker im Fallen drüber (60.). Eine weitere Minute später klatscht ein Schuss von Alexander Hoch an die Latte (61.), weitere neun Minuten später erzielt Bad Schussenried ein Tor, doch Milz entscheidet wohl zurecht auf Abseits, das letzte Lebenszeichen der Violetten.

Dann wechselt Ulmer den Sieg ein. Der lange verletzte Kevin Reuter, der vor Sigmaringen zu zwei Aufstiegen geschossen hatte, kommt (78.) und bringt Schwung ins Spiel. Immer wieder treibt er die Sigmaringer an, auch weil die Schussenrieder Innenverteidigung zu langsam ist und mit Haberer, Deli und Reuter große Probleme hat wenn es vertikal in die Spitze geht. Glück für Schussenried, als Fehratovic kurz vor Spielende nach einem Doppelpass mit dem offensiv starken Außenverteidiger Marcel Fischer Fehratovic alleine vor Walser steht - Abseits (87.).

So muss eine Verlängerung über den Pokalsieg 2017 entscheiden. Und: Sigmaringen will den Sieg mehr. In der neunten Minute der Verlängerung erobert der SV Sigmaringen den Ball auf Höhe der Mittellinie, Haberer trägt das Leder schnell nach vorne, spielt die Kugel flach in die Mitte auf Kevin Reuter, der sich in der zweiten Reihe am Strafraum abgesetzt hat, jagt das Leder ins Tor - 2:1 (99.). Drei Minuten später tankt sich Deli durch, Schussenried greift nur halbherzig an (102.). Vier Minuten vor dem Ende hat Haberer noch eine dicke Chance, die Partie zu entscheiden, scheitert aber an Walser, bevor Ulmer dem besten Spieler des Spiels den verdienten Abgang beschert und Haberer in der Schlussminute raus nimmt (120.).

Markus Keller, Trainer des FV Bad Schussenried: Es ist schwer, so kurz nach einem Spiel etwas zu sagen. Aber wir haben heute zu schlecht Fußball gespielt. Wir waren in vielen Situationen nicht konsequent genug. Das war heute gar nichts. Nervös, unterschätzt? Von allem wahrscheinlich ein bisschen. Ja, in der Vorrunde haben wir klar gegen den SV Sigmaringen gewonnen. Aber die Mannschaft Sigmaringens heute hatte nicht mehr viel mit der von damals zu tun. Nach den letzten drei Siegen und dem Erfolg im Halbfinale hatten wir uns schon mehr erhofft, aber es war wie die ganz Saison ein Auf und Ab.

Helmut Ulmer, Trainer des SV Sigmaringen: Ich denke, wir müssen das 1:0 machen, bevor Bad Schussenried das 1:0 macht. Das Chancenverhältnis von 5:2 spricht, glaube ich, eine deutliche Sprache. Wir hatten ja gesagt, dass wir den Pokal gewinnen wollen und das haben wir getan. Wenn auch viele etwas anderes behaupten, ich denke, wir haben eine tolle Kameradschaft einen tollen Zusammenhalt. Ich wusste, dass die Innenverteidiger zu langsam sind für unsere schnellen Angreifer und dass wir mit unseren schnellen Spielern einen Vorteil haben. Julian Haberer war auch für mich der beste Mann auf dem Platz. Jetzt müssen wir am nächsten Wochenende Schelklingen schlagen, dann haben wir auch den Klassenerhalt in der Tasche. (mac)

SV Sigmaringen: Orban - P. Fischer, Saliver, Hoch, M. Fischer - Alimou (35. Fehratovic/107. Burghardt), Obrusnik, Deli, Szameitat, S. Geigle - Haberer (120. Sachnuger), A. Frank (78. Reuter)

FV Bad Schussenried: Walser - M. Schmid, P. Daiber, B. Daiber, Falkenstein, P. Baur (102. Zepf), Metzger (72. Schniertshauer), Kling, Liebhardt, Wildenstein (66. D. Schmid), Stocker.

Tore: 0:1 Sebastian Wildenstein (40.), 1:1 Julian Haberer (58.), 2:1 Kevin Reuter (99.).

BV: Walser (Bad Schussenried) hält FE von Daniel Deli (55.). - Zuschauer: 950. - SR: Richard Milz (Neufra/D.).

Aufrufe: 025.5.2017, 21:39 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Marc DittmannAutor