2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
"Schlag ein!" Vorlagengeber Till Quitzau (blaue Schuhe) freut sich mit Torschütze Marlon Hild über den Derbysieg in Niedernhausen. Foto: Hans-Jürgen Krabler.
"Schlag ein!" Vorlagengeber Till Quitzau (blaue Schuhe) freut sich mit Torschütze Marlon Hild über den Derbysieg in Niedernhausen. Foto: Hans-Jürgen Krabler.

"Größtes Spiel der bisherigen Fußballerkarriere"

Besondere Kulisse bei A-Jugend-Spitzenspiel zwischen Naurod und Nordenstadt am Freitagabend erwartet +++ Im Ländchen wird Jugendarbeit groß geschrieben

NAUROD/ NORDENSTADT. Besondere Tage in Naurod. Pünktlich zum Jahreshighlight im Ort, dem Äppelblütenfest, ist der FC mit gleich drei Mannschaften mittendrin im Aufstiegsrennen. Am Freitag, 8. Mai um 19 Uhr, empfängt die aktuell an dritter Stelle der Kreisliga notierte A-Jugend den Klassenprimus TuS Nordenstadt II.

„Ich erwarte aufgrund des Blütenfests und der Tabellensituation 200-300 Zuschauer. Das ist für die Jungs eine atemberaubende Kulisse, vielleicht das größte Spiel ihrer bisherigen Fußballerkarriere“, freut sich Naurods A-Jugend-Trainer Daniel Mach. Beide Mannschaften sind in Spielen ungeschlagen. Einzig die Nauroder mussten nach einem Wechselfehler gegen den FC Nord (Das Spiel gewann Naurod mit 15:0) einmalig null Punkte hinnehmen. Trotzdem ist fünf Spieltage vor Schluss noch alles offen, das Aufeinandertreffen beim Derby also an Spannung kaum zu überbieten.

Im Ländchen wird auf die Jugend gesetzt

Nur vier Tage später, am Dienstagabend, sind dann die Aktiven beider Vereine dran. Im Top-Duell der Kreisoberliga Wiesbaden können die Schützlinge von FCN-Trainer Reiner Mittermeier beim Auswärtsspiel in Nordenstadt einen weiteren riesigen Schritt in Richtung Aufstieg machen.

Der TuS Nordenstadt und der FC Naurod – zwei Vereine aus dem Ländchen, deren Kreisoberliga-Teams einen beeindruckend niedrigen Altersschnitt aufweisen. Das FuPa-Datenblatt belegt: Die Spieler beider Teams sind im Durchschnitt jünger als 24, in Nordenstadt mit 23,17 Jahren sogar noch einen Tick jünger als in Naurod (23,78 Jahre). Jugend forscht also - dass diese Philosophie bei beiden absolut zu greifen scheint, belegt die aktuelle Saison, in der beide Teams auf der Erfolgswelle schweben. Während Nordenstadt in der Hinrunde lange auf dem zweiten Tabellenplatz stand und nun auf den vierten Rang abgerutscht ist, könnte in Naurod der Traum von der Gruppenliga bald Realität werden.

Kontinuität und Wertschätzung

„Der FC Naurod ist und bleibt ein Ausbildungsverein“, bekräftigt Präsident Helge Dörr. „Mit Jugendleiter Frank Letzerich haben wir einen Topmann, der seit mehreren Jahren die Jugendabteilung kontinuierlich weiterentwickelt hat. Gleichzeitig haben wir mit dem Trainerteam Reiner Mittermeier, Markus Küster und Uwe Schnell hervorragende Fachleute für unsere Aktiventeams gefunden.“ Als aktueller Verfolger des Tabellenführers SC Mesopotamien ist der ‚Ausbildungsverein‘ nach dem Patzer des Spitzenreiters am vergangenen Wochenende gegen Niedernhausen II bis auf einen Punkt herangekommen. Dass neben dem so gut wie sicheren Erreichen der Aufstiegsrunde (sieben Punkte Vorsprung auf den Dritten Fvgg. Kastel) gar der Titel noch möglich ist, liegt laut Dörr in einer „kontinuierlichen Vereinspolitik“ begründet. „Wir beschäftigen uns vorrangig mit unseren eigenen Spielern und vermitteln so das Wertegefühl für jeden Einzelnen, dass er für den Verein wichtig ist. Dazu haben wir die passenden Leute, die beide Teams sehr gut führen.“ Insbesondere Mittermeier, der seit drei Jahren am Kellerskopf die Erste Mannschaft trainiert, ist für den Präsidenten ein absoluter Glücksgriff: „Er identifiziert sich total mit dem Verein und macht eigentlich mehr, als man es von einem Trainer verlangen kann.“

Gleichermaßen erfolgreich spielt derweil die Reserve unter Spieltrainer Markus Küster in der Kreisliga C. Dörr: „Das Ziel ist am Ende der Aufstieg in die B-Klasse, den wir als momentaner Zweiter noch über die Relegation schaffen können. Den direkten Aufstieg als Meister haben wir allerdings nicht mehr in eigener Hand.“ Aktuell belegt Naurod II mit drei Punkten Rückstand auf Tabellenführer FSV Wiesbaden 07 den Relegationsrang.

„Stolz auf meine Mannschaft“

In der eigenen Hand hat die A2-Jugend des TuS Nordenstadt den Meistertitel in der Kreisliga. Während auch die A1 in der Gruppenliga am Aufstieg schnuppert, thront die ausschließlich aus Spielern des jüngeren Jahrgangs bestückte Truppe von Coach Daniel Pollner bereits seit dem zwölften Spieltag auf dem ersten Tabellenplatz. Wo man auch nach dem letzten Spieltag gerne stehen würde. Trotzdem wird die Bewertung der Saison nicht nur vom abschließenden Tabellenplatz abhängig gemacht. Trainer Pollner betont: „Ich bin extrem stolz auf meine Mannschaft. Das, was bisher passiert ist, ist grandios und überragend. Wir schauen jetzt von Spiel zu Spiel und sind uns darüber bewusst, dass der Meisterschaftskampf bis zum Ende offen bleiben wird.“ Der 22-Jährige, der bei der Zweiten Mannschaft das Tor des TuS hütet, attestiert den Nordenstadtern eine „gut strukturierte Jugendarbeit, von der die erste Mannschaft stark profitiert.“
Letztes Jahr A-Jugend, jetzt Erste Mannschaft: Lee Nguyen und Julian Conradt (rechts, beide helle Trikots) haben den nahtlosen Übergang in die Aktivität geschafft. Archivfoto: Henz.

Wie sein Nauroder Pendant Daniel Mach ist Pollner Trainer bei der Wiesbadener Talentförderung, kennt Mach daher und pflegt ein freundschaftliches Verhältnis zu ihm. Und auch die beiden Teams kennen sich bestens, treffen in dieser Saison nach zwei Testspielen und einem Ligaspiel bereits zum vierten Mal aufeinander. „Das Verhältnis zwischen beiden Teams ist eines, dass ich mir für mehr Mannschaften wünschen würde“, sagt der TuS-Coach und fügt hinzu: „Das Spiel wird hart, aber immer fair bleiben.“ Ähnlich lief auch das Hinspiel, das im Oktober zwar 0:0 endete, das Prädikat ‚Gutes Kreisligaspiel‘ aber absolut verdient hatte. Beide Trainer sind sich einig, dass auch das Duell am Freitagabend auf einem sehr hohen taktischen und fußballerischen Niveau stattfinden wird.

Derbyheld Hild +++ „TuS-Messi“ Seyfi

Während FCN-Trainer Mach personell fast aus dem Vollen schöpfen kann, muss sein Gegenüber auf Kapitän Adrian Lyska (Gebrochener Zeh) und Verteidiger Joshua Werum (Kreuzbandriss) verzichten. Derweil ist in Naurod der Kapitän zurück: Jonny Bergmann kam nach einem Auslandsaufenthalt beim 1:0-Derbysieg gegen Niedernhausen auf die ersten Minuten Spielzeit in dieser Saison. Der Mann der Stunde beim FCN ist allerdings ein Anderer: Marlon Hild war als Siegtorschütze in Niedernhausen der Derbyheld. Eine Woche zuvor hatte er beim 18:0-Kantersieg in Bierstadt gleich ein Drittel der Tore erzielt – eines der sechs schöner als die anderen. „Für die heiße Phase der Saison kommt er jetzt richtig in Fahrt. Er ist eine Waffe“, weiß Mach. Die beiden Toptorjäger der Spitzenmannschaften unterscheiden sich in ihrer Spielweise wie kaum zwei andere. Da der 1,86 Meter groß gewachsene FCN-Stoßstürmer Julius Wohlleben, dort der kleine, ungemein bewegliche TuS-Angreifer Ufuk Seyfi, der sein bestes Spiel gegen den Türkischen SV machte. Während Wohlleben wie gegen Bierstadt gerne mal vier Kopfballtore in einer Halbzeit macht, ist Linksfuß Seyfi oft auch Vorbereiter und erinnert in Sachen Spielstil an den großen Lionel Messi. In den zwei Viererketten mit den wenigsten Gegentoren der Liga überzeugt beim TuS vor allem das eingespielte Innenverteidiger-Duo aus Björn Schmelzer und Tobias Angler. Beim FCN demonstriert vor allem Defensivorganisator Johannes Pavlidis mit starker Kopfballtechnik, gutem Stellungsspiel und kreativer Spieleröffnung Sicherheit.


In den letzten Wochen in Hochform: Marlon Hild (links) und Julius Wohlleben beim Anstoß. Foto: Hans-Jürgen Krabler.

Pünktlich mit dem Taxi

Und trotzdem möchte Coach Mach aus seinem Kader, der 32 Spieler umfasst, keinen herausheben. „Unser Teamgeist ist einzigartig. Bei uns geht es um mehr als Fußball. Daher machen wir regelmäßig Mannschaftsabende, um auch außerhalb des Platzes mit dem gesamten Team etwas zu unternehmen.“ Präsident Dörr schwärmt von Mach: „Er hat die Jungs nicht nur fußballerisch, sondern auch charakterlich weiterentwickelt. Hier unterstützt wirklich jeder jeden im Team.“ Kurioser und gleichzeitig beeindruckender Beweis für den Nauroder Zusammenhalt: Spieler Arian Memarpouri wollte die Mannschaft als Zuschauer in Kostheim unterstützen, wusste allerdings den Weg nicht. Gleichzeitig war er spät dran. Mit den letzten Euros im Portemonnaie ließ er sich ein Taxi kommen, das er in Kostheim weit entfernt vom Sportplatz verließ. Den letzten Kilometer stapfte der 17-Jährige per Fuß zum abgelegenen Sportplatz an der Maaraue. Und kam so nur wenige Minuten zu spät. Am Freitag werden dann wohl alle Spieler und Zuschauer pünktlich zum Anpfiff des Spitzenspiels kommen – ob mit Taxi oder anders.

FuPa ist vor Ort und tickert live für alle, die nicht pünktlich kommen oder alle Namen der Spieler auf dem Display sehen wollen. Hier geht’s zum Ticker.

Aufrufe: 07.5.2015, 15:30 Uhr
Patrick RuppAutor