2024-05-02T16:12:49.858Z

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Größeres Problem als die Pandemie

Ehingen - Schon vor Corona hatte der Amateurfußball, wie der Amateursport generell, ein Problem: Die Zahl der Ehrenamtlichen nimmt ab. Laut einer Umfrage des Fußballportals Fupa, an der 3 500 Vereine aus ganz Deutschland teilgenommen haben, ist der Mangel an Freiwilligen derzeit ein noch größeres Problem als die Pandemie und das größte, mit dem sich die Klubs konfrontiert sehen. Knut Kircher, ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter und heutiger Ehrenamtsvorsitzender im Württembergischen Fußballverband (WFV), sprach in einem Interview mit dem „Teckboten“, das auch der WFV veröffentlicht hat, über die aktuelle Lage des Ehrenamts im WFV-Gebiet, zu dem auch die hiesigen Bezirke Donau und Donau/Iller gehören.

Zwar lobte Kircher den Einsatz der Ehrenamtlichen, „dennoch dürfen gerne noch mehr Freiwillige den Weg in unsere Vereine finden. Wir haben nach der Corona-Pandemie große Aufgaben zu bewältigen, gerade auch im Bereich des Kinder- und Jugendfußballs“. Jedoch sei die Pandemie mit den damit verbundenen Einschränkungen ein Hemmschuh im Finden neuer freiwilliger Mitarbeiter: „Auch die Gewinnung von Ehrenamtlichen lebt vom persönlichen Kontakt, den wir derzeit nicht haben, vom lockeren Erstgespräch über das ,Einfach-mal-mitmachen-Angebot' bis hin zum gezielten Einsatz unter Beachtung der jeweiligen persönlichen Stärken.“

Derzeit ist es für Kircher besonders wichtig, dass sich die Vereine kreative Ideen einfallen lassen, um gerade Jugendspielern die Laune am Sport zu erhalten, damit diese dem Fußball nicht den Rücken kehren. Gleichzeitig kann sich der frühere Bundesliga-Schiedsrichter vorstellen, dass sich das Ehrenamt verändern könnte. „Wir werden zukünftig immer weniger Langzeit-Ehrenamtliche sehen. Wir müssen uns viel mehr darauf einstellen, dass es Freiwillige geben wird, die sich über eine kürzere Zeit hinweg engagieren und dabei einen begrenzten Aufgabenbereich übernehmen.“

Den Mangel an Ehrenamtlichen spüren auch die Schiedsrichter, die in der Fupa-Umfrage wiederum die kleiner werdende Zahl an Unparteiischen als große Gefahr für den Amateurfußball sehen. Als Grund dafür sehen sie auch die Gewalt auf Fußballplätzen gegen Schiedsrichter. „Natürlich fehlen auch uns in Württemberg Schiedsrichter, weil wir die gleichen Entwicklungen wie allgemein im Ehrenamt feststellen. Langjährige Schiedsrichter leiten unheimlich viele Spiele in einer Saison, weit über die Sollzahl hinaus. Hört solch ein Schiedsrichter aus Altersgründen auf, müssen wir mehr als einen neuen Schiedsrichter fürs Pfeifen begeistern, um die gleiche Anzahl an Spielen zu besetzen“, sagt Kircher. Der WFV sei in Sachen Schiedsrichter jedoch gut aufgestellt und Gewalt gegen die Offiziellen auf dem Platz „eine absolute Ausnahmeerscheinung“.

Um die ehrenamtliche Arbeit der Vereine zu würdigen, hatte der WFV vor einiger Zeit den Ehrenamtspreis ins Leben gerufen. Aus dem Bezirk Donau wurden dem FV Altshausen (1. Platz), dem TSV Riedlingen (2.) und dem SV Langenenslingen (3.) die Preise für das Jahr 2020 zugesprochen (die SZ berichtete), aus dem Bezirk Donau/Iller kam der SC Staig auf Platz eins, der TSV Beimerstetten und der SV Oberelchingen belegten die Plätze zwei und drei.

Aufrufe: 09.2.2021, 06:02 Uhr
gioe/szAutor