2024-05-10T08:19:16.237Z

Turnier
Bunt ging es am Wochenende auf dem kleinen Fußballplatz in Zarnekau zu, wie an den Flaggen zu sehen ist, die für die Herkunftsländer der Teilnehmer stehen. Hier ist Tsgab  aus Eritrea am Ball. Klipp (5)
Bunt ging es am Wochenende auf dem kleinen Fußballplatz in Zarnekau zu, wie an den Flaggen zu sehen ist, die für die Herkunftsländer der Teilnehmer stehen. Hier ist Tsgab aus Eritrea am Ball. Klipp (5)

"Grätschen verboten!"

Beim 7. Zarnekauer Champions-Cup des Kinderschutzbundes schnürten in diesem Jahr Spieler aus neun Nationen die Fußballschuhe

„Fair geht in jedem Fall vor“, mahnt Organisator Helge Meier vor dem ersten Spiel. „Wer grätscht bekommt die Gelbe Karte, wenn jemand zweimal grätscht, sieht er die Rote Karte – und ist raus!“, ergänzt Ole Schöning. Die Beiden haben zum siebten Mal ein Fußballturnier auf die Beine gestellt, bei dem sich Menschen verschiedener Herkunft, Hautfarbe, Männer, Frauen verschiedener Altersklassen und Menschen mit Handicap auf dem Bolzplatz am Feuerwehrhaus in Zarnekau treffen und nach Herzenslust Fußball spielen.

Die Wurzel des Turniers war die Aufnahme von minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen, die der Kinderschutzbund Ostholstein im Jahr 2009 übernommen hat. Eine wichtige Rolle spielt der Sport, vor allem Fußball, ein Spiel, das auf der ganzen Welt bekannt ist, einfache Regeln hat, wenig Ausrüstung erfordert, denn im Prinzip reicht ein Ball, und schnell funktioniert. So wuchs die Idee eines Fußballturniers. Helge Meier und Ole Schöning nahmen die Organisation gleich in die Hand, aus dem Turnier der Minderjährigen wurde im Lauf der Jahre ein sportlicher Wettbewerb, bei dem auch diejenigen mitspielten, die der Obhut des Kinderschutzbundes buchstäblich entwachsen waren.

Vor dem Turnier erläutert Helge Meier die Regeln, nach denen auf dem kleinen Feld am Feuerwehrgerätehaus gekickt wird.
Vor dem Turnier erläutert Helge Meier die Regeln, nach denen auf dem kleinen Feld am Feuerwehrgerätehaus gekickt wird.
Der Name war schnell gefunden: „Zarnekauer Champions-Cup“. „Die jungen Menschen kommen aus vielen Ländern, bisher hatten wir Spieler aus Polen, dem Irak, Afghanistan, Syrien, Eritrea, Somalia, Guinea Bassau, Ägypten, Libyen, dem Iran, Algerien und Deutschland dabei. In diesem Jahr ist Russland dazu gekommen“, zählt Helge Meier auf. Für die Gäste aus der Stadt Sewerodwinsk, die rund 1000 Kilometer von Moskau entfernt ist und eine Partnerstadt von Neustadt ist, war das Fußballturnier das Sahnehäubchen auf der Olympiawoche. Die Partnerschaft war von Larissa Sharapowa und Andrej Sharapow angeregt worden.Nach dem einwöchigen Mehrkampf mit Wasserskilaufen und Leichtathletikwettbewerben war der Zarnekauer Champions-Cup eine besondere Herausforderung. „In diesem Jahr waren zwölf Mannschaften mit Spielern aus neun Nationen dabei“, berichtet Helge Meier. Auf dem Gelände am Feuerwehrhaus tummelten sich ungefähr 150 Menschen, darunter Fans, Ehemalige, Freunde und Helfer, die sich um Kaffee, Kuchen und Gegrilltes kümmerten, für die Marco Sieck und Knut Ambrock.

„Ich bin sehr stolz, dass ich Kinder, Jugendliche und Mitarbeiter habe, die so motiviert und engagiert dabei sind. Es ist eine wahre Pracht, sich das anzugucken“, sagt Rüdiger Truschewski, der Leiter der stationären Einrichtungen des Kreisverbands des Kinderschutzbundes Ostholstein ist. Die jungen Spieler halten zusammen, so geben Dawad, Milad, Ehsan und Baset ein Interview. „Ich bin Basset, ich bin seit neun Monaten in Deutschland und ich wohne in Eutin“, sagt Baset. Bei dem Turnier wird in der Regel Deutsch gesprochen, eine Ausnahme gilt für die russischen Kicker, aber sie sind ja nur für eine Woche in Ostholstein. Für die anderen ist und wird Deutschland zur neuen Heimat. Auf dem Platz geht es zur Sache, Schiedsrichter Helge Meier ermahnt im Vorbeilaufen: „...noch eine Grätsche und du siehst die Gelbe Karte!“ Im Eifer des Gefechts geht es bei einigen Aktionen etwas ruppiger zu, doch letztlich beruhigen sich die Gemüter. Konflikte austragen, sich behaupten oder zurückstecken, den Gegenspieler respektieren – das wird hier auf der kleinen Fußballwiese eingeübt. Die Trikots haben die Mannschaften von umliegenden Vereinen wie der BSG Eutin und dem TSV Süsel „geerbt“.

„Es werden immer mal Trikots ausrangiert, weil sich der Sponsor geändert hat oder sie ausgeblichen sind“, sagt Frank Lunau, der Fußballobmann der BSG Eutin ist und in einer gemischten Mannschaft mitkickt, in der auch Menschen mit Handicap mit sichtbarem Vergnügen dem Fußball hinterherjagen. Nach einem aufregenden Fußballtag stehen die drei Siegermannschaften fest: Den ersten Platz belegen die „Afghanistan Alt-Herren“ vor der Mannschaft „Eritrea“ und „Malente“. Aber eigentlich fühlen sich am späten Nachmittag, wenn alle Tore gefallen und alle Punkte gezählt sind, alle als Sieger...
Aufrufe: 030.8.2017, 21:15 Uhr
SHZ / Harald KlippAutor