2024-04-25T08:06:26.759Z

FuPa Portrait
Der Straßenfußballer der Kickers: Gerrit Müller. Foto: Baumann
Der Straßenfußballer der Kickers: Gerrit Müller. Foto: Baumann

Gerrit Müller: Der Gesetzte

Im Angriff der Stuttgarter Kickers wird rotiert, aber einer spielt immer: Gerrit Müller - Auch heute gegen Halle

Im Sturm der Stuttgarter Kickers ist für Trainer Horst Steffen die Qual der Wahl groß: Marco Calamita, Randy Edwini-Bonsu, Lhadji Badiane, Daniel Engelbrecht und Elia Soriano (aktuell verletzt) kämpfen um die Plätze. Einer jedoch spielt immer: Gerrit Müller.

Ab und zu trifft Gerrit Müller seinen ehemaligen Mitspieler Christian Gentner. Beim gemeinsamen Essen in der Trattoria Vivaldi geht es dann nicht nur um die aktuelle Lage ihrer Clubs, sondern auch um alte Zeiten. 2003 feierten Müller und Gentner mit dem VfB Stuttgart die deutsche A-Junioren-Meisterschaft. Gentner brachte es danach bis zum Nationalspieler, Müller blieb in der dritten Liga hängen. „Das ist nicht weiter schlimm“, sagt der Offensivmann von den Stuttgarter Kickers und schiebt völlig ohne Bitterkeit hinterher: „ Es kann nicht jeder schaffen.“

An Müller führt kein Weg vorbei

Er fühlt sich richtig wohl beim Fußball-Drittligisten. Mit einem Sieg an diesem Dienstag (19 Uhr/Gazistadion) gegen den Halleschen FC kann er mit seinem Team auf Rang zwei vorrücken. Aufstiegsträume? „Für mich wäre es die Krönung und ein super Abenteuer mit einem Verein aus meiner Heimat“, räumt er offen ein. Müller ist mit seinen 30 Jahren lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass es noch ein weiter Weg ist bis in die zweite Liga. Sollte den Blauen der Sprung nach oben gelingen, Müller hätte großen Anteil daran. Denn egal für welche Sturmformation sich Trainer Horst Steffen entscheidet, einer spielt immer: Gerrit Müller. Egal ob im Sturmzentrum oder auf der linken Seite, zur Not auch schon im defensiven Mittelfeld. „Wenn Gerrit fit ist, führt an ihm kein Weg vorbei. Er haut alles raus, ist sehr verlässlich, gegen ihn möchte ich nicht Verteidiger sein“, erklärt Steffen. Im Gegenzug hält Müller sehr viel von seinem Coach: Menschlich und taktisch sei er überragend. Aber zu viel loben will er auch nicht: „Nicht dass er noch weggeholt wird“, meint Müller mit einem Schmunzeln. Bei Zweitligist Fortuna Düsseldorf soll Steffen auf der Liste stehen. „Es gibt keinen Kontakt“, beruhigt der Coach. Müller hört das gerne. Er ist ein Spielertyp, der das Vertrauen eines Trainers ganz besonders braucht – und das dann auch zurückzahlt. Das bestätigt Hans-Martin Kleitsch, sein Trainer aus der damaligen A-Junioren-Meisterelf beim VfB: „Gerrit ist so etwas wie der letzte Straßenfußballer. Seine Spielweise mit vielen Eins-gegen-eins-Situationen birgt ein hohes Risiko. Doch du musst ihm die Freiheiten lassen“, betont Kleitsch, der seinen Vertrag als Scout bei 1899 Hoffenheim bis 2015/16 verlängert hat.

Führungsspieler und einziger Papa

Bleibt die Frage, warum es Müller im Gegensatz zu Gentner und seinem damaligen A-Jugend-Sturmpartner beim VfB, Mario Gomez, nicht ganz nach oben geschafft hat. Kleitsch erinnert sich: „Gerrit kam mit breiter Brust aus der Jugend raus, geriet dann beim VfB II in Reinhold Fanz aber nicht an den richtigen Trainer.“ Über den KSC und die SF Siegen landete der gebürtige Schwetzinger 2008 bei Dynamo Dresden. Dort schlug im Rückspiel der Relegation für die zweite Liga 2011 das Verletzungspech zu: Müller riss sich das Kreuzband, kam danach bei Dynamo nicht mehr zum Einsatz und wechselte nach der Station 1. FC Heidenheim im November 2013 zu den Kickers.

Dort ist er ein Führungsspieler – und nebenbei der einzige Papa im Team. Zusammen mit seiner Frau Daniela ist Sohn Giulio (sechs Monate) sein ganzer Stolz. „Die Füße, die Waden, das Ballgefühl hat er schon von mir“, sagt Müller mit einem Schmunzeln. Vielleicht bringt es der Filius mit seinem Talent mal zum Nationalspieler. So wie VfB-Kapitän Christian Gentner. „Wir drücken uns gegenseitig die Daumen“, sagt Müller. Er ist heiß auf die zweite Liga – auf ein Derby kann er dort liebend gerne verzichten.

Aufrufe: 010.3.2015, 14:00 Uhr
StN/JüFAutor