Zwischen dem Hin- und dem Rückspiel liegen jedoch sechs Monate- eine Zeit, in der Ratingen aus einem miserablen Start eine erfolgreiche Saison gemacht hat. Die jüngsten drei Siege haben die Blau-Gelben auf den vierten Rang und damit auf die beste Platzierung der gesamten Saison gespült. Plötzlich ist aus dem Spiel gegen Bocholt ein Duell der Tabellen-Nachbarn geworden. Oder auch ein Spiel gegen eine Mannschaft, die vor einigen Monaten punktetechnisch so weit weg war wie Schalke 04 von den Champions-League-Plätzen.
"Es ist eine schöne Sache, dass wir zuletzt unsere Punkte geholt haben. Jetzt wollen wir auch einen der oberen Plätze verteidigen", erklärt Weiß. Gleichwohl weiß der Coach, wie eng es im Mittelfeld der Liga ist. "Man kann ganz schnell wieder auf den achten Platz abrutschen",meint Weiß mit dem Blick auf das dünne Drei-Punkte-Polster bis zum VfB Hilden. Durch einen Sieg in Bocholt würden die Ratinger allerdings auch den Rückstand auf die Gastgeber auf sechs Punkte verringern. Im Schlussspurt wäre dann sogar noch der dritte Platz in Reichweite.
Helfen könnte dabei eine neue Stärke der Ratinger. 04/10 hat offensichtlich das Toreschießen direkt nach der Halbzeit für sich entdeckt - genauer gesagt in der ersten Viertelstunde nach dem Seitenwechsel. In den vergangenen vier Spielen klingelte es in dieser Phase gleich fünf Mal im gegnerischen Kasten - auch wenn der Treffer bei der Niederlage gegen Homberg (1:4) lediglich eine reine Ergebniskosmetik war. Weiß: "Die Jungs puschen sich in der Kabine untereinander. Wir riskieren dann auch mal was, weil wir Tore erzielen wollen."
Ein richtiger Knipser fehlt Weiß allerdings auch in diesem Jahr. Mit acht Toren ist Ismail Cakici der erfolgreichste 04/19-Stürmer - vor Carlos Penan mit sieben Treffern. "Es gibt ein paar Vereine, bei denen ein Spieler häufig trifft. Bei uns verteilt sich das auf vier, fünf Spieler. Mir ist das gar nicht unlieb. Entscheidend ist, dass wir überhaupt treffen und punkten", meint Weiß.
Das soll am Sonntag gegen Bocholt wieder gelingen - und zwar als Kollektiv. "Die Truppe hat sich gefunden. Und wenn wir als Mannschaft auftreten, können wir viel erreichen", sagt Weiß, der im Hinrunden-Spiel gegen Bocholt seine erste Niederlage als 04/19-Trainer kassierte, nachdem er das Amt vier Spieltage zuvor von Peter Radojewski übernommen hatte.