2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

Darf Keita-Ruel zu 04/19 zurückkehren?

Am Freitag soll entschieden werden, ob der Stürmer das Gefängnis verlassen darf. Auch ein vermeintlicher Berater hat sich gemeldet.

Es klingt wie ein modernes Märchen. Ein Fußball-Klub nimmt einen verurteilten Sträfling auf, während dieser im offenen Vollzug ist. Die Resozialisierung klappt wunderbar, der Spieler zeigt sich auf und abseits des Platzes in guter Verfassung. Er verpatzt jedoch seine Bewährungsauflagen, meldet sich zu spät im Gefängnis zurück - und muss wieder in den geschlossenen Vollzug.

Doch die Verantwortlichen des Klubs halten an ihm fest. Besuchen ihn im Gefängnis. Und legen ihm einen Vertrag für die neue Saison vor - obwohl noch gar nicht sicher ist, dass er bald wieder Freigänger ist.

Am Freitag entscheidet sich, wie das Märchen weitergeht. Ob Daniel Keita-Ruel, der wegen verschiedener Raubüberfalle in der JVA einsaß, seine restliche Haftstrafe auf Bewährung verbüßen darf. Bei Ratingen 04/19, dem Verein, bei dem er in der vergangenen Saison auflief und wo er - geht es nach den Verantwortlichen - auch in der kommenden Spielzeit antreten soll, ist man sehr zuversichtlich. "Ich stehe in regelmäßigem Kontakt zu Daniel, seiner Mutter und der Anwältin", sagt Michael Kulm, der Sportliche Leiter des RSV.

Doch nun taucht plötzlich Ingo Klein auf. Beim RSV hat man diesen Namen noch nie gehört. Doch Klein verschickte eine Pressemitteilung mit dem Inhalt, er sei der Berater von Daniel Keita-Ruel. Kennengelernt haben sie sich, so Klein, in der JVA. Denn dort saß der 53-Jährige ein - als mutmaßlicher Betrüger, der mit seiner Firma BCI und zwei weiteren Angeklagten Kapitalanleger um Millionen geprellt haben soll. Klein wurde zu sieben Jahren und neun Monaten Haft verurteilt, ist aktuell jedoch auf freiem Fuß - die Revision beim Bundesgerichtshof läuft. "So lange gilt die Unschuldsvermutung", betont Klein. "Ich stehe regelmäßig mit Daniel in Kontakt, er hat mich gebeten, mich um seine Belange zu kümmern."

Sich mit dem Verein, der ihn verpflichten möchte, auseinanderzusetzen, gehört offenbar nicht zu diesen Belangen. "Ich sehe noch keine Notwendigkeit darin, mich bei Herrn Kulm zu melden. Daniel kann aktuell ohnehin keine Verträge unterschreiben, mit ihm zu kommunizieren ist für mich, weil er noch im Gefängnis ist, gerade auch nicht leicht", sagt Klein. "Sobald er aus der JVA kommt, werden wir uns um alles kümmern. Und dann steht Ratingen sicherlich an erster Stelle der Gespräche. Doch es gibt viele Anfragen für Daniel, ich werde ihm empfehlen, noch nicht bei Ratingen zu unterschreiben. Es kann auch andere passende Angebote geben."

Michael Kulm ist zumindest erstaunt. "Ich sehe, ehrlich gesagt, keine Veranlassung, mit Herrn Klein zu sprechen. Wir kommunizieren mit dem Spieler direkt. Und das regelmäßig", sagt der Erste Kriminal-Hauptkommissar. "Ich habe in der vergangenen Woche noch einen Brief von Daniel bekommen", sagt der Sportliche Leiter. "Darin steht, wie sehr er sich auf die kommende Saison freut und wie toll er es findet, dass Ali Can Ilbay verlängert hat. Von einem Berater steht da nichts. Und ich glaube, er hätte uns oder seiner Anwältin davon erzählt. Ich vertraue auf das, was ich von Daniel höre und lese. Aber wirkliche Aufklärung kann nur der Spieler selbst in die Sache bringen."

Und wenn alles gut läuft, kann er das schon ab Freitag. Für alle Beteiligten kann das nur förderlich sein.

Aufrufe: 029.5.2015, 08:00 Uhr
RP / André SchahidiAutor