2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines
F: Benjamin Jotah
F: Benjamin Jotah

04/19 wacht erst nach Platzverweis auf

Der Oberligist spielt in Hilden eine Stunde behäbig - und kommt dem Sieg erst in Unterzahl wirklich näher. Da stellen sich Fragen nach der Einstellung. Drei Punkte aus den ersten drei Spielen sind keine gute Ausbeute.

Das Spiel auf dem Sportplatz an der Hildener Hoffeldstraße war kaum abgepfiffen, da machte sich Marc Zeh im Stechschritt davon. Vorbei an den jubelnden Gastgebern, runter vom Platz, direkt in die Kabine.
Der Kapitän von Ratingen 04/19 war bedient - und hatte sicherlich auch ein schlechtes Gewissen. Denn bei der 1:2-Niederlage gegen den VfB Hilden hatte Zeh seiner Mannschaft mit seiner völlig überflüssigen Gelb-Roten Karte einen Bärendienst erwiesen.

Vor der Pause hatte Zeh nach einen Einwurf den Ball weggetreten und dafür Gelb erhalten. Und in der 58. Minute erhielt der Routinier seine zweite Verwarnung für ein Foul an der Mittellinie. Schiedsrichter Lukas Luthe hätte, so merkten die Ratinger hinterher durchaus zurecht an, auch Fingerspitzengefühl zeigen können. "Ich hätte ihn dann sofort ausgewechselt", sagte Trainer Karl Weiß. Aber ein Routinier wie Zeh muss auch von alleine wissen, dass man sich ein Allerweltsfoul an der Mittellinie lieber spart, wenn man bereits verwarnt ist.

Erstaunlicherweise begann 04/19 das Fußballspielen erst nach dem Platzverweis. Die zentrale Frage ist jedoch: Warum erst dann? In den knapp 60 Minuten zuvor lieferten die Gäste einen uninspirierten Auftritt mit vielen Fehlpässen und nur ganz wenigen gelungenen Kombinationen ab. In Unterzahl jedoch zeigte das Weiß-Team plötzlich eine ganz andere Körpersprache, glich den unglücklichen Rückstand mit einem schön eingeleiteten Treffer von Dustin Hoffmann aus - und hatte danach noch Pech, als nach einer gelungenen Kombination über vier, fünf Stationen der Führungstreffer ausblieb. Den erzielte dann Hilden - Ole Päffgen hatte den Ball in die Mitte geklärt. So landete die Kugel bei Angreifer Pascal Weber, der im gefühlt zwölften Anlauf dann doch sein Tor erzielte.

So stehen nach drei Spielen nur drei Punkte auf der Habenseite. Zu wenig für die ambitionierte Mannschaft vom Stadionring. Das jedenfalls verrieten die finsteren Mienen der Spieler, von Trainer Weiß und Präsident Jens Stieghorst eindeutig. Nach nur drei Partien ist die Stimmung rund um die Mannschaft schon wieder angespannt. Ein wenig früh, aber auch nachvollziehbar - denn einen wirklich überzeugenden Auftritt hat der RSV in dieser Spielzeit (Vorbereitung und Liga) noch nicht hingelegt.

Vor allem liegt spielerisch einiges im Argen. Automatismen waren in Hilden nur selten zu erkennen, das Abwehrverhalten der gesamten Mannschaft war manchmal vogelwild. Mehrfach musste Innenverteidiger Phil Spillmann in höchster Not retten - und verletzte sich dabei fast noch. Das zentrale Mittelfeld wurde regelmäßig überlaufen und Ismail Cakici steht als einziger Angreifer oft wie auf einer einsamen Insel. Mit dem gesperrten Fatih Özbayrak fehlte ein spielstarker Offensivmann im Zentrum.

Das Trainerteam um Karl Weiß muss einige Lehren aus dem Auftritt in Hilden ziehen. Dustin Hoffmann kann mit seinem Tempo auch auf dem Flügel gut Druck machen. Vielleicht sind die Außenbahnen mit ihm, Yannick Wollert und Luca Bosnjak gut genug besetzt, damit Carlos Penan wieder in die Mitte ziehen und sich dort in einer "schwebenden" Rolle neben Torjäger Cakici einzufinden. Der athletische Angreifer wirkt auf dem Flügel manchmal ein wenig verschenkt.

Vor allem muss die Mannschaft aber an ihrer Einstellung und Disziplin arbeiten. Hilden gewann das Spiel, weil Hilden es mehr wollte. 60 Minuten Schlafen und erst Aufwachen nach einem überflüssigen Platzverweis - damit sind in der starken Oberliga einfach keine Punkte zu holen.

Aufrufe: 021.8.2017, 19:05 Uhr
RP / André SchahidiAutor