2024-04-25T14:35:39.956Z

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„Es könnte passieren, dass die neue Regelung als zweite Chance gesehen wird und Spieler, die eigentlich Rot sehen müssten, dennoch weiterspielen dürften“, wird Kritik an der Wiedereinführung der Zeitstrafe laut. F: Patten
„Es könnte passieren, dass die neue Regelung als zweite Chance gesehen wird und Spieler, die eigentlich Rot sehen müssten, dennoch weiterspielen dürften“, wird Kritik an der Wiedereinführung der Zeitstrafe laut. F: Patten

»Gelbe Karte ist als Vorwarnung genug«

Wiedereinführung der Zeitstrafe im Nachwuchsbereich sorgt für kritische Stimmen

Mainz. Ab 1. Juli müssen sich die Jugendfußballer in der Region mit einer wichtigen Regeländerung befassen. Der Südwestdeutsche Fußballverband (SWFV) hat zur Saison 2017/18 die Wiedereinführung der Zeitstrafe beschlossen (die AZ berichtete). Der Schiedsrichter hat künftig also wieder die Möglichkeit, Spieler für fünf Minuten vom Platz zu stellen, quasi als Vorstufe eines Platzverweises. In den Nachwuchsabteilungen der Region wird die neue Regelung des SWFV bereits breit diskutiert.

Sebastian Gürke, U 19-Trainer des FSV Saulheim, hat eine klare Meinung zu diesem Thema: „Die Gelbe Karte sollte als Verwarnung genug sein. Sobald man eine hat, darf man sich nichts mehr leisten und muss jederzeit mit einer Roten Karte rechnen, wenn man ein Foulspiel begeht.“ Gürke kritisiert außerdem: „Es könnte passieren, dass die neue Regelung als zweite Chance gesehen wird und Spieler, die eigentlich Rot sehen müssten, dennoch weiterspielen dürften.“ Desweiteren fühlt sich Gürke für seine Spieler verantwortlich und weiß, wann der Zeitpunkt gekommen ist, um gefährdete Spieler auszuwechseln.

Durch die Zeitstrafe sollen Spieler die Chance bekommen, sich zu beruhigen und über ihren Fehler nachzudenken, statt direkt einen Platzverweis zu kassieren, heißt es in der Erklärung des SWFV. Sie wird zur neuen Saison im ganzen Jugendbereich des SWFV bis zur Verbandsliga gelten. Zu Problemen könnte es in den U 11-Mannschaften und jüngeren Jahrgängen kommen, weil sich dort meistens noch die Eltern zur Verfügung stellen, um ein Spiel zu leiten.

Genau dieses Problem sieht auch Marcel Gebhardt, der die E-Junioren von Alemannia Laubenheim in der Kreisliga trainiert. „Bei uns pfeifen ja keine geschulten Schiedsrichter, sondern oftmals Väter oder die Co-Trainer – und die sind doch alle irgendwie befangen.“ Deshalb würden ja auch schon jetzt in den Spielen keine Karten verteilt werden. „Was auch gut so ist.“ Sein Vorschlag: „Wenn der Verband den kompletten Strafenkatalog schon bei den Kleinsten zur Anwendung bringen will, dann müssten auch in der E-Jugend schon ausgebildete Schiedsrichter her.“ Bis zur F-Jugend wird aktuell noch komplett ohne Leitung (Fairplay) gespielt. Die Akteure sollen die Partie quasi selbst leiten. „Fairplay nur noch bei den G-Junioren, von Betreuern geleitete Spiele in der F-Jugend und ab der E-Jugend Schiedsrichter – dann können wir auch über die Zeitstrafe diskutieren“, so Gebhardt.

Auch Marc Ehrhardt, A-Jugend-Trainer der SG Essenheim/Ober-Olm, sieht die neue Regelung kritisch. „Ich finde, dass in den unteren Klassen von Schiedsrichtern viel zu viel weggeschaut wird und sich die Spieler daher viele Unsportlichkeiten erlauben können“, sagt der U 19-Coach. „Durch die Zeitstrafe bekommt der Schiedsrichter eine weitere Möglichkeit Spieler zu sanktionieren, aber die Spieler bekommen meiner Meinung nach auch eine weitere Chance Unsportlichkeiten zu begehen, ohne dabei des Feldes verwiesen zu werden.




Aufrufe: 021.6.2017, 19:00 Uhr
Leon GörgAutor