2024-04-19T07:32:36.736Z

Allgemeines
– Foto: Alexander Fischer

Keine Dauerlösung

Manche Klubs versuchen ein Training unter den strengen Auflagen +++ Andere verzichten komplett darauf

Auf einigen Sportplätzen rollt schon wieder der Ball, auf anderen ist dagegen kein Trainingsbetrieb in Sicht. Seit zwei Wochen wäre es theoretisch möglich in Kleingruppen von maximal fünf Personen auf 1 000 Quadratmeter verteilt zu üben. Selbstverständlich unter Einhaltung der vorgeschriebenen Abstandseinhaltung von mindestens 150 Zentimetern zwischen den Akteuren.

Ganz fleißig sind die Kicker des Kreisligisten des SV Reihen, die sofort ein spezielles Fußballtraining unter Corona-Bedingungen anboten. "Seit es erlaubt ist, trainieren wir zwei Mal die Woche", sagt SV-Trainer Georg Böhmann, der erkannt hat, "dass die Jungs einfach froh sind, wieder mit dem Ball trainieren zu dürfen. Ebenso ist es wichtig, sich mal wieder zu sehen und sich über unterschiedliche Dinge auszutauschen." Trainiert wurde unter anderem auch schon beim SV Sinsheim, bei der SG Waibstadt oder beim TSV Steinsfurt.

Eine Ortschaft weiter ist man weit davon entfernt, in den Trainingsbetrieb einzusteigen. "Die Auflagen sind schwer zu erfüllen und die Verantwortung dafür kann eigentlich niemand guten Gewissens tragen", erwähnt Alexander Schollbach, der Coach des FC Weiler aus der Kreisklasse A. Seiner Meinung nach sollte gegebenenfalls die Vorbereitungsphase zur kommenden Saison verlängert werden, um den bis dahin sicher noch größer werdenden körperlichen Rückstand aufzuholen. "Natürlich wollen alle auf den Platz zurück", versichert Schollbach, dass der momentane Verzicht keinem leichtfällt in Weiler, "wir müssen aber auch die gesellschaftliche Verantwortung sehen. Wenn ein positiver Fall auftreten sollte, sind alle, die auf der Trainingsliste stehen für 14 Tage zur Quarantäne gezwungen."

Ebenfalls nicht trainiert wird beim Ligakonkurrenten FC Eschelbronn, dem B-Ligisten SV Fortuna Bargen sowie bei den Kreisligisten TSV Waldangelloch und TSV Helmstadt. "Wir haben in allen Abteilungen für den Moment vom regelmäßigen Trainingsbetrieb abgesehen und uns darauf verständigt, die kommenden Bekanntmachungen abzuwarten", erläutert Marc-André Schleihauf, der Abteilungsleiter des TSV Helmstadt, "wie alle Spieler von den Bambini bis zu den alten Herren wünschen wir uns schnellstmöglich das gewohnte Vereinsleben zurück, sobald dies wieder unter vernünftigen Umständen möglich ist."

Die nötigen Schritte in die Wege geleitet, um alle Auflagen zu erfüllen, hat der SV Hilsbach. "Am Donnerstag trainieren wir das erste Mal", berichtet der Trainer Adalbert Kuczynski, "und da wollen wir mal schauen, wie wir damit klarkommen." Das Angebot ist vollkommen auf freiwilliger Basis ausgelegt. Er möchte unter den gegebenen Umständen den Schwerpunkt auf die technischen Bereiche sowie Kräftigungsübungen legen. Zweikämpfe sind selbstredend verboten und müssen wohl noch längere Zeit außen vor bleiben im Amateurfußball. Alles was weiter als zwei, drei Wochen in der Zukunft liegt, ist zum jetzigen Zeitpunkt pure Spekulation.

Am vorletzten Wochenende versammelte Steven Höhn seine Schützlinge zum ersten Mal auf den beiden Rasenplätzen des FV Landshausen. Zuerst stand ein Fitnesstest, wie er in der Gymnasial-Oberstufe durchgeführt wird, auf dem Programm, gefolgt von einem kleinen Lauf mit verschiedenen Stationsübungen. Ende der vergangenen Woche startete Höhn das freiwillige Training. "Die Jungs wollen sich einfach wiedersehen und den Ball am Fuß haben", konstatiert der FV-Coach, "und deshalb trainieren wir."

Was nach ein paar Einheiten ohne Spiel- und Wettkampfcharakter die Erfahrung ist, lässt sich salopp als Corona-Blues bezeichnen. Selbigen hat nämlich Joachim Heger, der Trainer des SV Rohrbach/S. festgestellt: "Das Positive war das Wiedersehen und das Gefühl, den Ball endlich wieder am Fuß zu spüren. Doch dann kommen wir schnell zum Negativen: Sich nach dem Training zusammenzusetzen ist nicht erlaubt und von einem normalen Fußballtraining sind wir ganz weit entfernt. Darüber hinaus haben wir kein Ziel vor Augen, da keiner wissen kann, wann es wieder richtig weitergeht. Ich bin jedenfalls gespannt, wie lange die Jungs unter diesen Bedingungen noch weitertrainieren wollen, ein Dauerzustand ist das nämlich nicht."

Fußball ohne körperlichen Kontakt fühlt sich nicht richtig an und wird es auch nie sein. Außerdem fehlt die soziale Interaktion nahezu gänzlich. Das typische Geplapper, wie es in jeder Kabine bekannt ist, ist ebenso untersagt wie das obligatorische Kaltgetränk hinterher im Klubhaus. Das kann auf Dauer nicht zufriedenstellend sein.

Aufrufe: 029.5.2020, 18:00 Uhr
red.Autor