2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Ein Schiedsrichter hat in Veringenstadt am vergangenen Wochenende eine Reservepartie abgebrochen, weil er sich bedroht fühlte. Foto: Frank Kleefeldt/dpa
Ein Schiedsrichter hat in Veringenstadt am vergangenen Wochenende eine Reservepartie abgebrochen, weil er sich bedroht fühlte. Foto: Frank Kleefeldt/dpa

Ausgleich sorgt für Zündstoff

Zum Abbruch der Partie der Reserven FV Veringenstadt - SPV Türk Gücü (Bezirk Donau)

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Bad Saulgau / sz - Beim Stande von 3:3 ist am Sonntag das Spiel der Reserven in der Kreisliga B 4 zwischen dem FV Veringenstadt und dem SPV Türk Gücü Sigmaringen von Schiedsrichter aus Langenenslingen abgebrochen worden (die SZ berichtete). Alle Parteien haben das Geschehen unterschiedlich erlebt, auch wenn sich einige Aussagen decken.

Der Spielverlauf bot den Zuschauern zunächst ein recht einseitiges Spiel, Türk Gücü führte schnell mit 2:0 und 3:1 und die Gäste schienen auf der Siegerstraße, ehe Veringenstadt auf 3:3 ausglich. Veringenstadt ließ - trotz eines 1:3-Rückstands - nicht locker und glich noch vor der Pause durch zwei Treffer von Abteilungsleiter Jürgen Greiner zum 3:3 aus. Das Ausgleichstor in der 44. Spielminute sorgte - nach Aussagen aller Parteien - für Diskussionsstoff.

Unstrittig scheint die Tatsache, dass das Tor selbst regulär zu Stande gekommen ist, Greiner traf nach einer Hereingabe mit dem Kopf. Beim Tor selbst, beziehungsweise bei der Rettungsaktion, soll der türkische Torhüter seinen Mitspieler unglücklich angesprungen und diesen am Kopf verletzt haben, so dass dieser danach mit einer blutenden Beule am Boden lag. So sagen es zumindest Augenzeugenberichte. Jürgen Greiner hat selbst die Szene so in Erinnerung: "Weil es Türk-Gücü-Spieler waren, die sich gegenseitig behinderten, war der Treffer für mich und meine Mannschaft gültig. Ich konnte nichts dafür, dass die Abwehraktion des türkischen Torwarts zu einer Verletzung führte."

Doch, so sagen es Zeugen, folgten zahlreiche Wortgefechte zwischen Spielern der türkischen Mannschaft Mannschaft und dem Schiedsrichter. Die Türk-Gücü-Spieler sollen ihn damit konfrontiert haben, dass er sich nicht um den verletzten Spieler gekümmert habe, sondern zur Halbzeit pfiff und den Spieler einfach liegen ließ. Aber Zeugenaussagen bestätigen, dass der verletzte Spieler bereits von den beiden Vereinen versorgt wurde und auf eigenen Beinen in die Kabine ging. Für Unmut sorgte aber auch, dass der am Boden liegende Spieler mit einer Gelben Karte wegen Fouls verwarnt worden sein soll.

Hoseziehen bringt Gelb

Mit Wiederanpfiff kam es zur wohl schlussendlich entscheidenden Szene in der 46. Minute. Nach einer erneuten Verletzung eines Gästespielers, infolge dessen der Gästespieler geschrien haben soll, habe sich der Schiedsrichter, so die Aussage eines türkischen Verantwortlichen, nicht um diesen Spieler gekümmert. Nach Protesten, die heftig ausfielen, habe sich der Schiedsrichter nicht mehr in der Lage gefühlt, das Spiel fortzusetzen. Eine weitere Gelbe Karte gegen einen türkischen Spieler soll dann für zusätzlichen Zündstoff gesorgt haben. Auslöser: Ein Spieler der Türken soll einen Spieler des FV Veringenstadt so stark an der Hose gezogen haben, dass diese ihm ausgezogen wurde. Und laut Regeln wird Trikotziehen - in diesem Fall Hoseziehen - mit Gelb bestraft. Endlose Diskussionen folgten. Der Referee brach die Begegnung ab, auch weil er bereits das ganze Spiel über beleidigt worden sein soll.

Yusuf Günes, Trainer des SPV Türk Gücü, zeigte sich erstaunt über den Spielabbruch: "Wir hatten kein Interesse, das Spiel abzubrechen. Dass das Tor zum 3:3 gültig war, bestreite ich gar nicht. Nur: Wenn ein verletzter Spieler auf dem Boden liegt - auch wenn er vom eigenen Spieler verletzt wurde, hat der Schiedsrichter die Fürsorgepflicht und muss sich um diesen Spieler kümmern. Ich kenne es nicht anders. So war es, seit ich Fußball gespielt habe. Den Vogel abgeschossen hat er, als er die Gelbe Karte für einen am Boden liegenden Spieler gezeigt hat. So was habe ich in meiner Fußballlaufbahn noch nicht erlebt. Nach der Pause, als es schließlich zum Spielabbruch kam, hat einer meiner Spieler zum Schiedsrichter gesagt: Wenn er das Spiel nicht mehr weiterpfeifen will, soll er halt aufhören. Das hat er dann auch gemacht."

Jürgen Greiner, Abteilungsleiter des FV Veringenstadt und zweifacher Torschütze, hat die Vorkommnisse so erlebt: "Nach dem Treffer habe ich den Spieler auf dem Boden gesehen. Dass er verletzt war, habe ich auch festgestellt. Warum der Schiedsrichter nicht zum verletzten Spieler gegangen ist, weiß ich auch nicht. Meiner Meinung nach hätte es ihm gut zu Gesicht gestanden, dies zu tun. So aber ging es in die Pause. Meine Betreuer haben mit den Gäste-Betreuern den Verletzten versorgt. Die Gelbe Karte habe ich auch gesehen, aber mir dabei nichts gedacht. Eine weitere Verletzung nach der Pause hat das Fass dann wahrscheinlich zum Überlaufen gebracht. Die massiven Anfeindungen einzelner Spieler und Zuschauer waren wahrscheinlich zu viel. Diese Aktion hat auch im Spiel der ersten Mannschaft Spuren hinterlassen."

Der Vorgang liegt nun beim Bezirksvorsitzenden Jürgen Amendinger, der noch auf den Bericht des Schiedsrichters wartet. Auch bei der Ausschusssitzung des Bezirksvorstands am Donnerstag soll der Vorfall dann Thema sein, heißt es.

Aufrufe: 022.9.2015, 20:59 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Mehmet Kacemer und Marc Autor