2024-03-28T15:56:44.387Z

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Marvin Igel (Mitte) gehört zu den Spielern der SGM FV Altshausen/SV Ebenweiler, auf die Trainer über weite Strecken verzichten muss. Beim 7:0-Pokalerfolg gegen Ölkofen kann er allerdings mitwirken.
Marvin Igel (Mitte) gehört zu den Spielern der SGM FV Altshausen/SV Ebenweiler, auf die Trainer über weite Strecken verzichten muss. Beim 7:0-Pokalerfolg gegen Ölkofen kann er allerdings mitwirken. – Foto: Archiv-Foto: Thomas Warnack
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Bei Altshausen/Ebenweiler ist immer was los

Bei Spielen der SGM Altshausen/Ebenweiler fallen immer viele Tore. Nicht immer nur für die SGM. Mit 46 Gegentoren stellt Altshausen/Ebenweiler die schlechteste Abwehr der Liga. Doch das hat seine Gründe.

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Bad Saulgau / sz - Altshausen/Bad Saulgau - Seit Ende Oktober ruht der Ball. Die wohl längste "Winterpause" der Historie im Amateurfußball dauert an. Die "Schwäbische Zeitung" nutzt die fußballlose Zeit, um die Vereine der Region unter die Lupe zu nehmen. Die SGM FV Altshausen/SV Ebenweiler steht derzeit auf Rang 14, kämpft einmal mehr auch in dieser Saison ums sportliche Überleben in der Fußball-Bezirksliga.

Aber die Mannschaft von Trainer Harald Lutz steckt - wie einige andere Mannschaften - mitten im Umbruch. Routiniers wie Heiko Wenzel haben die Kickschuhe an den Nagel gehängt, andere, die im Verein groß geworden sind, versuchen sich derzeit woanders, wie Patrick Hugger, der für den FC Ostrach in der Landesliga auf Torejagd geht. "Wir hatten in den vergangenen eineinhalb, zwei Jahren einen großen Aderlass", sagt der 68-Jährige Cheftrainer Harald Lutz, der derzeit seine 40. Saison als verantwortlicher Trainer in einem Verein bestreitet und zum wiederholten Mal beim FV Altshausen in Amt und Würden ist.

Zum einen haben einige Spieler ihre Karriere beendet, zum anderen ereilte die Schwarz-Gelben, die seit dieser Saison auch offiziell als Spielgemeinschaft mit dem SV Ebenweiler firmieren, in den ersten Spielen das Verletzungspech. Spieler wie Torwart und Kapitän Sven Fritzen, Marvin Igel, Felix Mattmann und Jan Deutelmoser fielen immer wieder aus. Andreas Pfeiffer und Martin Funk waren ebenfalls zeitweise verletzt und konnten oft nur Kurzeinsätze absolvieren. Trotzdem brachte es Martin Funk in zwölf Spielen auf neun Treffer. Und auch weitere Spieler fehlten Lutz: "Simon Rimmele, der mit uns die komplette Vorbereitung absolviert hat und der ein Riesentalent ist, musste wieder bei den A-Junioren spielen, Hannes Bodenmüller ist an der Leiste verletzt und hat noch gar kein Spiel absolviert", sagt der Trainer.

Trotzdem hatten die Altshausener und Ebenweiler auch gute Phasen. Nach nur einem Punkt aus den ersten drei Spielen (Rottenacker 1:1, FV Bad Saulgau 2:7, Hundersingen 1:2), unterbrochen vom spielfreien Wochenende, folgten (Pflicht-)Siege gegen Langenenslingen (4:3) und Hettingen/Inneringen (6:1) sowie Punktgewinne gegen Uttenweiler und die SG Altheim (jeweils 1:1). Trotzdem sagt Harald Lutz: "Natürlich haben wir zu oft unentschieden gespielt, in Spielen, die wir hätten gewinnen können", und denkt dabei an die Partien zurück.

Doch nach dem Zwischenhoch mit vier ungeschlagenen Spielen folgten fünf Niederlagen, teilweise deftig. Zunächst setzte es ein 0:8 gegen die TSG Ehingen zu Hause, es schlossen sich Niederlagen in Öpfingen (1:6), gegen Neufra (3:5), in Bad Buchau (2:7) und zu Hause gegen Hohentengen (1:3) an, null Punkte und 7:29 Tore. "Ja, wenn Altshausen spielt, ist immer was los", sagt Harald Lutz. Vor allem im eigenen Kasten schepperte es ein bisschen zu oft. 46 Gegentore in zwölf Spielen sind der "Spitzenwert" der Liga, dagegen sind 24 erzielte Tore ein durchaus guter Wert, absolut gerechnet Rang neun der Liga, gutes Mittelmaß.

"Gegen Ehingen haben wir einen rabenschwarzen Tag erwischt. Das ist eine gute Mannschaft mit sehr guten Spielern, die nicht nur aus Ehingen kommen, sondern aus der ganzen Umgebung", deutet er an, dass der Tabellenführer mehr als nur eine Nummer zu groß war. Auch gegen Bad Saulgau (2:7), Öpfingen (1:6) und Bad Buchau (1:6) setzte es deutliche Niederlagen. Lutz erklärt die vielen Gegentore anhand eines Umstands. "Vergangenes Jahr haben wir mit einer ganz anderen Viererkette gespielt", erklärt Lutz. Doch die "Kette" damals mit Hörtkorn, Wetzel, Wenzel, Schweizer habe komplett aufgehört. "Von denen spielt kein einziger mehr", erklärt Lutz den Umbruch in Mannschaft und Verein. Denn dass der FV Altshausen, bei allen Turbulenzen in der Bezirksliga, gut aufgestellt ist, bewies vor kurzem auch die Tatsache, dass der Hauptpreis des Vereinsehrenamtspreises nach Altshausen ging (die SZ berichtete).

Und trotz aller Gegentore und dem Lockdown-Abstiegskampf hat "Trainerfuchs" Harald Lutz auch viel Positives gesehen, was ihn für die Zukunft optimistisch stimmt. "Die Mannschaft gibt eigentlich nie auf. Sie hat eine gute Moral. Gegen den FV Neufra zum Beispiel lagen wir schnell mit 0:4 zurück und haben uns zwischenzeitlich auf 3:4 rangekämpft, und auch gegen Hohentengen haben wir einen schlechten Start erwischt, lagen nach zehn Minuten mit 0:3 zurück." Trotzdem endete das Spiel - obwohl es vielleicht mancher Fan befürchtet hatte - nicht als Debakel. 1:3 hieß es am Ende. Der Coach hofft, dass die Mannschaft zusammenbleibt und -wächst.

Ob sie bereits in dieser Saison ihren Fortschritt zeigen kann und ob und wann es zurück auf den Platz geht, weiß natürlich auch Harald Lutz nicht. "Ehrlich? Mir wäre es am liebsten, wenn die Saison abgebrochen werden würde. "Wie soll den das bitte weitergehen? Im Sommer haben wir zwei Monate Pause und können uns fünf, sechs Wochen vorbereiten. Jetzt haben wir fünf, sechs Monate Pause und sollen nach zwei, drei Wochen wieder spielen?", sagt Lutz. Verletzungen seien da doch vorprogrammiert. "Eine Mannschaft mit einem großen Kader hat da vielleicht keine so großen Probleme wie wir..." Auch ihn selbst beschleiche ein ungutes Gefühl, wenn er in den nächsten Wochen vor dem Hintergrund der Pandemie wieder auf den Platz müsse. "Ungeimpft und ein gewisses Alter habe ich auch", sagt der 68-Jährige. "Ich denke, das bayerische Modell, wenn es wieder geht, die Saison 2019/20 fertig zu spielen, ist nicht das schlechteste", sagt Lutz, der aber durchblicken lässt, dass er eine deutschlandweit einheitliche Regelung goutiert hätte. Trotzdem bereitet sich seine Mannschaft auf die Rückkehr auf den Platz vor. Dreimal pro Woche trainiert das Team. Online, nach Plänen des Trainerteams Kondition und Stabi-Übungen oder draußen jeder für sich, laufend. "Wir haben gar keine Pause gemacht", sagt Lutz und lacht. Trotzdem sei er dafür, dass man die Saison abbreche und dann, wenn es wieder gehe, eine neue Saison beginne. Er sei aber nicht für den Abbruch aus sportlicher Sicht, denn trotz des Abstiegskampfes habe er keine Angst um seine Mannschaft und sei sich sicher, dass sie den Ausweg zum Klassenerhalt finde.

Aufrufe: 02.3.2021, 01:09 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor