2024-04-25T14:35:39.956Z

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FV-Manager Fabian Hummel (rechts, hier mit Samuel Walter) hat derzeit viele Gespräche zu führen. Archivfoto: Christian Metz
FV-Manager Fabian Hummel (rechts, hier mit Samuel Walter) hat derzeit viele Gespräche zu führen. Archivfoto: Christian Metz
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

Pokalsieger per Los, Meister mit 110 Punkten

Wie geht es im WFV-Pokal weiter? Wie wird die Saison gewertet? Diese Fragen beschäftigen auch den Fußball-Oberligisten FV Ravensburg. Manager Fabian Hummel spricht sich dabei klar gegen die Ideen des WFV aus.

Ravensburg / sz - Fast auf den Tag genau vier Jahre ist es her, dass der FV Ravensburg einen der größten Erfolge der Vereinsgeschichte feierte: Am 28. Mai 2016 besiegte der oberschwäbische Fußball-Oberligist in einem spektakulären Finale den FSV 08 Bissingen mit 5:2 und und durfte vor 3600 Zuschauern im Stuttgarter Gazi-Stadion den WFV-Pokal in die Höhe recken. Am vergangenen Samstag sollte das Endspiel des Verbandspokals erneut im Gazi-Stadion steigen. Mehrere Tausend Zuschauer wurden erwartet, die ARD wollte das Endspiel im Rahmen des "Finaltag der Amateure" live übertragen. Doch stattdessen herrschte wie derzeit auf fast allen Fußballplätzen in der Republik auch auf der Waldau gähnende Stille.

Fabian Hummel, Manager des FV Ravensburg, möchte gar nicht daran denken. Schließlich hatte auch sein Verein sich Hoffnungen gemacht, wieder um den Verbandspokal zu spielen und vielleicht sogar wie 2016 in den DFB-Pokal einzuziehen. Bevor jedoch das mit viel Euphorie erwartete Viertelfinale der Ravensburger gegen den Titelverteidiger SSV Ulm gespielt werden konnte, hat die Corona-Pandemie die Saison abrupt unterbrochen. Seit dem 12. März ruht der Ball – und noch immer ist unklar, wie es mit dem WFV-Pokal weitergeht.

Während auf Vorschlag der drei Fußballverbände in Baden-Württemberg der Ligenbetrieb ab der Regionalliga abwärts abgebrochen werden soll, wird weiter an den Pokalwettbewerben festgehalten. "Das Finale des DB Regio-WFV-Verbandspokals ist für den WFV ein ganz besonderes Spiel, sozusagen der traditionelle Höhepunkt und Abschluss einer Saison. Wir hoffen daher sehr darauf, dass wir auch angesichts der aktuellen Entwicklungen und Auflagen unseren Pokalwettbewerb zu einem sportlichen Ende führen können", erklärte Matthias Schöck, Präsident des Württembergischen Fußballverbandes, Mitte Mai.

Dass der WFV-Pokal tatsächlich aber noch ausgespielt wird, wird immer unwahrscheinlicher. "Ich weiß gar nicht wie das gehen soll", sagt FV-Manager Hummel. "Man kann den Pokal nicht im Juli ausspielen, wenn noch nicht mal richtig trainiert werden darf." Auch eine Austragung nach dem 1. September ist für Hummel nur schwer vorstellbar, schließlich soll da dann schon die neue Saison laufen – vermutlich mit mehr Mannschaften und engerem Terminplan in der Oberliga. "Das geht nicht, das wird eine brutale Terminhetze."

Der FV hat dem WFV deshalb den Vorschlag unterbreitet, dass der württembergische Teilnehmer für den DFB-Pokal unter den verbliebenen acht Mannschaften nicht ausgespielt, sondern ausgelost wird. "Der WFV würde dadurch seinen Startplatz im DFB-Pokal behalten", sagt Hummel. Der Verein, der das glückliche Los zieht, solle die Einnahmen aus Eintrittskarten, Gastronomie und Fanartikel in der ersten Runde des DFB-Pokals behalten dürfen. Das vom DFB ausgeschüttete Preisgeld von rund 125 000 Euro solle hingegen auf alle acht verbliebenen Vereine verteilt werden. "Das wäre die fairste Lösung", meint Hummel.

Auch für den Ligenbetrieb hat der FV Ravensburg dem WFV einen ungewöhnlichen Vorschlag unterbreitet. Statt die Meister und die Aufsteiger durch die vom Verband angedachte Quotientenregelung zu ermitteln, wollen die Oberschwaben, dass die laufende Saison ohne Auf- und Absteiger beendet und die neue Spielzeit im September – so die Hoffnung – mit den in der abgebrochenen Saison erspielten Punkten gestartet wird. "Dann wird man eben nicht mit 70 Punkten, sondern 110 Punkten Meister", erklärt Hummel. Der Manager des aktuellen Oberliga-Vierten sieht in dieser Lösung zwei wesentliche Vorteile: Zum einen findet er diese Lösung fairer, als die Quotientenregelung ("Der in dieser Saison erspielte Bonus wäre nicht einfach weg."), zum anderen würden dadurch aufgeblähte Ligen vermieden, die durch die von den drei Landesverbänden angedachte Regelung mit nur Aufsteigern aber keinen Absteigern entstehen würden.

In der Oberliga beispielsweise würden im nächsten Jahr dann 20 Mannschaften spielen. "Das wären 38 Spieltage plus bis zu sieben Spiele im Pokal", rechnet Hummel vor. "Wenn tatsächlich im September gestartet werden kann, wären das 45 Spiele in 42 Wochen – die Winterpause noch nicht einberechnet. Das halte ich für sehr schwierig." Zum einen wäre das eine Überlastung der Spieler, zum anderen könnten die vielen Abendspieltage unter der Woche zu einer Wettbewerbsverzerrung führen. "Jetzt haben wir Corona und Kurzarbeit. Und wenn die Wirtschaft dann wieder anläuft, sollen die Spieler Urlaub nehmen, um unter der Woche Fußball zu spielen. Dass da kein Arbeitgeber zustimmt, ist doch klar." Sollte der Ravensburger Vorschlag nicht zum Zug kommen, plädiert Hummel deshalb für eine Annullierung der Saison, macht sich aber kaum Hoffnung: "Ich gehe zu 90 Prozent davon aus, dass der Vorschlag der Verbände durchgewunken wird."

Egal welche Lösung sich am 20. Juni durchsetzt, für den FV steht fest, dass er auch in der nächsten Saison mit seinen Mannschaften in der Landes- und Oberliga antreten wird. Die Planungen laufen trotz Corona-Pause auf Hochtouren. Während man bei der U23 mittlerweile Klarheit habe und einen Großteil des Kaders halten könne, stehen im Oberliga-Team noch schwere Verhandlungen an. Ziel sei es, die aktuelle Mannschaft soweit wie möglich zusammenzuhalten. Allerdings müssten die Spieler aufgrund der coronabedingten Finanzprobleme in der kommenden Saison auf rund 20 Prozent ihres Gehalts verzichten. "Wir haben ein absolut tolles Signal aus der Mannschaft bekommen, dass sie bereit ist, das mitzutragen", sagt Hummel. Falls sich der ein oder andere dennoch für einen Abgang entscheide, "müssen wir das akzeptieren".

Bis endgültig klar ist, wer bleibt und wer geht, will der Manager noch nicht über mögliche Neuzugänge sprechen. "Wir können nicht auf der einen Seite mit den eigenen Spielern über Gehaltskürzungen diskutieren und gleichzeitig mit externen Spielern über eine Verpflichtung sprechen. Das passt nicht. Wir wollen den menschlichen Weg gehen."

Aufrufe: 029.5.2020, 18:24 Uhr
Schwäbische Zeitung / Martin DeckAutor