2024-04-25T14:35:39.956Z

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Starke Aktionen, aber oft in Unterzahl: Felix Hörger. Foto: Rolf Schultes
Starke Aktionen, aber oft in Unterzahl: Felix Hörger. Foto: Rolf Schultes
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

Kein Spitzenteam, aber Teil der Spitzengruppe

Was der FV Ravensburg aus der Oberligapartie gegen den Freiburger FC lernen kann – und muss. Am Ende waren die Oberschwaben nicht clever genug, einen Vorsprung über die Zeit zu bringen.

Ravensburg / - In Steffen Wohlfarth brodelte es, das war auf der Pressekonferenz im FV-Clubhaus von Beginn an zu spüren. Überraschend war das nicht, denn seine Mannschaft hatte kurz zuvor einen sicher geglaubten 2:0-Sieg in der Fußball-Oberliga gegen den Freiburger FC noch hergegeben und nur 2:2 gespielt. Der FV Ravensburg hatte die große Chance verschenkt, nach Punkten mit Tabellenführer Göppingen gleichzuziehen. Und vor allem hatte der FV gezeigt, was ihm zum Oberliga-Spitzenteam fehlt.

"Es ist richtig bitter, vor allem, wenn man das ganze Spiel von der gegnerischen Bank provoziert wird", teilte Wohlfarth in Richtung der Freiburger aus. "Es ärgert mich, dass man als junger Trainer so eine Arroganz an den Tag legt." Sein Gegenüber Joschua Moser-Fendel blieb ruhig und antwortete souverän: "Wir wollten nicht arrogant rüberkommen, aber selbstbewusst auftreten. Vielleicht müssen wir uns da auch ein bisschen hinterfragen. Aber wir sind Aufsteiger, wollen nicht gleich wieder absteigen und unsere Punkte holen." Es blieb bei diesem kurzen Wortgefecht, denn Wohlfarth wusste, dass nicht die vermeintliche Freiburger Arroganz den FV drei Punkte gekostet hatte.

Das sahen auch die Spieler so. "Wir haben uns total dumm angestellt", sagte Innenverteidiger Philipp Altmann. "Es bestand keine Notwendigkeit, hier zwei Gegentore zu kriegen." Damit fasste Altmann das Spiel sehr gut zusammen, denn wirklich in der Luft lagen die Tore für Freiburg nicht. Ein Elfmeter, den Ravensburgs Torhüter Kevin Kraus parierte, und zwei Distanzschüsse, die ins Tor gingen – mehr zwingende Chancen hatten die Gäste nicht. Allerdings bauten auch die Ravensburger keine totale Dominanz auf. "Wir hatten nach dem 2:0 wenig Zugriff, sind dem Ball viel hinterhergelaufen", befand Altmann. Dieser Umstand ist aber weniger fehlende spielerische Klasse, sondern mehr bewusste Entscheidung. Das FV-Trainerteam entschied sich mit dem Selbstbewusstsein eines Tabellenzweiten dazu, das 4-4-2-System beizubehalten, in dem sich die Stürmer Daniel Schachtschneider und Burhan Soyudogru am Pressing beteiligten, ansonsten aber eher im Bereich der Mittellinie blieben. Dadurch hatten Ravensburgs Sechser Moritz Jeggle und Felix Hörger einen schweren Stand gegen Freiburgs 4-1-4-1-System, waren häufig in Unterzahl.

Das funktionierte lange gut, weil sich gerade Hörger immer wieder stark aus Unterzahl-Situationen befreite und der FV im zweiten Durchgang das Freiburger Pressing besser umspielte. Vor allem aber hatte Ravensburg mit zwei Stürmern immer das Potenzial für Konter. Dafür sprachen auch die Einwechslungen von Pascal Maier, Jonas Wiest und Awed Issac Abeselom, die mit ihrer Schnelligkeit für genau solche Situationen sorgen sollten. Nur ließ Ravensburg viele Chancen liegen oder brachte den letzten Pass nicht an den Mann. "Da müssen wir das Spiel zumachen oder so clever sein, das 2:0 über die Zeit zu bringen", meinte Altmann.

Beides gelang Ravensburg nicht. Statt einem Sieg und Tabellenplatz zwei mit Punktgleichheit zur Tabellenspitze gab es für den FV nur ein Unentschieden mit Rang vier und weiterhin zwei Punkten Rückstand. Und so ist Ravensburg eben noch kein absolutes Spitzenteam in der Oberliga. Aber nach wie vor – und daran ändern auch die zwei verlorenen Punkte gegen Freiburg nichts – Teil der Spitzengruppe.

Aufrufe: 05.11.2019, 17:31 Uhr
Schwäbische Zeitung / Maximilian KrohAutor