2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
Schwerer Job in diesen Zeiten: FV-Manager Fabian Hummel. Foto: PR
Schwerer Job in diesen Zeiten: FV-Manager Fabian Hummel. Foto: PR

FV Ravensburg denkt über das Memminger Modell nach

Bei den Amateurfußballern ist derzeit die Unsicherheit groß. Beim Oberligisten FV Ravensburg gibt es auch viele Fragen hinsichtlich der Finanzen. Es droht ein Zahlungsstopp.

Ravensburg / sz - Mindestens bis zum 19. April wird nirgendwo in Baden-Württemberg ein Fußball rollen, aus Stuttgart gibt es schon erste Hinweise, dass die Zwangspause wegen der Ausbreitung des Coronavirus auch bis Mitte Juni dauern könnte. Kommt nun das frühzeitige Saisonende? Die SZ hat sich in den Amateurligen umgehört:

FV Ravensburg, Oberliga: Beim FV Ravensburg geht Manager Fabian Hummel nicht davon aus, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann. "Frühestens am 25. April könnte überhaupt erst wieder gespielt werden", sagt Hummel über die landesweit verordnete Pause bis 19. April. "Ist es dann überhaupt noch möglich, die Saison zu Ende zu spielen?", fragt er. Den Mannschaften stünden dann nur englische Wochen bevor. Sowohl in der Oberliga als auch der Landesliga müsste unter der Woche gespielt werden – mit teils weiten Auswärtsfahrten. "Dazu müssten die Spieler Urlaub nehmen, da glaube ich nicht, dass die Arbeitgeber da mitspielen würden", vermutet der FV-Manager. Wie viele andere Vereine gibt es auch beim FV Überlegungen zur Kurzarbeit. "Wir sind schließlich auch ein kleines Unternehmen, das Steuern und Sozialversicherungsabgaben zahlt", meint Hummel. Am Donnerstag hat er mit Kollegen des FC Memmingen telefoniert, um sich zu informieren. Denn der bayerische Regionalligist hatte am Mittwoch drastische Maßnahmen wie den sofortigen Stopp von Gehaltszahlungen verkündet. Bei den Ravensburgern steht am Wochenende eine Sitzung des Aufsichtsrats und des Vorstands an, wo auch über einschneidende Maßnahmen gesprochen werden muss. "Es wird in die Richtung gehen, die der FC Memmingen vorgegeben hat", vermutet Hummel. "Alles andere wäre tödlich für Fußballvereine."

FC Wangen, Verbandsliga: Adrian Philipp tut sich zwar schwer damit, eine Prognose abzugeben, wie die nahe Zukunft für die erste Mannschaft des FC Wangen aussehen wird. Ein geregeltes Training finde ja nicht statt, auch wenn jeder versuche, sich individuell fit zu halten. "Ich gehe aber davon aus, dass die Pause länger geht", sagt Philipp. Er hat sogar Zweifel daran, dass in dieser Saison überhaupt noch einmal gespielt wird. Zu einer Regelung nach einem möglichen Abbruch will er sich nicht konkret äußern. "Egal, wie es gemacht wird, es wird immer Verlierer geben", sagt Philipp, der mit dem FC Wangen auf dem letzten Tabellenplatz steht.

VfB Friedrichshafen, Landesliga: Auch Daniel Di Leo befürchtet, dass die Saison ganz auf der Kippe steht. Anders als so mancher Konkurrent in der Landesliga ist der Spielertrainer des aktuellen Tabellenführers jedoch kein Befürworter davon. "Ich ärgere mich über die Aussagen von Vereinen wie Bad Schussenried. Die können natürlich jetzt leicht reden. Die haben nicht so viel zu verlieren wie wir. Wir haben unglaublich viel investiert und die Tabelle lügt nicht. Es wäre sehr schade, wenn das jetzt alles für den Arsch wäre. Mir geht es vor allem um die Jungen in der Mannschaft, die sich wirklich reingehängt haben", sagt er. "Ich hoffe, dass sich die Situation bis Ostern entspannt und wir die restlichen Spiele einfach durchziehen – zur Not eben ohne Zuschauer."

SV Beuren, Bezirksliga: Für Patrick Mayer geht es in diesen Tagen nicht um Fußball. "Ich hoffe, dass so viele wie möglich gesund bleiben", sagt der Trainer des SV Beuren über die eventuellen Folgen des Coronavirus. An seine Mannschaft, die aktuell Zweiter in der Bezirksliga ist, denkt er aber natürlich trotzdem. Niemand könne heute wirklich abschätzen, wie lange die Pause dauert, sagt Mayer. Bei einem Sportverbot bis Mitte Juni allerdings, wie es im Moment im Raum steht, sei für ihn klar, dass die Saison abgebrochen werden müsse. Mayer würde sich freuen, wenn dann wenigstens die bisher gesammelten Punkte mit in die neue Spielzeit ab Herbst genommen werden dürften.

Bezirk Bodensee: Nach turbulenten Tagen klingelt das Telefon bei Nuri Saltik nicht mehr im Minutentakt. "Auf die Entscheidung, den Spielbetrieb bis zum 19. April auszusetzen, sind noch nicht viele Reaktionen von den Vereinen bei mir angekommen", sagt der WFV-Bezirksvorsitzende für den Bereich Bodensee. Auch er selbst hält die Verlängerung der Aussetzung für richtig. "Ich verstehe natürlich Vereine wie den VfB Friedrichshafen. Natürlich ist das bitter für die, dass keiner so richtig weiß, wie es jetzt weitergeht. Aber wichtiger ist eben, dass wir diese Lage in den Griff kriegen. Wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung." Ob nach dem 19. April tatsächlich wieder gespielt wird, vermag auch Saltik nicht zu sagen. "Keiner kann derzeit seriös einschätzen, wann wir weiterspielen. Und dieser Virus wird sich sicher nicht den Plänen des Fußballs unterwerfen."

Aufrufe: 019.3.2020, 16:07 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor