2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview

"Das Bier schmeckt nur, wenn man gewinnt"

Obrad Marjanovic will die Preussen aus Eberswalde aus der Gefahrenzone holen. Einfach wird das nicht - ein Wiederantritts-Interview.

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In Eberswalde ist er kein Unbekannter. Obrad Marjanovic hat am Montag sein Amt als Trainer des Brandenburgliga-Teams FV Preussen Eberswalde aufgenommen. Britta Gallrein sprach mit ihm über die schwere Aufgabe, neue Spieler und Systemumstellung.
Herr Marjanovic, Sie waren schon einmal Trainer bei Preussen. Was hat Sie bewogen es, es jetzt erneut zu versuchen?

Stimmt, ich war 2015 und in der Hinrunde 2016 Trainer. Wir haben uns damals aber vernünftig getrennt. Wir hatten eben verschiedene Auffassungen zu bestimmten Dingen. Außerdem war es für mich damals zeitlich sehr schwierig. Ich bin ja selbstständig und hatte nicht so viel Zeit, Frank Rohde war frei, da passte das. Wir sind aber immer in Kontakt. Ich hatte mich für Preussen ein wenig auf dem Berliner Markt nach neuen Spielern umgesehen.

Wie ist ihr Verhältnis zu ihrem Vorgänger Frank Rohde, der ja im Verein bleibt als Trainer der A-Junioren?

Wir haben privat guten Kontakt. Was ich nur nie verstanden habe, war, dass er die guten Spieler, die ich ihm angeboten habe, nicht genommen hat.

Preussen ist schlecht in die Saison gestartet, konnte in acht Spielen nur fünf Punkte holen und liegt auf Platz 14 nur einen Platz vor den Abstiegsrängen. Keine gute Ausgangsposition.

Ja, aber ich bin der Meinung, dass die Mannschaft nicht so schlecht ist, wie sie momentan in der Tabelle dasteht. Das müssen wir dringend ändern. Das werden Steffen Sasse und ich jetzt bis Ende des Jahres versuchen und dann sehen wir weiter, ob ich dann Trainer bleibe oder nicht.

Woran hapert es ihrer Meinung nach?

Das Defizit der Mannschaft ist, dass sie nicht fit ist. Ich habe mir ein paar Spiele angesehen. Ab der 70. Minute lässt die Konzentration deutlich nach, es häufen sich Fehler. Eberswalde verliert die Spiele oft in der Schlussphase. Das hängt meist damit zusammen, wenn ein Team nicht richtig fit ist. Da müssen wir dringend etwas tun und Schnelligkeit und Koordination verbessern.

Die Spieler müssen sich also auf ein hartes Training gefasst machen?

Naja, sie müssen schon etwas tun. Zweikämpfe gewinnt man auf den ersten drei Metern. Wenn ich da schneller bin, bestimmte ich, was ich mit dem Ball mache. Auch das System werde ich leicht umstellen.

Wird Preussen künftig defensiver spielen?

Wenn man da unten steht, wo wir jetzt stehen, müssen wir das tun. Wir müssen hinten dichter stehen. Dazu werde ich die Spieler künftig anders einteilen.

Also erwartet uns jetzt immer eine Preussen-Fünferkette?

Ja, das wird wahrscheinlich so sein. Wir brauchen nach hinten eine absolute Absicherung. Wenn wir hinten etwas zulassen, sind wir ganz schnell mitten im Abstiegskampf. Wir haben jetzt auch noch vier Auswärtsspiele hintereinander, das wird schwer.

Ist die Spielerqualität bei Preussen gut genug, um die Klasse zu halten?

Davon bin ich überzeugt, sonst hätte ich das Amt nicht übernommen. Aber wir müssen noch neue Spieler verpflichten. Vor allem im Sturm, das ist die Schwachstelle. Außerdem verletzen sich die Stürmer als Erste und wenn uns jetzt noch einer ausfällt, wird es ganz eng. Vielleicht finde ich einen anderen Draht zu den Stürmern und die schießen plötzlich mehr Tore, aber das ist nicht sehr wahrscheinlich.

Haben Sie schon neue Spieler im Auge?

Ja, habe ich. Aber man muss sehen, ob das für den Verein machbar ist und ob die derzeitigen Vereine sie dann in der Winterpause gehen lassen.

Fehlt ein Eric Mba?

Ja, auf jeden Fall. Genau wie Raif Yamann. Die hätte man nicht gehen lassen dürfen. Raif Yamann kommt aus der eigenen Jugend, so jemand lässt man nicht ziehen. Jetzt spielt er bei Union Klosterfelde, da muss man vielleicht nochmal reden.

Von welchen Spielern sind sie noch besonders überzeugt?

Von Tobias Koepnick zum Beispiel. Das ist traurig. Der hat bei Cottbus gespielt, ist ein Guter. Jetzt ist er zu schwer geworden, wurde in der Mannschaft zuletzt von Position zu Position geschoben. Ich hoffe, dass er wieder zu alter Form zurückfindet. Oder ein Steven Zimmermann. Der ist beruflich in Leipzig, kann kaum zum Training kommen. Für den müssen wir eine Möglichkeit finden, unter der Woche in Leipzig zu trainieren, damit er fit bleibt. Auch von Nick Lange bin ich überzeugt, kenne ihn noch aus A-Jugend-Zeiten. Die beiden Polen hinten sind eine Bank. Oder Lennard Peter. Wenn man so jemand als Torwart hat, dann kann man eigentlich nicht absteigen.

Was sind Sie für ein Trainertyp? Eher Schleifer oder Kumpel?

Also wenn wir gewinnen, können wir gerne feiern, da bin ich auch dabei. Ich bin keiner, der nur powern lässt. Aber ich erwarte Disziplin und Leistung. Ich habe Sachsenhausen mit sieben Punkten übernommen und es geschafft, noch die Klasse zu halten, im Jahr darauf waren wir Erster. Ich glaube, ich habe einen guten Draht zu den Spielern. Aber das Bier schmeckt nur, wenn man gewinnt.

Zum ersten Spiel verschlägt es Obrad Marjanovic direkt zu seinem alten Arbeitgeber nach Sachsenhausen. Anstoß in der Elgora-Arena ist am Sonnabend, 15 Uhr.

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Aufrufe: 027.10.2017, 11:27 Uhr
MOz.de / Britta GallreinAutor