2024-04-25T10:27:22.981Z

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"Eckball gegen uns": Positionsbeschreibung beim SV 08 Laufenburg. | Foto: Uwe Rogowski
"Eckball gegen uns": Positionsbeschreibung beim SV 08 Laufenburg. | Foto: Uwe Rogowski

Gegnercheck? Wie halten es die einzelnen Klubs

Die vier Trainer der Hochrhein Landesligisten geben Auskunft wie sie sich auf den Spieltag vorbereiten

In Zeiten, in denen es im Fußball keine Geheimnisse mehr gibt, kann jedes Detail über Sieg oder Niederlage entscheiden. Die Bundesligaklubs leisten sich Analysten, akribische Datensammler, die Spiele beobachten, Analysen erstellen und Video-Zusammenschnitte arrangieren. In der Landesliga muss man die Kirche im Dorf lassen, hier werden kleine Brötchen gebacken. Eine Gegnervorbereitung zählt aber auch zum Traineralltag.
FV Lörrach-Brombach
Um seinem Team möglichst detailgenau Stärken und Schwächen der Gegner nahe zu bringen, macht Ralf Moser ordentlich Kilometer. „Bestimmt sieben oder acht Mal“ fuhr der Coach des FV Lörrach-Brombach alleine nach Laufenburg, um Partien des SV 08 zu begutachten.
Grund: Das Team von Erkan Aktas spielt in dieser Saison stets gegen den Klub, mit dem sich der FVLB jeweils eine Woche später misst. Deshalb befindet sich Moser in regem Austausch mit Aktas. Zwar betont Moser, dass sich sein Team, das am Sonntag Teningen erwartet, in erster Linie auf die eigenen Stärken konzentrieren müsse. Nichtsdestotrotz misst er der Gegnervorbereitung „einen sehr hohen Stellenwert bei“ und holt sich, zusätzlich zu eigenen Eindrücken, die er in einer eigenen kleinen Datenbank auf seinem Computer sichert, Tipps von Trainerkollegen. „Früher waren es die Trainer aus Herten und Wittlingen, mit denen ich im regen Austausch über die anderen Landesliga-Teams stand“, erklärt Moser.

SV Weil
Nächster Gegner? Maximilian Heidenreich bringt das Selbstverständnis eines Ex-Profis mit. Seine Maxime: auf sich selber schauen. „In der Regel beobachte ich unsere Gegner selbst“, sagt er zwar. Herbolzheim, den kommenden Auswärtsgegner, hat er gegen Hausen begutachtet. „Aber generell möchte ich dahin kommen, nicht abhängig von anderen Dingen zu sein, sondern möchte das eigene Spiel durchziehen.“ Der Weg sei noch lang und steinig, momentan müsse er „noch Abstriche machen“. Doch der SV Weil soll sich zu einer Mannschaft mit dominanter Ausstrahlung entwickeln, versuchen, das aktive Team zu stellen. Reagieren ist was für den Gegner. Zu Zeiten seiner ersten Tätigkeit im Nonnenholz hat Heidenreich, der gegen Herbolzheim erneut auf Fabio Bibbo verzichten muss, versucht, das Videostudium ein Stück weit zu etablieren. „Wir haben damit mal angefangen“, sagt er. „Man kann die Spieler besser informieren, wenn sie es visuell vor sich haben.“ Der Erkenntnisgewinn ist vergleichsweise groß, auch dürfte der Aufmerksamkeitsgrad höher sein. „Aber man muss auch schauen, in welcher Liga man spielt und darf es nicht übertreiben.“

SV 08 Laufenburg
Erkan Aktas, das ist immer wieder zu hören, ist ein anspruchsvoller Trainer. Er erwartet viel, bietet aber auch etwas an. Niveauvolles, planvolles Training. „Was beim letzten Spiel nicht gut war, bauen wir in die kommende Trainingswoche mit ein“, sagt der Laufenburger Coach. Aktas hat über jeden Gegner etwas niedergeschrieben: Daten und Fakten, die er im Laufe der Zeit gesammelt hat. „Ähnlich einer Datenbank: über den gegnerischen Trainer, welche Ausrichtung sie gegen den Ball haben, welche mit Ball, wie verhält sich die Mannschaft bei Standards oder welche besonderen Spieler sie hat.“ Ist der kommende Gegner unbekannt, „dann versuchen wir, ihn noch einmal zu beobachten“, sagt Aktas, der im Heimspiel gegen Hausen auf Maximilian Stockkampf verzichten muss. Prinzipiell sollte sich das Thema Gegner bei der Vorbereitung auf den Spieltag aber in Grenzen halten. „Inhaltlich wollen wir nicht so sehr auf den Gegner eingehen. Unsere Grundidee ist: unabhängig vom Gegner sein.“

FSV Rheinfelden
„Jede Mannschaft hat ihre speziellen Spieler und Stärken“, gibt der Rheinfelder Trainer Giuseppe Stabile an. Vom kommenden Gegner Munzingen berichtet er, dass dieser flankenartige Einwürfe in petto hat. „Darauf gilt es, die Mannschaft vorzubereiten.“ Die Gegnerbeobachtung absolviert Stabile immer selbst, „da bin ich sehr autoritär und verlasse mich nur auf meine eigenen Beobachtungen“. Allerdings bezieht er auch Datenbanken ein, meist FuPa.net, da es unkompliziert zu bedienen sei. „Da sehe ich, wer wieviele Tore vorbereitet oder ob ein Abwehrspieler schon sechs Tore erzielt hat.“ Darauf gelte es zu reagieren, sprich, entsprechende Passwege zuzustellen. Videostudium betreibt Stabile nicht „dafür fehlt uns am Hochrhein die Infrastruktur, in der Schweiz wäre dies sicher möglich“, sagt Stabile, der in Munzingen neben den gesperrten Giuseppe Catanzaro und Asip Smailji auch Joni Said ersetzen muss.
Sich Informationen bei anderen Trainern einzuholen, ist nicht sein Ding. „Wenn sich jemand bei mir meldet, helfe ich ihm natürlich sehr gern, ich selber praktiziere das aber nicht so, da ich mich lieber auf meine eigenen Erkenntnisse verlasse.“ Sicher ist sicher.
Aufrufe: 09.4.2015, 20:01 Uhr
Uwe Rogowski, Benedikt Hecht & Hannes Schuster (BZAutor