2024-04-19T07:32:36.736Z

Rote Laterne

"Mit erhobenen Kopf absteigen"

Der FV Geisenheim belegt mit seinen beiden Mannschaften den letzten Tabellenplatz +++ Zielsetzung: noch Punktspiele gewinnen +++ Vereinsvorsitzender Harald Lohr kritisiert Entwicklung im Amateurfußball

In unserer neuen Serie "Die Rote Laterne" widmen wir uns den Teams aus der unteren Tabellenhälfte der Ligen und beleuchten die Gründe für die aktuelle Lage. Dieses Mal werfen wir einen Blick auf den FV Geisenheim. Sowohl die erste Mannschaft in der Kreisoberliga Rheingau-Taunus als auch die zweite Mannschaft in der Kreisliga B plagen akute Abstiegssorgen.

In der Kreisoberliga belegt der FV Geisenheim den 16. und damit letzten Tabellenplatz, das rettende Ufer ist mit 18 Punkten weit entfernt. Bei nur noch neun verbleibenden Spielen ist der Klassenerhalt quasi nur noch auf dem Papier möglich. "So realistisch müssen wir sein", sagt auch der Vereinsvorsitzende Harald Lohr. Gerade zu Saisonbeginn sei man "megamäßig bescheiden" gestartet.

Entwicklung im Amateurfußball bedenklich

Ein Grund dafür sei auch die hohe Fluktuation an Spielern. Aus der letzten Saison stehen nur zwei Spieler im Kader des FV Geisenheim. Viele Abgänge sind dabei mit den finanziellen Möglichkeiten anderer Vereine zu begründen. Unter anderem auch Leistungsträger Jonas Feldhaus, der zur SpVgg Eltville gegangen ist, dort auch eine Jugendmannschaft betreut. Generell sieht Harald Lohr die Entwicklung im Amateurfußball hin zur Bezahlung von Fußballern problematisch. "Da fordern Spieler, dass sie Fußballschuhe vom Verein gestellt bekommen oder eine Aulaufprämie kassieren. Dabei ist der Fußball immer noch ein Hobby." Über kurz oder lang sieht Lohr aber keine Möglichkeit, diese Entwicklung zu stoppen.

Verletzungpech beeinflusst auch zweite Mannschaft

Neben den vielen Veränderungen im Sommer hatte auch das Verletzungspech Auswirkungen auf die sportliche Situation. Zu Beginn der Saison fielen bis zu neun Spieler verletzungsbedingt aus, unter ihnen Philipp Rustler, Carsten Dormann und Johannes Klotz. "Der Engpass der ersten Mannschaft hatte natürlich dann auch Auswirkungen auf die Situation der zweiten Mannschaft", so Lohr. Diese spielt momentan in der Kreisliga B Rheingau-Taunus und liegt ebenfalls auf dem letzten Platz. Hier beträgt der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz bereits 20 Punkte. Am vergangenen Wochenende gelang der zweiten Mannschaft aber eine Überraschung, als bei Spitzenreiter Wambach/Bärstadt ein 1:1-Unentschieden geholt wurde.

Geringe Trainingsbeteiligung

Einen dritten wesentlichen Faktor sieht der Vereinsvorsitzende in der mangelnden Trainingsbeteiligung. "Entweder wollten Spieler sich nur unter der Woche fit halten und am Wochenende nicht spielen, oder nur am Wochenende spielen aber nicht im Training sein." Mittlerweile habe sich die Situation aber gebessert und es wären zuletzt wieder um die 20 Spieler im Training gewesen. "Aber auch andere Vereine haben Probleme mit der Trainingsbeteiligung."

Sportlich verbessert

Auch im sportlichen Bereich sieht Harald Lohr derweil Fortschritte: "Die Ergebnisse sind bei weitem nicht mehr so drastisch, wie noch zu Saisonbeginn. Gegen Eltville beispielsweise haben wir guten Fußball gespielt, uns aber nicht dafür belohnt und 2:1 verloren." Der erste Saisonsieg ist dem FV Geisenheim am Sonntag gegen den 1. FC Hettenhain gelungen. Mit 3:0 konnte der FV auswärts gewinnen. Zuvor standen null Punkte in der Tabelle zu Buche. Wegen der Nichterfüllung des Schiedsrichter-Pflichtsolls waren Geisenheim in der Winterpause zwei Punkte abgezogen worden. Harald Lohr schaut durchaus positiv in die Zukunft: "Die Richtung stimmt."

Planungen laufen

Derweil finden momentan die ersten Gespräche für die neue Saison statt. Dem aktuellen Trainerduo Nils Habicht und Adis Hadziselimovic, das sowohl die erste als auch die zweite Mannschaft betreut, bescheinigt der Vereinsvorsitzende Lohr "gute Arbeit". Eine Zusammenarbeit mit den "echten Geisenheimer Jungs" über das Saisonende hinaus ist, sei aber noch nicht spruchreif. "Voraussetzung ist, dass ich Privatleben, Beruf und den FV weiterhin so gut unter einen Hut bekommen kann", so Nils Habicht, der mit den Leistungen seit der Rückrunde zufrieden ist. Etwas weiter seien die Verhandlungen mit aktuellen Spielern. "Wir hoffen aber möglichst viele Spieler im Verein halten zu können", sagt Lohr und Habicht betont, dass es "positive Signale von einigen Spielern" gab. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft wäre auch "nie so richtig schlecht gewesen, wie man vielleicht vermutet." In Bezug auf die verbleibenden Spiele der Saison wünscht sich Lohr "dass wir noch Spiele gewinnen. Wir wollen uns vernünftig aus der Affäre ziehen und mit erhobenen Kopf absteigen."

Aufrufe: 024.3.2015, 12:00 Uhr
Dominik DittmarAutor