2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Eine Institution für sich. Dieter Seidelmann kam in der aktuellen Saison beim FV Biebrich 02 in der Kreisliga A Wiesbaden auf drei Einsätze. Seit inzwischen 53 Jahren schnürt sich der 59- jährige Keeper die Schuhe. Ig0rZh – stock.adobe/ Udo Parker
Eine Institution für sich. Dieter Seidelmann kam in der aktuellen Saison beim FV Biebrich 02 in der Kreisliga A Wiesbaden auf drei Einsätze. Seit inzwischen 53 Jahren schnürt sich der 59- jährige Keeper die Schuhe. Ig0rZh – stock.adobe/ Udo Parker

"Wollen Geld haben, aber können nicht mal Schuhe binden"

"Nachspielzeit" mit Kreisliga-Legende Dieter Seidelmann +++ Aktuell hütet Seidelmann das Tor beim FV Biebrich 02 +++ "Die Jungen Kerle sollen spielen"

Wiesbaden. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Dieter Seidelmann. Der 59- jährige Torhüter ist aktuell für den FV Biebrich 02 II aktiv und kam in dieser Saison auf bislang drei Einsätze. Mit 53 Jahren geballter Fußballerfahrung, kennt sich Seidelmann besser als jeder andere in unseren Amateurligen aus. Im Interview mit der FuPa-Redaktion spricht Seidelmann über die Veränderungen im Amteurbereich, seine Rolle beim FV Biebrich und mögliche Trainertätigkeiten.

FuPa: Herr Seidelmann, in der laufenden Saison kamen Sie auf bislang drei Einsätze. Spielen Sie nur noch, wenn Not am Mann ist oder ist es Ihnen wichtig auf Ihre Spielzeiten zu kommen?

Seidelmann: Darüber mache ich mir ehrlich gesagt keine Gedanken. Wenn ich gebraucht werde, dann bin ich natürlich zur Stelle, aber in erster Linie sollen die jungen Kerle spielen. So muss das ja auch sein. Außerdem schaue ich mir inzwischen sehr gerne auch mal andere Spiele an. Ich finde es sehr interessant, immer mal wieder auf verschiedene Sportplätze zu fahren, um sich beispielsweise ausgerufene 'Topspiele' anzusehen. Aber klar ist, nur weil im vorhinein ein Topsiel draraus gemacht wird, muss es nicht immer eins werden. So ist das in der Klasse.


Darf ich fragen, wie lange Sie bereits aktiv spielen? Inzwischen müssten da ja schon ein paar Jährchen zusammenkommen.

Natürlich! Ich spiele seit meinem sechsten Lebensjahr, also seit 1966. Das machen insgesamt 53 Jahre bis jetzt.

Sie blicken auf einige Trainerstationen zurück. Aktuell sind sie "nur" Spieler. Würden Sie noch einmal als Trainer arbeiten wollen?

Auf jeden Fall. Ich hatte in letzter Zeit bis zu fünf Anfragen. Aber es hat überall nicht so richtig gepasst. Eine Anfrage hatte ich sogar bereits angenommen, aber daraus wurde letztendlich doch nichts. Aber so ist das manchmal. Das Trainergeschäft kann sehr schnelllebig sein. Die Lust wieder als Trainer zu arbeiten, besteht jedoch zweifellos.


Was hat sich in den letzten Jahrzenten im Amateurfußball verändert?

Insbesondere in den letzten 20 Jahren hat sich einiges verändert. Die klassischen Straßenfußballer, die gibt es doch gar nicht mehr. Auch die Mentalität und Einstellung bei den meisten Spielern ist mit früher nicht mehr zu vergleichen. Jedes halbe Jahr wird beispielsweise der Verein gewechselt. Das ist wirklich schlimm heutzutage. Durch die Medien und das Internet hat sich auch das 'Drumherum' völlig verändert.



Glauben Sie das liegt unter anderem daran, dass inwischen bereits in unterklassigen Ligen beträchtliche Geldsummen im Umlauf sind?

Ja, genau daran liegt es. Inwischen ist es doch so, ob Kreisliga A oder D, die Spieler wollen Geld haben, aber können sich noch nicht einmal die Schuhe binden. Die Vereine machen in dieser Hinsicht heutzutage aber auch vieles mit, dass muss man dazu sagen.


Kann man den heutigen Umgang mit den Schiedsrichtern mit früher vergleichen?

Das Ausmaß ist im Gegensatz zu früher ein ganz anderes und nicht zu vergleichen. Natürlich wurde früher schon mit den Schiedsrichtern diskutiert, wenn eine Entscheidung vielleicht fragwürdig erschien. Aber mittlerweile werden die Schiedsrichter bei jedem Pfiff bearbeitet. Das hat inzwischen auch viel mit dem Sozialwesen außerhalb des Sportplatzes zu tun. Die Hemmschwelle ist heutzutage einfach eine andere.

Beim FV Biebrich II sind Sie Teil einer sehr jungen Mannschaft. Fungieren Sie als eine Art Vorbild im Team?

Natürlich hören die Jungs auf mich, wenn ich was zu sagen habe. Aber umgekehrt ist es genauso. Wir spielen ja alle zusammen in einem Team. Dabei ist es wichtig, dass man anständig miteinander spricht und sich mit Respekt begegnet. Wir unterstützen uns gegenseitig und das ist die Hauptsache.

Zum Abschluss: Welche Sportanlage würden Sie aktuell als die schönste im Kreis Wiesbaden betiteln?

Den Sportplatz vom VfR Wiesbaden mit dem neuen Kunstrasen finde ich im Moment am schönsten.

Aufrufe: 01.5.2019, 12:30 Uhr
Jonah BastischAutor