2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Eine gute Saison spielt Aufsteiger FV Bad Saulgau (rechts: Sandro de Vittorio) bislang, die Niederlage gegen den SV Bad Buchau (rechts: Lukas Grimm) wurmt Coach Markus Keller allerdings.
Eine gute Saison spielt Aufsteiger FV Bad Saulgau (rechts: Sandro de Vittorio) bislang, die Niederlage gegen den SV Bad Buchau (rechts: Lukas Grimm) wurmt Coach Markus Keller allerdings. – Foto: Foto: Thomas Warnack
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Das zarte Pflänzchen FV Bad Saulgau

Der Bezirksligaaufsteiger spielt als Siebter ein starkes erstes Saisondrittel

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Bad Saulgau / sz - Der Ball ruht. Am 29. Oktober hat der Württembergische Fußball-Verband (WFV) entschieden, die Saison zu unterbrechen. Spiele und Training sind untersagt, um die Corona-Pandemie in Griff zu bekommen. Seit dieser Woche steht nun auch offiziell fest: 2020 wird es keine Fußballspiele mehr geben. Die "Schwäbische Zeitung" blickt in der fußballlosen Zeit hinter die Kulissen einiger Klubs. Dieses Mal geht es um den Bezirksligaufsteiger und Tabellensiebten FV Bad Saulgau.

"Unterm Strich sind wir mit dem ersten Saisondrittel zufrieden", sagt Bad Saulgaus Trainer Markus Keller. "Wir sind uns aber bewusst, dass das ein ganz zartes Pflänzchen ist, das es zu hegen und zu pflegen gilt." Keller spielt auf die Zeit an, als der FV Bad Saulgau nach Jahren des Erfolgs und des Pendelns zwischen Landes- und Bezirksliga, in die Kreisliga A abgestürzt war - bislang nicht gekannte Tiefen für die "Nullvierer". "Manchmal ist das, was passiert vielleicht auch notwendig", sagt Keller und predigt in seiner Mannschaft und im Umfeld, demütig zu sein.

Der gute Start war auch ein Resultat dessen, dass die Mannschaft sich gut auf die Saison vorbereitete. "Wir haben quasi nur 14 Tage lang wirklich Pause gemacht", erinnert sich Keller. Danach folgten Läufe, Stabiübungen und Ähnliches, ehe ein Training wieder in Kleingruppen möglich war. "Wir haben dann ein so genanntes Coronatraining angeboten." "Old-school, wie Kraft-Ausdaur, aber auch Stationentraining." Dazu Intervalleinheiten, oder Aquaeinheiten mit Nordic-Walking-Weltmeister Michael Epp, mit dem der Altshausener Markus Keller befreundet ist. "Wir wollten einfach ein bisschen Abwechslung rein bringen", sagt Keller. Körperlich fit hatte die Mannschaft kein Problem mit dem frühen Saisonbeginn.

"Zunächst haben wir uns noch gewundert, dass es so früh los geht, aber im Nachhinein muss man sagen, dass das genau richtig war. Und: Die Jungs sind körperlich topfit, sie ziehen mit und können in der 70. oder 80. Minute noch Tempo gehen", lobt "Kelly" seine Elf, auch wenn er zugibt, dass die letzten beiden Saisonspiele nicht nach seinem Geschmack waren. "Gegen Bad Buchau verspielen wir einen Vorsprung und gegen Hohentengen kriegen wir einen Streifen, obwohl wir nach dem 0:2 zu Beginn der zweiten Halbzeit das 1:2 machen, im Spiel sind. Aber ein individueller Fehler hat uns dann das 1:3 beschert." Es folgte die Absage des Spiels gegen Krauchenwies/Hausen, da ein Coronatest am Morgen des Spiels noch nicht vorlag. Und am Ende die Erkenntnis: "Ehrlich, wir waren nicht unglücklich, dass die Saison zu diesem Zeitpunkt unterbrochen wurde", spielt Keller auch darauf an, dass seiner Mannschaft doch die noch ungewohnt intensiven Spiele in den Knochen steckten.

Ganz anders der Saisonauftakt: "Wir hatten mit dem 7:2-Sieg in Altshausen natürlich einen tollen Auftakt, in allen Belangen. Wir wussten, dass wir eine gute, junge und talentierte Truppe haben, aber auch, dass das in der Bezirksliga alleine nicht reicht, um Erfolg zu haben. Wir müssen in der Bezirksliga an jedem Wochenende an unser Limit gehen, um eine Chance auf Punkte zu haben", sagt Keller, der ausdrücklich die Zusammenarbeit mit dem Verein lobt, allen voran dem stellvertretenden Vorsitzenden Holger Beutel und Horst Schröter. Keller coacht ein extrem junges Team: "Unser ältester Spieler ist Wakka Bass mit 26 Jahren, es folgen unser Torwart Stefan Hiller, ein super Rückhalt und wichtig fürs Team, gerade auf dieser Position, und Julian Bechtle mit 25, David Striegel und Sebastian Schröter sind 24, der Rest 21 oder 20."

Und so sei auch manche Leistungsschwankung zu erklären, wie das 2:6 im zweiten Saisonspiel gegen die SF Hundersingen oder die beiden letzten Spiele vor der Saisonunterbrechung gegen Bad Buchau (2:4) und in Hohentengen (2:6). Eines ist aber klar: Tore sind immer garantiert, wenn der FV Bad Saulgau auf dem Platz steht. Mehrfach schon gönnte sich der FV Bad Saulgau ein Spektakel. Seien es die geschilderten, torreichen Spiele oder aber die 3:2-Erfolge gegen die SG Altheim und die SG Öpfingen, als die Mannschaft zweimal einen Rückstand in einen Sieg verwandelte. Dagegen war die Torfolge gegen Bad Buchau genau umgekehrt. Bad Saulgau verspielte gegen Daniel Hörtkorn und sein Team einen 2:0-Vorsprung. Doch auch das 1:1 gegen Neufra konnte sich sehen lassen. "Das war damals das Spitzenspiel, Neufra Zweiter, wir Dritter. Das war ein richtig tolles Spiel."

Und trotzdem denkt Keller an die Partie im Waldstadion auch mit einem weinenden Auge zurück. Denn Kellers spielbestimmende Figur auf dem Platz, "Sechser" David Striegel, riss sich so ziemlich alles im Knie, was man sich reißen kann. Innenband, Außenband, vorderes und hinteres Kreuzband. Nach seiner Operation in Laupheim hat er inzwischen mit der Reha begonnen, Rückkehr frühestens in der Sommersaisonvorbereitung. Trotzdem ist Striegel so etwas wie der Gewinner der bisherigen Saison. Keller lobt den Sechser im 4-1-4-1 oder 3-5-2 ("wenn wir offensiver spielen wollen") für seine umsichtige Art, das Spiel zu denken und zu lenken.

Auch in der jetzigen Unterbrechung hat Keller seiner Mannschaft Hausaufgaben mit auf den Weg gegeben. Laufen, Stabilisationstraining, Koordinationsübungen - und der Trainer kontrolliert. Und so bereitet sich der Aufsteiger auf den Tag X vor. Denn an eine allzu frühe Fortsetzung der Saison glaubt Keller nicht. Es könne sein, dass der Verband in der Bezirksliga Donau wie in der Landesliga verfahre und nach der Hinrunde die Liga in zwei Teile teile und eine Meister- und eine Abstiegsrunde spiele. "Unser Ziel muss es dann sein, unter den besten Acht zu stehen. Auch um frühzeitig für eine weitere Saison in der Bezirksliga planen zu können - nach derzeitigem Stand wieder mit einem Trainer Markus Keller - um dann S=einen weiteren Schritt zu machen. "Endlich ist die Tribüne mal wieder gut gefüllt im Oberschwabenstadion und man spricht über den Fußball des FV Bad Saulgau. Aber: Wie gesagt, wir müssen das zarte Pflänzchen hegen und pflegen. Und wir müssen demütig bleiben. Das sage ich der Mannschaft und im Verein immer wieder."

Aufrufe: 028.11.2020, 01:00 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor