2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Fußball verbindet - auch in der Liebe

Cindy und Ricardo gehören demselben Verein an, sind aber zudem abseits davon ein Paar.

Unmutsäußerungen wie „Musst du schon wieder auf den Sportplatz gehen?“ oder „Bist du mit dem Fußball verheiratet?“ gehören sicherlich in vielen Familien und Partnerschaften zum allwöchentlichen Vokabular. Bei Cindy Bachmann und Ricardo Schmidt dagegen kommen solche Fragestellungen nicht über die Lippen. Kunststück, denn beide frönen ihrer Leidenschaft für den Fußball gemeinsam. Sogar im selben Verein.

Das junge Paar spielt in der jeweils ersten Mannschaft des Post SV Dresden. Während Ricardo momentan mit dem Männer-Team in der Landesklasse Ost sich mit dem Abstiegsgespenst auseinandersetzen muss, rangiert die Frauen-Elf in der gleichnamigen Liga auf einem hervorragenden dritten Tabellenrang. „In den Jahren zuvor war die Männer-Truppe mit dem sensationellen Aufstieg in die Landesliga das Aushängeschild der Postler. Doch das Blatt hat sich gewandelt“, erklärt Cindy. In der „Hoch-Zeit“ des Post SV lernte die 22-Jährige ihren Ricardo kennen. Beide kamen 2013 in den Verein an die Hebbelstraße, und es funkte schnell: „Ich war von seinem fußballerischen Auftreten sehr angetan, aber natürlich nicht nur davon“, strahlt Cindy.

Ricardo kam damals von der TuS Weinböhla zur Post. Übrigens auf Anraten seines Vaters, der seinen Jungen einst im Kinderalter bei Motor Sörnewitz trainierte und ein Arbeitskollege von Post-Spieler Willi Vettens Mutter ist. „Zu einen studiere ich in Dresden, da ist ein Verein direkt in der Landeshauptstadt logistisch günstiger, zum anderen reizte mich die höhere Spielklasse“, sagt der 25-Jährige. Dabei liegt ein bisschen Traurigkeit in seiner Stimme – nach Landesliga und Landesklasse droht der Post nun ein Abstieg in die Stadtoberliga. Über die Zukunft seiner fußballerischen Laufbahn nach einem möglichen Absturz in die achte Liga schweigt der Mittelfeldspieler: „Dazu gibt es noch nichts zu sagen. Im Moment wollen wir das letzte mögliche Zipfelchen zum Klassenerhalt noch packen“. Mit dem 1:0-Heimsieg (0:0) am Sonntag gegen Budissa Bautzen II ist dafür zumindest mal ein Anfang gemacht.

Beruflich, aber auch in der Partnerschaft mit Cindy gibt es dagegen konkretere Pläne und Wünsche. Beide wohnen mittlerweile gemeinsam in Cossebaude und werden beide im Sommer ihren beruflichen Abschluss anstreben. Cindy als Logopädin und Ricardo als Lehrer für Mathematik und Physik. So kontrovers die jeweiligen Berufsbezeichnungen auch sein mögen, irgendwie ergänzt es sich dann doch: „Das passt doch. Ricardo benotet später in den Klassenarbeiten bei seinen Zöglingen die fachliche Richtigkeit und ich die Rechtschreibung“, frotzelt Cindy und der Schalk tanzt der sympathischen Fußballerin förmlich auf der Nasenspitze.

Die gebürtige Dresdnerin begann in der C-Jugend beim Dresdner SC mit dem Fußballspielen. Zuvor war sie Leichtathletin mit den speziellen Ausrichtungen auf Lauf und Hochsprung. Mit der C-Jugend wurde Cindy Bezirksmeisterin und spielte später bei den Frauen in der Landesliga. Ausgerechnet beim Hochsprung im Schulsport verletzte sich die linke Außenverteidigerin und Mittelfeld-Akteurin am Ellbogen. „Ich musste ein Jahr lang von jeglichem Sport pausieren. Danach gab es die Landesliga-Mannschaft beim DSC nicht mehr“, erklärt Cindy, warum sie bei der Post 2013 einen Neuanfang wagte. Und sie kämpfte sich wieder heran, gehört zu den auffälligsten Persönlichkeiten im Dress des Post SV. Teamchef Sven Mönch lobt sie in höchsten Tönen: „Sie ist eine tolle Unterstützung in unserer Truppe. Nicht nur beim Fußball, auch bei organisatorischen Dingen außerhalb immer ansprechbar“.

Seit einem halben Jahr trainiert Cindy die Mädchengruppe der Sieben- bis Zehnjährigen, ist aber auch als Schiedsrichterin im Stadtverband aktiv. „Das mit den Mädels macht super Spaß. Wir trainieren zusammen, veranstalten aber auch gemeinsame Events mit der Frauen-Mannschaft, wie Zoobesuch und Besuch eines Spiels von Dynamo“, berichtet Cindy. Und natürlich versucht sie auch so oft wie möglich ein Spiel von Ricardo zu verfolgen. Wobei auch er gern bei seiner Freundin zuschaut. Und kritisiert: „Im ersten Moment mag ich nicht hinhören, doch letztendlich hat seine Meinung einen hohen Stellenwert“, sagt Cindy und verrät mit spitzbübischem Grinsen: „Natürlich wird auch über Fehler und Niederlagen mal gelästert. In dieser Saison hatte ich da meist die Oberhand“. Ricardo protestiert vehement: „Na komm, dein letztes Spiel war auch nicht gerade toll“. Ein prima Fußball-Paar, dem man gern seine Kinder anvertrauen möchte – ob im Mathe-Unterricht oder bei sprachlichen Lektionen.

Aufrufe: 022.3.2016, 10:21 Uhr
Jens JahnAutor