2024-04-24T07:17:49.752Z

FuPa Portrait
Na, erkannt? Andreas Görlitz, einst Nationalspieler, hat sich inzwischen ganz der Musik verschrieben. Mit der Band Room 77 war er schon im Vorprogramm von AC/DC.	F.: Julian Leitenstorfer
Na, erkannt? Andreas Görlitz, einst Nationalspieler, hat sich inzwischen ganz der Musik verschrieben. Mit der Band Room 77 war er schon im Vorprogramm von AC/DC. F.: Julian Leitenstorfer

Fußball spielt keine Rolle mehr

Andreas Görlitz spielte bei Bayern München und für die deutsche Nationalmannschaft +++ Ein einschneidendes Erlebnis machte aus dem Sportler einen leidenschaftlichen Musiker

Verlinkte Inhalte

„Wenn du das erste Mal im Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft aufläufst – noch dazu gegen Brasilien im Berliner Olympiastadion – dann ist das ein einmaliges Erlebnis“, schwärmt Andreas „Andy“ Görlitz (34) aus Rott. Er wurde 2004 in einem Testspiel der Elitekicker als rechter Verteidiger eingewechselt.

Es waren nur ein paar Minuten. Gegen den Iran, im gleichen Jahr, war er vom Anfang bis zum Schluss dabei. Gestoppt wurde seine steile Fußballer-Karriere durch eine Reihe gravierender Verletzungen: Fünf Mal musste Görlitz am linken Knie operiert werden. Hinzu kam ein Kreuzbandriss am rechten Knie. So gab es für den leidenschaftlichen Kicker eine fast zweijährige Zwangspause. Görlitz nutzte die Rehabilitationsphase, lernte Gitarre spielen und gründete mit mehreren Freunden die Rockband „Room 77“. Die kann heuer ihr zehnjähriges Bestehen feiern. Ihr erstes Album wurde im November 2009 mit dem Titel „At home“ veröffentlicht. Von der ursprünglichen Besetzung der Band ist auf der Bühne nur noch Görlitz dabei.


Andreas Görlitz (rechts) im Trikot der Nationalmannschaft beim Länderspiel Iran gegen Deutschland im Jahr 2004. F.: dpa

Mit sieben Jahren schnürte er in Rott, wo er nach wie vor wohnt, erstmals die Fußballstiefel. Zwischen 16 und 21 Jahren reifte der junge Mann zum Profi: „Bei 1860 bin ich groß geworden“, erinnert er sich. Die Zeit bei Bayern habe ihn am meisten geprägt. Darüber hinaus waren der FC Ingolstadt 04 und der Aufsteiger Karlsruher SC weitere Bundesliga-Stationen für den jungen Mann aus dem Landkreis Landsberg. Seine sportlichen Erfolge können sich sehen lassen: Dreifacher deutscher Meister, dreifacher DFB-Pokalsieger, je einmal Ligapokal- und DFB-Junioren-Vereinspokal gewonnen sowie einen dritten Platz bei der Junioren-EM 1999 geholt.

Mit 32 Jahren habe er 2014 die Fußballschuhe nach einem kurzen Gastspiel bei den San José Earthquakers in den USA in die Ecke gestellt, denn beide Knie machten nicht mehr mit: „Es reicht“, habe er sich damals gedacht. Schließlich wollte er auch nach dem Fußball „noch ein ordentliches Leben“ haben.

Kontakt zu früheren Mitspielern hat Görlitz kaum. Es komme vor, dass er nach dem Arztbesuch bei Dr. Müller-Wohlfahrt in München in der Kabine der Bayern vorbeischaut und Hallo sagt. Einmal im Jahr jettet er mit früheren Fußballgrößen wie Fredy Bobic nach Namibia, um sich in Kindergärten und Schulen für den Klimaschutz einzusetzen. Arme Familien werden unterstützt: Sie können sich vor Ort das Essen abholen, ohne etwas bezahlen zu müssen. „Global United“ nennt sich dieser gemeinnützige Förderverein.

Zurück in die Heimat des 34-Jährigen: Mit ab und zu Joggen und ein bisschen Krafttraining hält er sich fit. Abgesehen von ein paar Benefizspielen hat sich der Ex-Profi total der Rockmusik verschrieben. Bandmanager Temren Demirbolat (28) aus Dießen charakterisiert ihn wie folgt: „Ehrgeiz und die Bereitschaft, auf eine Menge im Leben zu verzichten, haben Andy im Fußball groß gemacht.“ Das gelte bei ihm genau so für die Musik. Er arbeite 40 bis 50 Stunden pro Woche, um neue Produktionen vorzubereiten. Dies nach dem Motto „Man muss viel tun, um etwas zu erreichen.“

Ziel sei es, eines Tages hauptberuflich Musik zu machen. Bisherige Highlights auf diesem Sektor: „Room 77“ trat als Vorgruppe bei AC/DC auf dem Cannstatter Wasen vor 65.000 Menschen auf und war auch im Audi-Sportpark in Ingolstadt bei „Roxette“ dabei. Derzeit ist die Band mit Andy Görlitz (Gitarre, Gesang) sowie Bassist Michael Eichele (36) aus Dießen und Schlagzeuger Thomas Nemeth (27) aus Landsberg/München, besetzt.

Aufrufe: 07.7.2016, 17:30 Uhr
Landsberger Tagblatt / Ernst HofmannAutor