2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Der FuPa-Medizincheck mit Dr. Simeon Geronikolakis. Foto: FuPa Stuttgart
Der FuPa-Medizincheck mit Dr. Simeon Geronikolakis. Foto: FuPa Stuttgart

FuPa Medizincheck: Der Morbus Schlatter

FuPa-Serie: +++ Regelmäßige Tipps und Infos rund um Verletzungen im Sport +++

Im FuPa-Medizincheck stellt Dr. Simeon Geronikolakis Verletzungen rund um die Sportart Fußball vor. Dieses Mal werden Ursachen, Diagnostik und Therapievorschläge im Bezug auf den Morbus Schlatter erläutert. Übrigens: Wer eine Frage an Ihn hat, kann jene ganz einfach via Email stellen!

Hallo Herr Dr. Geronikolakis! Heute möchten wir auf ein Thema eingehen, das von einigen unserer Leser gewünscht wurde. Es geht um den „Schlatter“, ein Krankheitsbild, das wohl nur Jugendliche betrifft. Sie sind langjähriger Nationalmannschaftsarzt der DFB Junioren und unter der Vielzahl an Fußballer, die Sie auch in der täglichen Praxis medizinisch betreuen, finden sich viele Jugendliche. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem „Schlatter“ gemacht? Kommt er oft vor?
Dr. Geronikolakis: Der Morbus Osgood-Schlatter, wie er medizinisch genannt wird, ist ein vor allem bei sportlich aktiven männlichen Jugendlichen sehr häufig vorkommendes Krankheitsbild, so dass auch entsprechend die Erfahrung diesbezüglich sehr groß ist. Es ist eine der häufigsten Ursachen für Kniebeschwerden zwischen dem 10. und 15. Lebensjahr und kann sowohl ein- als auch manchmal beidseitig auftreten.

Worum handelt es sich hierbei genau?
Dr. Geronikolakis: Es handelt sich um eine Wachstumsstörung an der sogenannten Tuberositas tibiae, einem ursprünglich knorpelig angelegten Fortsatz an der oberen vorderen Schienbeinkante, der im Laufe des Wachstums zunehmend verknöchert. Hier setzt auch die Kniescheibensehne, die Patellasehne, an.

Warum kommt es bei jungen Fußballer so oft zu einer solchen Wachstumsstörung?
Dr. Geronikolakis: Im Fußball kommt es vor allem durch die Schüsse, Sprünge, Antritte und Richtungswechsel zu einer immer wiederkehrenden Belastung und abhängig der Trainingsintensität und –frequenz letztendlich oft auch zu einer Überbelastung des Sehnenansatzes. Hierdurch wird der Verknöcherungsvorgang an der Tuberositas tibiae gestört und die typischen Schlatterbeschwerden können die Folge sein.

Welche sind diese?
Dr. Geronikolakis: Das sind insbesondere bei und nach sportlicher Belastung auftretende Schmerzen am vorderen Knie, unterhalb der Kniescheibe, wo auch eine deutliche Druckschmerzhaftigkeit besteht, manchmal mit hier zusätzlich lokaler Schwellung. Typisch ist außerdem auch, dass die Erkrankung schubartig verläuft und sich somit unterschiedlich lange schmerzhafte und schmerzfreie Phasen abwechseln können.

Die Therapie besteht dann also aus einer Sportpause?
Dr. Geronikolakis: Eine „Sportpause“ ist nicht immer zwingend notwendig, in der schmerzhaften Phase vielmehr eine Anpassung der sportlichen Belastung. Abhängig den erhobenen Befunden aus der körperlichen Untersuchung und der Bildgebung können aber gezielte therapeutische Maßnahmen gewählt werden, die die Beschwerden soweit reduzieren können, dass der junge Sportler dennoch in seinem gewohnten Trainingsrhythmus bleibt. Zudem gilt es auch durch entsprechende Empfehlungen eine Rezidivprophylaxe zu betreiben.

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Informationen zu Dr. Simeon Geronikolakis

Der in Ludwigsburg praktizierende Sportmediziner und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie ist insbesondere in Fußballerkreisen sehr bekannt. Als Sportarzt kümmert er sich schon seit vielen Jahren um die Betreuung von Spitzensportlern und Vereinen aus unterschiedlichen Sportarten, vor allem von mehreren Fußballmannschaften sowie einzelnen Amateur- und Profifußballern. Im Rahmen seiner Tätigkeit als DFB-Arzt betreut er seit Anfang 2013 zusätzlich die Junioren-Fußball-Nationalmannschaften und ist Teamarzt der deutschen U15-Nationalmannschaft.

In den letzten Jahren wirkte Dr. Geronikolakis unter anderem auch als Mannschaftsarzt beim VfB Stuttgart, betreuender Arzt der Kaderathleten des Olympiastützpunktes Stuttgart, Verbandsarzt des württembergischen Fußballverbandes (WFV), Referent in der Fußball-Lizenztrainerausbildung, Team-Arzt der deutschen Fußball-Amateur-Nationalmannschaft (mit dreimaliger EM-Quali- und zweimaliger EM-Endrunden-Teilnahme), Nationalmannschaftsarzt der deutschen Mannschaft der rhythmischen Sportgymnastik und leitender Arzt des entsprechenden Nationalmannschaftszentrums.

Ferner übernahm er auch schon die medizinische Betreuung von mehreren nationalen und internationalen Sportereignissen (u.a. Handball-WM 2007, Turn-WM 2007, Turn-Weltcups jährlich 2007-2014, Turn-Bundesliga 2008, Turn-Deutschland-Cup 2008, 6-Tage-Rennen 2008, Judo-WM 2009, Wasserball-Junioren-EM 2010, Bahnrad-WM 2011, U19-Damen-Fußball-EM-Eliterunde 2013, Weltcup der rhythmischen Sportgymnastik 2014, Weltmeisterschaft der rhythmischen Sportgymnastik 2015, UEFA Regions' Cups 2010-2015).

Nähere Infos über Dr. Geronikolakis unter www.dr-geronikolakis.de oder www.fussballarzt.de Eine Terminvereinbarung ist für unsere FuPa-Leser unter mail@dr-geronikolakis.de möglich. Leser können ihre Fragen via medizincheck-stuttgart@fupa.net an ihn richten.

Aufrufe: 027.4.2017, 07:45 Uhr
Dr. Simeon GeronikolakisAutor