2024-04-25T10:27:22.981Z

Mannschaft der Woche

FuPa-Mannschaft der Woche

+++ TV Kefenrod steht nach überraschendem 3:0 über Oberau nach Horrorsaison kurz vor der Rettung +++ Jugend forscht als Erfolgsrezept +++ "Im Verein sind alle auf einer Wellenlänge." +++

Die zweite Auszeichnung zur FuPa-Mannschaft der Woche“ im Mai verdiente sich am letzten Sonntag der Büdinger Kreisoberligist TV 1908 Kefenrod. Dem jungen Team von Spielertrainer Sascha Finkernagel gelang am letzten Spieltag ein klarer 3:0-Erfolg gegen die Sportfreunde Oberau, der gleich in mehrerlei Hinsicht ein Ausrufezeichen darstellte.

Kefenrod brachte den Oberauern die zweite Niederlage der Restrunde und die fünfte überhaupt in dieser Saison bei. Gleichzeitig hielt der TV die Torfabrik der Liga damit 90 Minuten in Schach. Das gelang bisher nur Spitzenreiter Wenings. Für die Finkernagel-Elf bedeutete der Dreier vor allem aber einen riesigen Schritt in Richtung Klassenerhalt. Denn der 14. Tabellenplatz, den der TV mit nun vier Zählern Vorsprung inne hat, würde am Saisonende die Rettung bedeuten. Und das nach einer Saison, in der Kefenrod in 13 von 27 Spieltag die rote Laterne trug. Das sind mehr als genug Gründe, um den TV Kefenrod erstmalig zur „Mannschaft der Woche“ zu küren!

Kampfgeist, Leidenschaft, Einsatzwille – Attribute, die jedem Fußballteam gut zu Gesicht stehen. Umso wichtiger werden diese Eigenschaften, wenn man wie der TV Kefenrod tief im Abstiegskampf der Liga steckt. Im Ligaendspurt, und damit genau zum richtigen Zeitpunkt, brachte die Finkernagel-Elf genau diese Werte auf den Rasen. Gegen Oberau kam noch ein entscheidender Faktor dazu. „Fünf A-Jugendliche standen in meiner Startelf und haben wahninnig unbekümmert aufgespielt. Da war kein Gedanke an einen möglichen Abstieg, sondern nur Stolz und Freude für die erste Mannschaft spielen zu können. Läuferisch und kämpferisch haben wir Oberau an diesem Tag keine Chance gelassen und auch in der Höhe hochverdient gewonnen“, ist Trainer Sascha Finkernagel auch einige Tage nach dem Sieg noch aus dem Häuschen und schwärmt weiter. „Wir haben gegen die Torfabrik der Liga kein einziges Gegentor bekommen. Dieser Sieg war im Abstiegskampf einfach Gold wert.“ Wenige Tage nach dem Spiel rundete die Meldung des Kreisfußballwarts, dass der SSV Lindheim nächste Saison keine Mannschaft stellen wird, und der 14. Rang der Kreisoberliga, auf dem der TV steht, zum Klassenerhalt reicht, eine perfekte Kefenröder Fußballwoche ab. Den Ligaverbleib endgültig feiern kann der Klub vielleicht schon am Montag. Zunächst muss dafür am Freitag der dritte Sieg in Folge gegen Germania Ortenberg gelingen. Wenn am Pfingstmontag dann die beiden Konkurrenten aus Ulfa/Gonterskichen/Langd und Gedern patzen, kann der TV am Ende einer lange Zeit düsteren Saison doch noch das Happy-End feiern. „Wenn mir vor sieben oder acht Wochen jemand gesagt hätte, wir können frühzeitig den Klassenerhalt perfekt machen, hätte ich das sofort unterschrieben“, so Finkernagel, dessen Team nach einem 2:2-Remis gegen Wolferborn und Siegen gegen Nidda II (2:1) und nun Oberau viel Selbstvertrauen getankt hat. Sollte es gegen Ortenberg noch nicht klappen, warten noch Ranstadt und Schotten auf den TV. „Aus den letzten drei Spielen halte ich mindestens sieben Punkte für möglich.“


So positiv war die sportliche Lage in dieser Saison noch nie. Finkernagel trat vor der Saison den Job an der Seitenlinie und auf dem Feld an, und wusste um die schwierige Lage bei seiner ersten Trainerstation. „Wir haben vor Rundenbeginn eine handvoll Stammspieler verloren und einen sehr kleinen Kader gehabt. Das Ziel hieß ganz klar, irgendwie den Klassenerhalt zu schaffen und auf unsere starke Jugend zu setzen. Der Anfang verlief auch aufgrund vieler Verletzungen allerdings dann doch sehr schlecht“, blickt Finkernagel auf die ersten sieben Partien mit nur einem Punkt zurück. Glücklicherweise konnten Alemannia Gedern und die Ulfaer Dreier-SG nie wirklich davonziehen, sodass der Klassenerhalt immer in greifbarer Nähe blieb. „Natürlich habe ich in dieser Zeit gezweifelt. Aber mein Team habe ich das nie spüren lassen, sondern immer das Positive und die Verbesserungen in jedem Spiel hervorgehoben. Die Stimmung war dadurch immer gut und der Glaube vorhanden. Schuldzuweisungen oder Missgunst gab es nie.“ Mitverantwortlich für den stetigen Optimismus war das gesamte Umfeld, für das Finkernagel ausschließlich lobende Worte übrig hat. „Ich habe einen so positiven Umgang in einer solchen Negativspirale selten erlebt. Bei Spielern und Vorstand war es immer ein für – und miteinander. Ich habe in jeder Situation das volle Vertrauen des Vereins gespürt. Ein ganz besonderer Dank geht dabei an unseren Vorsitzenden Manfred Sinner, der mir immer den Rücken gestärkt hat.“ Bei solchen Aussagen verwundert es deshalb kaum, dass der Klub mitten in der Winterpause, als man auf dem letzten Tabellenplatz stand, den Vertrag mit Finkernagel vorzeitig und Liga unabhängig verlängerte.

Den Aufschwung der letzten Wochen sieht der Übungsleiter in den vielen A-Jugendlichen begründet, die Anfang des Jahres endlich die Volljährigkeit erreichten und für die erste Mannschaft spielberechtigt waren. „Erstmals haben wir einen richtigen Konkurrenzkampf und damit richtig Dampf im Training. Die jungen Spieler brauchten ein paar Spiele Eingewöhnung, aber sie brennen jede Einheit und jeden Einsatz. Das macht einfach richtig Spaß“, so Finkernagel, der gerade für die Arbeit mit den jungen Akteuren geholt wurde. „Ich lebe das vor, was ich von den Spielern verlange. Ich sage ihnen auch immer, dass ich nie der begnadetste Fußballer im Büdinger Sportkreis war. Aber mit Wille, Leidenschaft und Kämpferherz habe ich mir die Jahre in der Verbands- und Gruppenliga hart erarbeitet. Dieses Feuer verlange ich auch von den Spielern und will, dass sie mit Problemen zu mir kommen, anstatt das ich diese über Dritte erfahre“, gibt der 34-jährige, der im Training auch schonmal beherztes Zweikampfverhalten vormacht, Einblick in seine ehrliche und offene Trainerphilosophie.

Die erfolgreiche Integration der jungen Spieler, sowie die Ergebnisse und Leistungen der letzten Wochen geben dem gelernten Fliesenleger dabei absolut recht. Und die Entwicklung des Vereins steht gerade erst am Anfang. „Im Verein sind alle auf einer Wellenlänge. Ich fühle mich hier pudelwohl und der gesamte Kader hat bereits für die neue Runde zugesagt. Zwei weitere A-Jugendliche werden noch dazu stoßen. Die meisten von ihnen kommen aus Kefenrod. Wenn diese Jungs auf dem Boden bleiben, können sie ernorme Schritte nach vorne machen. Denn niemand ist mit 18 Jahren schon ein fertiger Fußballer. Damit hat der Verein auf die nächsten drei oder vier Jahre Ruhe und eine starke Truppe“, blickt Finkernagel nach der fast perfekten Rettung euphorisch in die Zukunft des Kreisoberligisten.


Aufrufe: 013.5.2016, 14:00 Uhr
Tim GeorgAutor