2024-04-16T09:15:35.043Z

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Schiedsrichter Luis Winkler (links) durfte sich bei seinem Debüt über die Unterstützung von Philipp Porep freuen. | Foto: Lukas Karrer
Schiedsrichter Luis Winkler (links) durfte sich bei seinem Debüt über die Unterstützung von Philipp Porep freuen. | Foto: Lukas Karrer

Fürsorglicher Schattenmann

Fußballbezirk Freiburg führt im Jugendbereich den Tandem-Schiedsrichter ein +++ Neues Modell soll Einsteiger besser begleiten

Der eine oder andere Fußgänger, der am Samstagvormittag das Sportgelände der SF Eintracht Freiburg passiert, muss zweimal hinsehen, ehe er sich sicher ist, dass er seinen Augen trauen kann. Es sind nicht die drei Gläser Wein vom Vorabend, die den Beobachter in seiner Wahrnehmung einschränken. Das Fußballspiel in der C-Junioren Bezirksliga zwischen den SF Eintracht Freiburg II und der JFV Untere Elz wird von zwei Schiedsrichtern betreut. Beide stehen auf dem Platz.

„Ich wusste gar nicht, wo ich hinlaufen soll. Als die Spieler beim Einlaufen schon am Mittelkreis standen, war ich noch an der Außenlinie“, erzählt Philipp Porep. Die lebhafte Erinnerung an seine ersten Auftritte als Unparteiischer eines Fußballspiele vor mittlerweile über zehn Jahren sind es, die Porep nun dazu animieren, gemeinsam mit dem Fußballbezirk Freiburg aktiv zu werden. „Wir wollen jungen Schiedsrichtern den Einstieg erleichtern“, nennt der 26-Jährige, der mittlerweile bis in die Landesliga seinem Hobby nachgeht, seinen Antrieb, sich für das neue Projekt zu engagieren.

Doch was steckt hinter der Idee des Tandem-Schiedsrichters, die sich in einigen Landesverbänden, speziell in Bayern, bereits erfolgreich etabliert hat? Was hat es mit dem ominösen zweiten Schiedsrichter auf sich? „Dem Neuling wird ein erfahrener Schiedsrichter zur Seite gestellt, der nicht wie bisher von der Seitenlinie aus beobachtet, sondern direkt neben dem Neueinsteiger auf dem Platz steht“, erklärt Jürgen Zier, Schiedsrichterobmann der Gruppe 1 in Freiburg.

Dem Neueinsteiger soll dabei jedoch nicht die komplette Autorität entzogen werden. Vielmehr bleibt die Spielleitung weiterhin in der Hand des Anfängers. Der erfahrene Schiedsrichter hat weder eine Pfeife noch Karten in der Hosentasche. Nur in absoluten Ausnahmefällen soll bei Personalstrafen, Abseits- oder Foulentscheidungen mündlich eingriffen werden. „Wir orientieren uns hierbei ein wenig am Modell des Videoschiedsrichters in der Bundesliga“, erklärt Philipp Porep.

Dem Schiedsrichtermangel wirkungsvoll begegnen

Diese Form der Betreuung soll über den ersten Einsatz hinausgehen, wie der Rechtsreferendar berichtet: „Der Plan ist es nun, zumindest die ersten zwei Spiele im Tandem zu besetzen und im dritten Spiel nach herkömmlicher Art von außen zu betreuen“, so Porep. Zudem bieten die Scheidsrichtergruppen in Freiburg an, dass junge Schiedsrichter auch über diese drei Spiele hinaus betreut und in regelmäßigen Abständen durch erfahrenen Schiedsrichter unterstützt werden.

„Es passiert leider allzu häufig, dass Einsteiger in der Anfangsphase die Lust verlieren“, berichtet Zier. Neben der anspruchsvollen Aufgabe der Spielleitung sind insbesondere Anfeindungen auf und vor allem neben dem Platz die Ursache dafür, dass Neulinge nicht langfristig begeistert werden können. Auf dem Sportgelände der Freiburger Eintracht bleibt es an diesem sonnenverwöhnten Vormittag auffallend ruhig. Ein erster kleiner Erfolg für das Tandem-Projekt.

Das Modell mit zwei Schiedsrichtern auf dem Feld ist in anderen Sportarten, wenn auch mit anderer Rollenverteilung, weit verbreitet. Unter anderem im Hockey, Handball und Basketball obliegt die Spielleitung nicht einem einzelnen Referee. „Die Möglichkeit, sich auf dem Platz auszutauschen, haben wir im Fußball nicht“, so Porep. Gerade jener Austausch soll im Tandem-Modell helfen, den Einstieg zu erleichtern und kritische Situationen direkt auf dem Platz und nicht erst wie bisher üblich in einer Nachbesprechung zu lösen.

Zunächst bis Ende Februar läuft die Einführungsphase, von dem sich sowohl Zier als auch Porep eine langfristige Integration neuer Schiedsrichter wünschen. Dass dieses Unterfangen glückt, hängt neben den notwendigen Interessenten auch von der erhöhten Bereitschaft der erfahrenen Referees ab. „Ich hoffe, dass die jungen Kaderschiedsrichter mitziehen. Die ersten Signale sind positiv“, so Porep. Letztlich ist das Modell nur dann tragbar, wenn die Resonanz gerade unter den jungen Schiedsrichtern stimmt.

Genau hier könnte das Modell jedoch seine größte Verwundbarkeit haben. Gerade in den unteren Spielklassen der Aktiven sowie im Jugendbereich ist es den Bezirken kaum mehr möglich, den Spielbetrieb mit ausgebildeten Schiedsrichtern zu besetzen. Auf dem vergangenen Bezirkstag in Buchenbach hatte der Bezirksvorsitzende Arno Heger hier mit weitreichenden Konsequenzen gedroht.

Das Problem sinkender Schiedsrichtereinsätze wirkte sich insbesondere auf die Staffeln V und VI der Kreisliga B aus. In den beiden „Reservestaffeln“ mussten zahlreiche Spiele ohne offiziellen Schiedsrichter stattfinden. Heger kündigte für diese Staffeln an, die Spielzeit 2019/20 ohne Unparteiische des Verbands durchzuführen – gesetzt den Fall, dass in der kommenden Saison mehr als 15 Prozent der Spiele ohne offiziellen Referee besetzt werden.

Luis Winkler hatte genug davon. Lediglich drei seiner 16 Spiele als aktiver Fußballer wurden in der vergangenen Saison nicht von einem Referee mit Vereinsbrille gepfiffen. „Das ist kein Einzelfall und für alle Beteiligten eine durchweg unbefriedigende Situation“, so Zier. Aus eben jenem Grund hat der 15-Jährige am vergangenen Samstag erstmals zur Pfeife gegriffen. „Ich möchte selbst etwas dafür tun, dass sich etwas ändert. Ich habe mich lange genug darüber geärgert“, so Winkler.

Seine ersten Eindrücke als verantwortlicher Spielleiter auf dem Fußballplatz fasst Luis Winkler so zusammen: „Es hat mir Spaß gemacht. Je länger das Spiel lief, desto sicherer habe ich mich gefühlt.“ Die Unterstützung auf dem Platz empfand Winkler als „durchweg hilfreich“. Was einen weiteren kleinen Erfolg für das neue Projekt mit sich zieht. Bereits am kommenden Wochenende wird er sein zweites Spiel als Schiedsrichter leiten.

Weitere Informationen erteilen für den gesamten Bezirk Freiburg BSO Anton Dixa - anton@dixa.org und Bezirkslehrwart Harald Rosenfelder - harald.rosenfelder@nacora.com. Der nächste Neulingslehrgang findet Anfang 2019 statt. ´

Aufrufe: 018.10.2018, 10:30 Uhr
Lukas Karrer (BZ)Autor