2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Sebastian Schulz. Foto: Lars Hartfelder
Sebastian Schulz. Foto: Lars Hartfelder

"Für Süd-Teams wird es schwieriger, ins Land aufzusteigen"

Sebastian Schulz, Vorsitzender des Fußballkreises 
Südbrandenburg, im FuPa Brandenburg-Interview

Sebastian Schulz ist seit Oktober 2015 der neue Vorsitzende des Fußballkreises Südbrandenburg. FuPa Brandenburg hat mit ihm pünktlich zum Saisonstart über seine Bilanz der ersten Monate gesprochen.

Herr Schulz, was haben Sie in den vergangenen Monaten erreicht?

Wir haben die Kommunikation und die Zusammenarbeit innerhalb des Vorstandes verbessert. Das Hauptproblem war, dass es keine Ruhe gab in den davor liegenden Monaten durch unter anderem mehrere Rücktritte, teilweise auch aus persönlichen Gründen. Nach außen war die Wirkung schlecht, auch der Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB) war damit unzufrieden. Deshalb bin ich im Oktober zur Wahl angetreten, um das zu verbessern. Als Fußballkreis haben wir vorrangig den Auftrag, den Spielbetrieb in all seinen Facetten abzusichern. Wir müssen aber auch als Dienstleister für die Vereine besser wahrgenommen werden. Dafür müssen wir mit ihnen besser kommunizieren und, wenn es sein muss, auch Erklärungen für bestimmte Dinge zeitnah liefern. Bislang habe ich ein gutes Feedback von den Vereinen bekommen, die zuletzt mit dem Fußballkreis sprechen wollten und Anfragen hatten. Es kann nur miteinander funktionieren.


Ein großes Thema ist die Ligen-Reform in Südbrandenburg. Wie ist die Umsetzung bislang gelaufen?

Es war beschlossen, dass wir ab dieser Saison die Kreisligen von drei auf zwei reduzieren. Bei der Umsetzung und den Staffeleinteilungen in den Kreisklassen haben wir uns sehr intensiv Gedanken gemacht. Natürlich kann man es nie allen Recht machen. Wir haben dabei versucht, die Entscheidungen so transparent wie möglich den Vereinen zu erklären. So ist zum Beispiel anhand von Landkarten aufgezeigt, wie die Staffeleinteilungen zu Stande gekommen sind, um Fahrtkosten weitestgehend zu vermeiden. Das ist für Vereine extrem wichtig. Aus meiner Sicht ist die Umsetzung bislang gut gelaufen.


Welche Probleme gibt es zurzeit im Fußballkreis?

Ohne das Schiedsrichterwesen würde kein Spiel-betrieb stattfinden. Unsere Schiedsrichter und Ansetzer stehen immer im Fokus aller Beteiligten an einem Fußballspiel und müssen viel Kritik aushalten – egal ob berechtigt oder nicht. Hier fehlt es nach meiner Einschätzung auch am notwendigen Respekt gegenüber den Schiedsrichtern und den Funktionären im Schiedsrichterausschuss. Der Ausschuss hat hier vielfältige und sehr umfangreiche Aufgaben zu koordinieren, das alles ehrenamtlich. Gegenwärtig bin ich mit der Führung des Schiedsrichterwesens und der Stimmung unter den Schiedsrichtern nicht so zufrieden. Hier müssen wir insbesondere die Zusammenarbeit im Schiedsrichterausschuss und nachfolgend die Kommunikation mit unseren Schiedsrichtern deutlich verbessern. Aber auch unsere Vereine sind in der Pflicht. Neben der Erfüllung der Pflichtmeldung von Schiedsrichtern würden wir uns als Fußballkreis darüber freuen, wenn sich die Vereine mehr der Gewinnung und Betreuung eigener Schiedsrichter widmen würden. Diese werden gerade auf Kreis-ebene permanent gebraucht, um den Spielbetrieb zukünftig absichern zu können. Mit Beginn des Jahres hat der Schiedsrichterausschuss eine Werbekampagne ins Leben gerufen, die erste Erfolge zu verzeichnen hat. Gegenwärtig läuft ein Lehrgang mit 22 Schiedsrichteranwärtern. Wir sind in guten Gesprächen mit allen Beteiligten, dass alle mehr und auch inhaltlich besser zusammenarbeiten müssen. Da gibt es Potenziale in unserem Fußballkreis, die aus Sicht des Vorstandes nur abgerufen werden müssen.


Apropos Zusammenwachsen: Aus drei kleineren Altkreisen ist ein großer entstanden. Wie sehen Sie den Stand in Südbrandenburg?

Das Zusammenwachsen ist natürlich nicht innerhalb von zwei Jahren erledigt. Dafür hatten alle Kreise ihre unterschiedlichen Organisationsstrukturen und Herangehensweisen. Daraus müssen wir die besten Gedanken bündeln, um alles unter einen Hut zu bekommen. Im Vergleich zu anderen Fußballkreisen innerhalb des FLB befinden wir uns aber nicht im Rückstand.


Wird im Vorstand inzwischen mit einer Stimme gesprochen?

Ich denke schon. Natürlich läuft noch nicht alles perfekt. Aber wir versuchen, unterschiedliche Perspektiven miteinander zu klären. Es gibt klare Verantwortlichkeiten im Vorstand und es sollte vermieden werden, sich in andere Kompetenzbereiche einzumischen. Natürlich beraten und entscheiden wir im Vorstand übergreifend. Schließlich sind wir dafür verantwortlich. Einige Vorstandsmitglieder haben mir schon gesagt, dass die Vorstandsarbeit inzwischen wieder richtig Spaß macht. Es macht einfach wenig Sinn, sich in Grabenkämpfen zu verstricken.


Was sind die nächsten großen Aufgaben für den Fußballkreis?

Die wichtigste Aufgabe ist das normale Tagesgeschäft. Es soll Fußball gespielt werden. Das Aufgabenfeld ist sehr umfangreich und groß, weil wir auch eine große Fläche abdecken müssen. Im Vergleich zu den ehemaligen drei Fußballkreisen sind der Koordinationsbedarf und das Organi- sationsvolumen jetzt für ganz Südbrandenburg wesentlich höher. Das ist eine echte Herausforderung an die Funktionäre im Fußballkreis, das alles täglich abzusichern. Hierfür gilt mein Dank an alle! Natürlich müssen wir noch mehr zusammenwachsen.


Wie sehen Sie den Fußballkreis Südbrandenburg im Vergleich zu den anderen Brandenburger Kreisen aufgestellt?

Wir sind gut aufgestellt und bereiten uns frühzeitig auf kommende Änderungen vor. Viele werden durch den DFB Masterplan schon strategisch vorgegeben. Wir haben zum Beispiel Pass Online, das im Landesspielbetrieb schon Vorschrift ist, bereits in der vergangenen Spielzeit in der Kreis-oberliga und den Kreisligen eingeführt und werden es diese Saison auf die anderen Staffeln erweitern.


Mit dem VfB Hohenleipisch ist der letzte Südbrandenburger Vertreter aus Brandenburgs höchster Spielklasse abgestiegen. Wo sehen Sie den Kreis rein sportlich?

Der unglückliche Abstieg des VfB Hohenleipisch aus der Brandenburgliga zeigt, wie schwer es gerade für Vereine aus Südbrandenburg ist, Spitzenniveau zu festigen. Perspektivisch wird es aus meiner Sicht wohl ganz schwer, im Süden Brandenburgs den Spielbetrieb auf höchster Landesebene mit der nötigen Nachhaltigkeit und in dem jetzigen Umfang aufrechtzuerhalten. Um Berlin herum können sich die Vereine kaum vor Mitgliedern und Nachwuchs retten, dazu kommt ein viel höheres Potential an Sponsoren. Da wird es zukünftig große strukturelle Unterschiede innerhalb des Landesverbandes geben. Ich erwarte aber auch, dass der FLB dies entsprechend berücksichtigt und bei seinen Entscheidungen einfließen lässt. Wir müssen aufgrund des demographischen Wandels in den ländlich geprägten Gebieten Lösungen für die Flexibilisierung des Spielbetriebes anbieten. Mit dem Spielen im verringerten Bestand oder den Wiedereinwechslungen in den unteren Spielklassen sind da erste Schritte gemacht.


Haben Sie dafür schon Lösungen im Blick?

Als Fußballkreis können wir da selbst wenig machen. Wir müssen aber die Entwicklungen beobachten und wenn es die Möglichkeit und Notwendigkeit gibt, auch gestaltend bei den Rahmenbedingungen einwirken. Mit vier Mannschaften in der Landesliga Süd ist unser Fußballkreis im Moment vernünftig vertreten. Es sollte aber aus unserem Fußballkreis auch mindestens einen Vertreter in Brandenburgs höchster Spielklasse vertreten sein. Das wird schwer, wenn man das zuvor Gesagte berücksichtigt. Unseren Vertretern in der Landes liga wünschen wir an dieser Stelle natürlich viel Erfolg verbunden mit der Hoffnung, dass der eine oder andere Verein den Aufstieg in die Brandenburgliga erreichen kann.

Sie sind gleichzeitig auch Vorsitzender der SpVgg Finsterwalde. In der Stadt hat es vor kurzem die Fusion von Hertha und dem DJK zum FC Sängerstadt gegeben. Gibt es auch weiter Gespräche mit der SpVgg für einen richtigen Großverein?

Ich finde die Fusion erstmal gut für Finsterwalde als Teilkonsolidierung der Vereine. Von unserer Seite wird es vorerst keine gemeinsamen Gespräche für eine weitere Fusion oder Spielgemeinschaft geben. Wir haben stets klar gesagt, dass wir den Zeitplan der Fusion nicht mitgehen konnten. Den Fusionsgedanken wird es in einem Verein erst geben, wenn die Notwenigkeit da ist. Trotzdem stößt es hoffentlich einen Prozeß auch in unserem Verein an, denn jedem muss klar sein, dass er auch etwas dafür tun muss, um eigenständig bleiben zu können. Aktuell ist eine Fusion oder Spielgemeinschaft also kein Thema für uns. Wir beobachten die weitere Entwicklung und freuen uns auf die Derbys, die den Finsterwalder Fußball sicher beleben.


Ein Hauptargument für die Fusion ist stets der mögliche große sportliche Sprung nach oben. Wie schätzen Sie das ein?

Ich bezweifle, dass es sofort zwei bis drei Spielklassen höher ginge. Sicher gibt es das Potenzial in Finsterwalde, aber die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Aus meiner Sicht wird es auch in Zukunft immer zwei Vereine in Finsterwalde geben - eine größeren und einen etwas kleineren.

Mit Sebastian Schulz sprach Sven Bock

Aufrufe: 017.8.2016, 18:00 Uhr
Sven BockAutor