2024-04-19T07:32:36.736Z

Im Nachfassen
Mitterteichs Trainer Reinhold Schlecht ist über die "verharmlosende Darstellung des brutalen Fouls" an Stefan Meisel noch immer verärgert. F: Nachtigall
Mitterteichs Trainer Reinhold Schlecht ist über die "verharmlosende Darstellung des brutalen Fouls" an Stefan Meisel noch immer verärgert. F: Nachtigall

Für Stefan Meisel ist die Saison beendet

Mitterteichs Top-Stürmer zieht sich Schien- und Wadenbeinbruch zu und ist schon operiert worden +++ SV-Coach Schlecht verägert über "verharmlosende Darstellung des üblen Fouls"

Fouls sind im Fußball an der Tagesordnung, sie gehören zu diesem Sport einfach dazu. Das weiß auch Reinhold Schlecht, Trainer des Landesligisten SV Mitterteich. Und dass es in Derbys, so wie am Samstag beim 1:1 beim SV Etzenricht mal etwas härter zur Sache geht, stellt für den 62-Jährigen auch kein Problem dar. Womit er aber im Nachhinein ganz und gar nicht einverstanden ist, ist die Art und Weise, wie sein Stürmer Stefan Meisel gefoult wurde und die damit einhergehende „verharmlosende Darstellung in manchen Medien“.

Das war schlichtweg ein brutales Foul der übelsten Sorte“, zeigt sich Schlecht auch zwei Tage nach dem Spiel beim SVE noch geschockt. Eine Aktion, die für Meisel das vorzeitigte Saisonaus bedeutet. Denn der 28-Jährige hatte sich nach dem Einsteigen von SV-Schlussmann Michael Heisig einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen, der noch am Samstag im Weidener Klinikum operiert wurde.

Kurze Rückblende: „Was sich beim Derby in Etzenricht in 20. Minute ereignet hatte, sprengte den Rahmen der Normalität“ – da sind sich die Mitterteicher Verantwortlichen einig. Vorsitzender Roland Eckert dazu: „Unser 14-facher Torschütze Stefan Meisel erwischte einen Steilpass und lief auf Etzenrichts Torhüter Michael Heisig zu. Dieser eilte aus seinem Kasten und fuhr völlig übermotiviert mit gestreckten Beinen Meisel in die Parade. Das war ein Foul brutalster Art. Wir hörten es auf der Bank krachen“, schildert der Mitterteicher Fußball-Chef die Ereignisse. Die erste Diagnose lautete: Splitterbruch des Schien- und Wadenbeines – eine Vermutung, die sich leider im Nachhinein bewahrheiten sollte.

Ebenso die von Schlecht im Vorfeld des Derbys getroffene Aussage, dass er „hofft, dass beide Teams am Ende auch wieder mit jeweils elf Mann vom Platz gehen können“. Eine Vorahnung des fußballerfahrenen SVM-Coaches, die leider so nicht eintreten wollte. Und eine Vorahnung, zu der er sich bei der Pressekonferenz nach dem Schlusspfiff nicht äußern wollte und konnte. „Da waren unmittelbar nach dem Ende des Spiels noch zu viele Emotionen vorhanden. Deswegen wollte ich auf die Szene, die zu Stefans Verletzung führte nicht eingehen, sondern die Sache erst etwas sacken und deren Bewertung anderen überlassen lassen“, blickt Schlecht zurück.

Allerdings sind diese Gefühle nach einer gewissen Zeitspanne noch immer nicht verflogen. Im Gegenteil: Nachdem seitens des SV Etzenricht, von dem sich der mit Rot vom Platz gestellte Keeper Michael Heisig und Abteilungsleiter Manfred Herrmann bei Schlecht für diese Szene entschuldigt und Meisel gute Besserung gewünscht hatten, das Foulspiel in der Berichterstattung „eindeutig verharmlosend“ dargestellt worden sei, platzte Schlecht am Montag doch noch der berühmte Kragen. „Es ärgert mich ungemein, auf welche Art und Weise Stefan verletzt wurde. So darf man als Torwart nicht reagieren, er ging mit beiden Beinen voran und ohne Rücksicht auf Verluste in diesen Zweikampf“, beschreibt Schlecht die Szene aus seiner Sicht. Wobei der 62-Jährige dem jungen Etzenrichter Schlussmann beileibe keine Vorsätzlichkeit unterstellt, sondern eher „Unbeholfenheit“ und „Fahrlässigkeit".

„Auch wenn er den Ball etwas erwischt hatte, hatte er keine eine Chance, an ihn komplett ranzukommen. Noch dazu hat Stefan, als er gesehen hat, wie Heisig auf ihn zukam, noch ein Bein rechtzeitig hochgebracht, wurde dann aber voll an seinem Standbein erwischt“, blickt der Mitterteicher Trainer zurück und weist gleichzeitig darauf hin, dass er mit der Beschreibung der Szene aus seiner Sicht nicht „verurteilen“, sondern „wachrütteln“ will: „Grundsätzlich sollten sich die Torhüter überlegen, ob sie so in einen Zweikampf gehen müssen, oder ob man nicht doch mehr Vorsicht walten lassen sollte.“ Ein guter Gedankenansatz Schlechts, wobei aber bezweifelt werden darf, ob sich dies Torhüter zu Herzen nehmen. Zu wünschen wäre es, denn dann könnten solche schlimmen Verletzungen wie sie Meisel nun erlitt, sicherlich vermieden werden. „Für uns wiegt Stefans Ausfall natürlich schwer“, weiß Schlecht auf den Rest der Saison eingehend. Immerhin habe er schon 14 Tore für den SVM geschossen und sei maßgeblich am guten Anschneiden mit 31 Punkten und dem damit verbundenen neunten Tabellenplatz beteiligt gewesen.

Stefan ist für uns momentan, sicherlich nicht zu ersetzen. Zumal uns unser zweiter Stürmer Frantisek Nedbaly wegen seiner andauernden Achillessehen-Problemen auch noch nicht zur Verfügung steht“, so der Mitterteicher Coach. Die Alternativen? „Sollte sich wider Erwarten ein Stürmer uns anschließen, sagen wir natürlich nicht Nein. Aber suchen können wir aufgrund unserer begrenzten Finanzen sicherlich keinen“, sagt Schlecht. Daher setzt er nun notgedrungen verstärkt auf den jungen Manuel Dürbeck, der eigentlich behutsam hätte aufgebaut werden sollen, sowie auf die nach ihrer Verletzung noch nicht vollkommen fitten Maxi Berek und Christian Weiß. „Sie haben das Zeug dazu, dass sie für Stefan in die Bresche springen können“, hofft der SVM-Trainer.

Aufrufe: 010.11.2014, 16:18 Uhr
Stephan LandgrafAutor