2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
Alexander Wuthe hat sich seinen Platz bei Eintracht Mahlsdorf erspielt.
Alexander Wuthe hat sich seinen Platz bei Eintracht Mahlsdorf erspielt. – Foto: Sebastian Räppold

"Langsam in dem Alter, wo ich mir ein zweites Standbein aufbauen muss"

Alexander Wuthe ergriff vor Saisonstart nochmal die Chance Regionalliga bei Lichtenberg 47 zu spielen. Eine Zusage für einen Ausbildungsplatz ließ seine Meinung aber ändern. Nun spielt er beim bisher ungeschlagenen Berlin-Liga Spitzenreiter Eintracht Mahlsdorf. Durch ehemalige Mitspieler lief die Eingewöhnung gut, zudem stellte sich aufgrund der Qualität auch der Erfolg ein. 2021 möchte er alle Spiele der Saison durchziehen.

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Alexander Wuthe
Drei Wochen geht der Lockdown – der ja auch den Fußball betrifft – nun schon.
Es ist eine harte Zeit für uns alle, nicht nur der Fußball, sondern alle müssen zusammen rücken.

Training mit dem Team ist nicht möglich. Hältst du dich trotzdem irgendwie fit oder habt ihr von eurem Trainer Anweisungen erhalten? Und wie ist der Kontakt in dieser Zeit mit den Mannschaftskollegen?
Ich habe mit ein paar meiner Mannschaftskollegen Kontakt und schreibe mit ihnen täglich. Soweit es unser Plan vereinbart, bin ich regelmäßig mit einem Mannschaftskollegen Niklas Thiel unterwegs und führe die Übungen, welchen unser Trainer uns vor der Corona-Pandemie geschickt hat durch.

38 Spiele gilt es zu absolvieren. Denkst du, die reguläre Fortsetzung der Berlin-Liga ist unter diesen Umständen noch möglich?
Ich bedauere zunächst einmal die längere Pause. Dadurch ist eine kleine Vorbereitung erneut notwendig. Allerdings befanden wir uns in einer sehr guten Phase, weshalb ich zuversichtlich bin, dass wir da weiter machen, wo wir aufgehört haben. Das Wichtigste zurzeit ist jedoch, dass wir alle gesund bleiben. Ich glaube, dass wir das restliche Jahr nicht mehr gegen den Ball treten werden, bin allerdings zuversichtlich, dass wir im nächsten Jahr alle Spiele nachholen und es wie gewohnt weiter geht. Ich freue mich auf jeden Fall, wenn wir wieder auf dem Platz stehen.

Wenn du beim SV Lichtenberg 47 geblieben wärst, dürftest du zumindest trainieren. Wie kam der „Sinneswandel“, den Regionalligisten nach dem Saisonstart wieder zu verlassen
Erstmal finde ich es schade, dass wir halt nicht trainieren können, aber das wird wieder, da bin ich zuversichtlich. Der Sinneswandel kam, da ich kurzfristig doch noch ein Ausbildungsplatz bekommen habe für den 1.9.2020 und es ziemlich schwierig wäre, das alles unter einem Hut zu bekommen.
Deshalb bedanke ich mich bei Lichtenberg 47 nochmals, dass sie mich doch kurzfristig noch gehen gelassen haben und ich mich Eintracht Mahlsdorf anschließen konnte, denen ich auch sehr dankbar bin, dass es geklappt hat. Ich bin jetzt auch langsam in dem Alter, wo ich mir nebenbei des Fußballs ein zweites Standbein aufbauen muss, da man nicht Ewigkeiten Fußball spielen kann. Bin aber froh, dass das alles so super geklappt hat.

Bei Lichtenberg 47 sind ja viele, oder alle Spieler erwerbstätig. Hast du dir das dann nicht auch zugetraut, oder war der Aufwand, den man dann nicht nur bei Lichtenberg, sondern generell in der Regionalliga betreiben muss, zu groß?
Doch ich hätte es mir schon zugetraut, aber der Aufwand war mir dann zu groß und ich hätte mich dann vielleicht wieder nur auf den Fußball konzentriert. Ich will halt meine Ausbildung durchziehen und wenn ich damit fertig bin, will ich vielleicht nochmal oben angreifen.

Hast du lange Zeit nicht nur davon geträumt, sondern auch danach gelebt, ausschließlich mit Fußball dein Geld zu verdienen?
Ja klar, jeder der Fußball spielt, träumt davon sein Geld mit Fußball zu verdienen.
Ich habe es eine Zeit lang auch mitgemacht und diese Zeit werde ich auch niemals vergessen, als ich bei Union Fürstenwalde gespielt hatte. Mit der Zeit wird man aber auch älter und da war mir halt eine sichere Zukunft wichtiger, auch wenn es wirklich eine tolle Zeit war.

Du bist mit Union Fürstenwalde in die Regionalliga aufgestiegen, hast dort dann drei Jahre gespielt. Welche Erlebnisse sind dir aus dieser Zeit noch in Erinnerung geblieben, und was ist das für ein Gefühl, wenn man dann gegen Teams wie Jena, Cottbus oder Leipzig spielt, wo auch mal 3 oder 4.000 Zuschauer im Stadion sind?
Der Aufstieg war eine Sache, die ich niemals vergessen werde. Ansonsten hatte ich auch eine spaßige und lehrreiche Zeit, bei welcher ich auch mit vielen Trainern gearbeitet habe und viele Erfahrungen sammeln konnte. Klar ist es geil, wenn man vor 4000–5000 Zuschauern spielt. Da bekommt man direkt Gänsehaut, wie auch gegen so glorreiche Clubs. Ich will diese schöne Zeit auch niemals vermissen, aber auch jetzt bei Eintracht Mahlsdorf macht es mir riesig viel Spaß.

In welchen Punkten liegen Vereine wie Union Fürstenwalde und Lichtenberg 47 gegenüber Eintracht Mahlsdorf und Buckow „vorn“. Sind die Strukturen oder das Stadion besser, die Kollegen stärker oder das Training intensiver?
Meine Stationen kann man nicht miteinander vergleichen. Fürstenwalde hat alles, was man braucht im Fußball, trainieren zweimal am Tag, sind Vollprofis und haben eine sehr gute Infrastruktur. Bei Lichtenberg ist halt auch eine sehr gute Struktur vorhanden, aber wie du schon meintest, da gehen alle noch arbeiten. Bei Eintracht Mahlsdorf ist auch alles gegeben für höheres, nur die Liga noch nicht. Ich bin mir sicher, dass sich das auch bald ändern wird. Die Zeit in Buckow erinnert mich eher an Freizeitfußball, im Gegensatz zu den anderen Vereinen, bei denen ich war. Trotz vorhandenem finanziellen Background habe ich keine Strukturen für höheren Ligen erkannt.

Und der Erwartungsdruck vom Verein oder von sich selber, ist der in der Regionalliga höher?
Ich möchte immer gut spielen und den maximalen Erfolg, da ist es egal ob Regio oder Berlin-Liga

Bei Eintracht Mahlsdorf bist du auf einige ehemalige Gegenspieler und Mitspieler gestoßen. Haben auch die dich von einem Wechsel überzeugt?
Das war auch ein Grund, warum ich mich für Eintracht Mahlsdorf entschieden hatte. Ich habe mit Filip Kristic und Niklas Thiel die ganze Zeit Kontakt gehabt und auch die haben mir sehr schnell geholfen mich zu integrieren in der Mannschaft. Ein weiterer Grund neben dem Gespräch mit dem Trainer, war das Mahlsdorf ein sehr gutes Konzept für die Zukunft hat und halt auch die vielen Mitspieler, die ich schon kannte, da war der Spaß und der Erfolg vorprogrammiert.

Nicht nur durch die vielen Regionalliganeuzugänge ist die Qualität in der Mannschaft riesig. Ist der Aufstieg nur Formsache?
Die Qualität ist wirklich enorm bei uns in der Mannschaft, aber das ist es, was so Spaß macht. Bei uns kann jeder spielen, weshalb wir auch so ein gutes Team sind. Dies ist natürlich auch dem Trainer geschuldet, welcher eine große Rolle spielt und uns ständig auf Laune hält. Formsache würde ich nicht sagen, wir müssen weiterhin unsere Spiele gewinnen und weiter konzentriert bleiben, dann haben wir auf jeden Fall eine sehr gute Chance aufzusteigen.

Welche Mannschaften schätzt du als ärgste Konkurrenten ein und warum?
Es gibt viele gute Mannschaften in der Liga, die man als Konkurrenten zählt. Klar guckt man verstärkt eher auf die Mannschaft, die jahrelang oben mitgespielt haben wie Sparta, Berliner SC oder gute Transfers gemacht haben, wie der Novi Pazar und die Reinickendorfer Füchse. Jeder dieser Truppen könnte uns gefährlich werden, da sie alle Qualität im Kader haben. Aber solange wir unsere Hausaufgaben machen, bin ich zuversichtlich, dass wir auch am Ende der Saison da stehen, wo wir jetzt stehen .

Bisher seid ihr ohne Niederlage durch die Saison gekommen. Ist das auch ein Ziel für die gesamte Spielzeit?
Auf jeden Fall wäre das top, wenn wir das bis zur Ende der Saison schaffen könnten, aber die Liga hat Qualität. Wir werden aber alles dafür tun, dass wir auf das Ziel hinarbeiten.

Aufrufe: 024.11.2020, 10:37 Uhr
Marcel PetersAutor